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Emma will’s wissen

Emma will’s wissen

Titel: Emma will’s wissen
Autoren: Maja von Vogel
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wurde.
    Ich dachte auch an Herrn Marten. Ob er heute ebenfalls in die Kirche ging? Er feierte Weihnachten bei seiner Tochter Inga, auch Pummelchen genannt. Pfarrer Pauli hatte sie angerufen und ihr erzählt, dass es ihrem Vater nicht so gut ging. Mona und ich hatten lange überlegt, wie wir Herrn Marten am besten helfen konnten. Zuerst wollten wir selbst bei Pummelchen anrufen, aber Mona meinte, es wäre besser, wenn das ein Erwachsener macht. Darum waren wir gestern zu Pfarrer Pauli marschiert und hatten ihm alles erzählt. Wir durften mithören, als er bei Inga anrief. Sie klang nett. Und sie machte sich Sorgen um ihren Vater, das merkte man sofort. Sie setzte sich gleich ins Auto, um ihn abzuholen. Jetzt ist Herr Marten fort. Sein Haus ist leer und dunkel. Ich weiß nicht, ob er noch einmal zurückkommt. Über die Feiertage bleibt er bei seiner Tochter, und wie es danach weitergeht, muss man sehen. Ich hoffe, es geht ihm gut.
    Als der Gottesdienst fast vorbei war, standen alle auf. Die Orgel fing an zu spielen und das Licht ging aus. Auf den Fens-terbänken flackerten Kerzen. Dann sangen alle zusammen »Oh, du fröhliche«. Ich bekam eine Gänsehaut. Mama griff nach meiner Hand und drückte sie. Mit der anderen Hand streichelte sie über ihren Bauch, der so rund war wie eine Weihnachtskugel.
    Und in diesem Moment kam das Weihnachtsgefühl doch noch bei mir an. Es schwappte über mich hinweg wie eine warme Welle und ich ließ mich einfach treiben.

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    15 . Kapitel
    Ein ganz besonderer Valentinstag
    E s passierte am vierzehnten Februar. Diesen Tag werde ich nie vergessen, so lange ich lebe, darauf könnt ihr Gift nehmen. Mitten in der Nacht wurde ich wach. Auf dem Hof schlug eine Autotür zu. Unten waren Schritte und Gemurmel zu hören. Dann polterte etwas. Ich rieb mir die Augen und sah auf den Wecker neben meinem Bett. Viertel nach zwölf. Wer machte denn mitten in der Nacht so einen Lärm? Hatte Klaus etwa wieder seine Kumpels mitgebracht? Silvester waren um zwei Uhr morgens lauter knatternde Mofas auf den Hof gefahren. Dann hatten Klaus und seine Freunde in der Küche Spiegeleier gebraten und dabei irgendwelche Lieder gegrölt. Alle im Haus waren wach geworden (abgesehen von Mona, sie schläft immer wie eine Tote). Mama war stinksauer gewesen und hatte Klaus eine ordentliche Standpauke gehalten.
    Ich sprang aus dem Bett und lief die Bodentreppe hinunter. Wenn Klaus wieder Ärger bekam, wollte ich das auf keinen Fall verpassen. Unten waren alle Lichter an. Aus dem Wohnzimmer hörte ich Stimmen. Ich riss die Tür auf und blieb überrascht stehen.
    Mama saß auf dem Sofa. Das heißt, eigentlich lag sie mehr. Sie hatte ihr Nachthemd hochgeschoben und ihr Bauch wölbte sich wie ein blasser runder Mond über dem Sofa. Babsi saß neben Mama und drückte auf ihrem Bauch herum. Sie sah sehr konzentriert aus. Ich runzelte die Stirn. Was machte sie hier, mitten in der Nacht? Gesa saß auf Mamas anderer Seite und hielt ihre Hand. Papa war auch da. Er stand vor dem Sofa und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah müde aus. Niemand beachtete mich. Alle starrten auf Mamas Bauch und auf Babsis Hände. Plötzlich wurde Mama ganz steif. Sie schloss die Augen und stöhnte. Dann presste sie die Lippen so fest zusammen, dass sie ganz weiß wurden.
    »Atmen!«, sagte Gesa. »Ganz ruhig atmen, so wie wir es geübt haben. Entspann dich. Ist gleich vorbei.«
    Mama schnappte nach Luft und ein komischer Laut kam aus ihrer Kehle. Es klang wie Paul, wenn man ihm aus Versehen auf den Schwanz getreten hatte. Besonders entspannt sah sie nicht aus. Offenbar klappte es nicht so richtig mit dem Schmerzen-Wegatmen. Dann sackte sie wieder in sich zusammen.
    »Das Baby ist schon in den Geburtskanal gerutscht«, verkündete Babsi. »Und der Muttermund ist leicht geöffnet.« Sie lächelte. »Es wird nicht mehr lange dauern, Lia.«
    »Jetzt schon?« Mama sah nicht besonders erfreut aus. »Aber es ist doch noch viel zu früh!«
    »Dein Baby hat es offenbar eilig«, sagte Babsi. »Keine Angst, es wird schon alles gut gehen. Allerdings würde ich lieber mit dir ins Krankenhaus fahren. Eine Hausgeburt ist mir unter diesen Umständen zu riskant.«
    Mama stöhnte. »Auch das noch! Ich hab überhaupt nichts gepackt! Und der Stubenwagen steht noch im Schuppen. Die Babykleider wollte ich auch noch durchwaschen. Ich dachte, ich hätte noch drei Wochen Zeit für die Vorbereitungen.«
    »Ich packe deine
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