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Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin

Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin

Titel: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
Autoren: Susan Schartz
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sein früheres Leben und um seine neue Existenz als Untoter aufrechtzuerhalten. Es war ein Zwischendasein, das begriff er nach und nach. Untot zu sein bedeutete, dass er nicht mehr am Leben war – aber auch nicht ganz tot, sondern irgendwo dazwischen.
    Einer seiner Gäste aus längst vergangenen Tagen, der oft nach Afrika und in die Karibik gereist war, hatte einmal von seelenlosen Untoten erzählt, die
Zombies
genannt wurden. Allerdings besaßen diese keinen eigenen Willen mehr, und das traf auf den ehemaligen Conte nicht zu. Demnach war er also etwas anderes. Etwas, für das es vielleicht einen Begriff gab, den er aber nicht kannte. Hätte er ihn gewusst, wäre er vielleicht beruhigt. Denn dann wäre er nicht der Einzige seiner Art – irgendwo hätte es bestimmt jemanden wie ihn gegeben, der ihm vielleicht hätte helfen können. Zum Beispiel mit dem Wissen darüber, wie man seine Seele zurückbekam. Oder wie man einfach nur starb.
    Doch er blieb unwissend. Es war eine bittere Erfahrung und die schlimmste Bestrafung, denn nun würde er nie Erlösung finden. Was konnte er noch tun? Verbannt aus allen Welten, blieb ihm, dem unsäglich Verstoßenen, nichts als das Leid – ewig und unveränderlich. Freude war etwas, das zu spüren ihm nicht mehr vergönnt sein sollte.
    Wusste die Königin von seinem Schicksal? Vermutlich nicht, hatte sie doch davon gesprochen, dass er sterben würde und sie künftig nicht mehr als Hündchen begleiten konnte. Außerdem hatte sie Erfahrung damit, anderen die Seele zu entreißen und zu verschlingen. Also … war er doch
anders
. Wie schon seit seiner Geburt, nichts hatte sich geändert. Selbst jetzt, da er kein Mensch mehr war, stach er aus der Masse hervor.
    Lange saß der seelenlose Untote nur da und dachte nach. Versuchte die Erinnerungen festzuhalten, die immer flüchtiger wurden. Sie zerrannen wie Sand, flossen in die leeren Abgründe, wo einst die Seele geruht hatte, und erstarrten.
    Es gab keine Ablenkung mehr. Die Königin war fort, und niemand erinnerte sich an ihr Hündchen. Hätte er noch gelebt, wäre er vielleicht längst verhungert oder zumindest verdurstet. Zeitgefühl besaß man in diesem Land nicht; ein Herzschlag dehnte sich manchmal bis zur Ewigkeit, und die Ewigkeit dauerte mitunter kaum einen Wimpernschlag. Sein Magen erinnerte sich noch daran, einst Speis und Trank genossen zu haben, und er nörgelte ab und zu, während er immer kleiner wurde.
    Wo waren alle nur hin? Warum kam niemand hierher? War der Mann etwa der Letzte, der zurückgeblieben war? Sollte er bis ans Ende aller Tage bleiben müssen, angekettet und untätig, zur ewigen Langeweile verdammt? Oder durfte er wenigstens wahnsinnig werden?
    … falls er es nicht schon längst war. Manchmal wirkten ihm seine Gedanken wie zäher Brei, dann wieder wie eine Springflut. Zwischendurch war er gar nicht bei Bewusstsein, wobei man diesen Zustand nicht als »Schlaf« bezeichnen konnte. Es war einer, in dem er »nicht war«, und wenn er wieder zu sich kam, war es ein Zustand, der »ein bisschen war«.
    Das ist doch absurd
, dachte das einstige Menschenhündchen verbittert,
dass es überhaupt kein Ende finden soll. Ich muss etwas unternehmen!
    Da kam ihm endlich die Erleuchtung.
    Dies war ein magisches Land, und er besaß die Anlage zur Magie. Die Königin, die bisher alles unter Kontrolle gehabt hatte, war fort. Wer sollte ihn also noch behindern?
    Zuerst die Fußfesseln, damit er sich frei bewegen konnte. Der Seelenlose hatte keine Ahnung, was er machen musste. Die meisten menschlichen Zauberer übten Entfesselungstricks. Das war nicht nur wichtig, um die Zuschauer zu beeindrucken, sondern unter Umständen auch, um einer Verhaftung zu entkommen. Sein Vater hatte sich gut darauf verstanden, und dem Sohn lag es ebenfalls im Blut. Geschickte Finger und Ruhe waren das Einzige, was man dazu brauchte. Schlösser, Öffnungsmechanismen – darin hatte der Seelenlose sich schon als Jüngling geübt, denn er hatte früher bereits viele Feinde gehabt.
    Er ließ die Ketten durch die Hände gleiten, prüfte die Fußringe. Sie waren aus Bronze, natürlich nicht Eisen, doch sehr gut gearbeitet und mit einem äußerst geschickten Verschluss. Er spürte ein seltsames Kribbeln unter der Fingerspitze – das Einzige, was zu spüren er noch in der Lage war: Magie.
    Ich bin ein Magier
, dachte er.
Wenn nicht hier, wo dann?
    Was hatte er zu verlieren? Zeit besaß er im Überfluss. Allmählich glaubte er nicht mehr daran, dass jemals
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