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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes
Autoren: Michael Marcus Thurner
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zeigen würde.
    Aber es kam nichts. Wie ein Wurm kroch er vor ihr und leckte den Boden ab, auf den sie irgendwann einmal ihren Fuß gesetzt hatte.
    Der Getreue war ein ganz anderes Kaliber. Seine physische wie psychische Präsenz stellte selbst für sie eine Herausforderung dar. Es war nur logisch, dass sie beide immer wieder zu körperlicher Vereinigung fanden und sich in nahezu animalischer Art aneinander rieben.
    Jahrhunderte und Jahrtausende in der Menschenrechnung waren ihr wie ein Tag. Augenblick reihte sich an Augenblick, und sie hielt ihr Reich in der Schattenwelt durch die Kraft ihres unbändigen Willens aufrecht. Ihre Begleiter und Verbündeten wären nichts, gar nichts, wenn sie in ihrer Konzentration nachließ. Sie würden verschwinden, versteinern, in den spiegelnden Ebenen elendiglich zugrunde gehen, zu geistlosen Nichtsen verkommen.
    Bandorchu strauchelte. Bevor einer ihrer Untergebenen die Schwäche erkennen konnte, zog sie sich in ihre Privatbereiche zurück. In jenen Teil der Zitadelle, den sie als Prunkstück betrachtete und den sie als einen der letzten fertiggestellt hatte.
    Angenehme Schreckensstille erwartete sie hier. Dazu Körper gewordene Bilder, mit denen sie sich umgab, die ihr schweres Schicksal erleichtern und unerwünschte Eindringlinge verschlingen sollten.
    Sie sehnte sich nach mehr Kraft. Der Getreue befand sich schon allzu lange in der Menschenwelt. Nur er war in der Lage, ihr zu liefern, was sie benötigte. So lange hatte sie ihr Hungerbedürfnis nicht stillen können. Nun stand das Portal in die Menschenwelt für manche ihrer Untergebenen offen. Sie mussten ihr Nahrung beschaffen: wohlschmeckende Seelensubstanz. Nur dann würde es ihr gelingen, irgendwann das für sie selbst passende Portal zu errichten.
    Andere Elfen kannten dieses prickelnde, im Leib kitzelnde Etwas der Seelen nicht; es gab ihr Kraft – und bereitete zugleich unermesslichen Schmerz.
    Wenn Gofannon gewusst hätte, dass sie einem ähnlichen Fluch unterworfen war wie er – wie hätte der ehemalige Gott reagiert? Hätte er gelacht und sie verspottet oder kriecherisch wie immer Beileidskundgebungen abgegeben?
    Sie sollte nicht so viele Gedanken an diesen Wicht verschwenden. Es raubte ihr nur dringend benötigte Kraft.
    »Der Getreue ist soeben angekommen!«, ließ sie ein Wach-Taure über das raffiniert angelegte Röhrensystem wissen, das sich Bandorchu erdacht hatte. »Darf er in Euren Privatbereich kommen, Herrin?«
    »Er soll sich unterstehen!«, befahl sie. »Er wird mich im Thronsaal erwarten.« Die Königin blickte sich um und verinnerlichte für einen Augenblick all die Sicherungszauber, Flüche und Banne, die sie wie ein undurchdringliches Netz gewoben hatte, um jedermann außer ihr selbst den Zugang zu ihren Privatgemächern zu verweigern.
    War alles bereit für die Zeit nach der Nahrungsaufnahme?
    Sie nickte unwillkürlich, dachte sich ein neues, paillettenbesetztes Kleid aus, schuf es und ließ es über ihre Haut gleiten. Es fühlte sich kühl und geschmeidig an, wie sie es sich gewünscht hatte. Eingearbeitete Pölsterchen massierten bei jeder Bewegung ihr Fleisch und schafften körperliches Wohlbefinden. Aus einem Topf zog sie ein paar Tröpfchen mit zerriebenen Eulenhoden angereicherten Drachenschweißes hoch; Substanzen, die fast unmöglich zu beschaffen gewesen waren. Sie sprenkelte die Flüssigkeit über ihren Hals. Die Mischung gaukelte ihrem jeweiligen Gegenüber jenen Geruch vor, den er am meisten schätzte.
    Ein letzter, kritischer Blick in den grauenvollen Spiegelsplitter, um ihr Aussehen zu überprüfen. Eine bewusste Kontrolle ihres Seins; das leichte Zittern ihrer Hände verschwand. Ein tiefes Durchatmen, das ihr die von ihren Untergebenen so bewunderte Beherrschung verschaffte. Dann war sie bereit, dem Getreuen gegenüberzutreten und sich die dringend benötigte Nahrung abzuholen.
    Er wehrte sich gegen ihren Einfluss, so gut er konnte. Vielleicht war er der Schwächere, vielleicht spiegelte er seine Unterlegenheit nur vor, um sich irgendwann mit all seiner Kraft an ihr zu versuchen. Es erschien Bandorchu unwahrscheinlich, war aber nicht zur Gänze auszuschließen.
    Er hatte seine Kapuze weit übers Gesicht gezogen; schließlich waren sie nicht allein. Mindere Berater wollten ihre Aufmerksamkeit erregen. Sie strafte sie mit Missachtung und konzentrierte sich auf die Aura, die den Getreuen ausmachte. Auch den Kau und Cor, die sich hinter dem Saum seiner Kutte verbargen, ignorierte
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