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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin
Autoren: Jana Paradigi
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Unendlicher Schmerz. Unendliche Leere. Bis zu jener schicksalhaften Nacht im »King’s Arms«. Die Nacht, in der er Anne Lanschie kennenlernte.
    In seinen letzten Atemzügen tauchte Annes Gesicht vor ihm auf. Ihre verführerischen Lippen, ihr hypnotischer Blick. Schon bei der ersten Begegnung im Pub hatte er ihr aus einem Impuls heraus gesagt, dass sie die Frau seiner Träume sei. Und das war sie geblieben. Sie hatte ihm durch den alten Schmerz geholfen und ihn neu erblühen lassen. Mit ihren Mitteln als Muse, ja, aber das änderte nichts an seinen Gefühlen.
    Ich liebe dich
.
    Mit diesem letzten Gedanken starb Robert Waller.
    Leicht und frei schwebte er einen erhabenen Augenblick lang zwischen den Welten, nur um in der nächsten Sekunde wieder in seinen Körper zu fahren. Seine äußere Wahrnehmung kehrte zurück, überrollte ihn förmlich in ihrer Intensität. Er hörte sein Herz rasen, spürte sich selbst schlucken, trinken, saugen.
    Als Anne ihm ihren Arm entzog, schlug er die Augen auf und atmete das erste Mal in seinem neuen Leben ein und aus. Annes Gesicht schwebte über ihm. Er lag in ihren Armen mitten auf der asphaltierten Straße. Die Backsteinwände rundherum schienen wie Wackelpudding zu wabern. Geräusche hallten wider, drangen aus jedem Winkel, aus jeder Ecke des Hinterhofs. Die Welt um ihn hatte sich verändert.
    Wo er vorher nur einen muffigen Geruch wahrgenommen hatte, machte er nun einzelne Details aus, als würde er sie auf der Zunge schmecken: trockene Erde, ein verwesender Mauskadaver, menschlicher Urin. Alles schien mit ihm in Resonanzwirkung zu stehen, sich rhythmisch auf ihn zuzubewegen und wieder abzuwandern. Robert musste mehrfach blinzeln, bis er sich in dieser Fülle an Eindrücken allmählich orientieren konnte. An ein Aufstehen war noch nicht zu denken, also konzentrierte er sich auf seine Atmung, versuchte sich zu entspannen und wartete, bis sich der Boden und die Mauern vor seinen Augen wieder verfestigten.
    »Wenn der Plan gelingen soll, musst du dich jetzt zusammenreißen und auf die Beine kommen«, flüsterte Anne. Trotz der nahenden Bedrohung lächelte sie.
    Robert hörte die Schritte – schwerfälliges Stampfen Dutzender Füße – und wusste: jetzt oder nie. Der Augenblick war gekommen, an dem er sich beweisen sollte. Schnell rappelte er sich auf, machte noch einen letzten Ausfallschritt zur Seite, bis er sein Gleichgewicht endgültig wiedergefunden hatte, und straffte entschlossen die Schultern. »Ich bin da und bereit!«
    Anerkennend nickte Lorec ihm zu, fixierte dann das Ende der Straße und ließ dem Fotografen den Vortritt.
    Robert roch die Untoten bereits, bevor sie um die Ecke bogen. Die Blutgräfin schritt mit hoch erhobenem Haupt an der Spitze, gefolgt von Tanner und Darby. Dann kamen die Mädchen. Er musste die Aufmerksamkeit der Gräfin auf sich ziehen, sie von den anderen trennen und ihr einen geschauspielerten Kampf bieten. Und an dessen Ende würde er sich beißen lassen. Kurz nur flackerte der Gedanke auf, dass etwas schiefgehen könnte. Dass sie ihm, statt sein Blut zu trinken, einfach den Kopf abreißen würde. Aber als Anne das passende Stichwort gab, blieb keine Zeit mehr für Zweifel. »Bring dich in Sicherheit, Robert!«, rief sie wie abgemacht. »Schnell, lauf weg!«
    Robert drehte sich gespielt unschlüssig auf der Stelle. Unauffällig wartete er, bis er Elisabeths Aufmerksamkeit hatte, dann rannte er dem Pulk wie ein aufgescheuchtes Huhn entgegen. Darby blieb als Erster stehen. Doch als Robert einen Haken schlug und unbeabsichtigt stolperte, schoss gleichzeitig mit seinem Adrenalin auch der Kopf der Gräfin in die Höhe. Es war, als könne sie seinen steigenden Angstpegel riechen.
    »Den übernehme ich«, sagte sie herrisch, als der Elf Robert ins Visier nahm. »Ihr schnappt euch den Rest dieses kläglichen Trupps.«
    Mit ausgestreckten Händen stürzte sie vorwärts. Robert stieß sich von der Hauswand ab, an der er im Straucheln nur knapp vorbeigeschrammt war, und rannte los. Erst schnell, von wirklicher Panik angetrieben, dann langsamer.
Du willst dich erwischen lassen
. Er musste gegen den Überlebenstrieb ankämpfen. Als er gut fünfzig Meter von den anderen entfernt war, zwang er sich zu einem Kniefall. Etwas ungeschickt krachte er seitlich auf die Straße und rollte sich mit einem Stöhnen ab. Seine Rippen schmerzten, und sein linker Knöchel pochte, aber nur für einen kurzen Moment. Dann war es vorbei. Er krabbelte über den Boden weiter und
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