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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie
Autoren: David Eddings
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Krager auf dem Marktplatz gesehen hatte, mußte nicht mit Sicherheit bedeuten, daß Martel sich in Cimmura aufhielt. Krager war sein Laufbursche und des öfteren einen halben Kontinent von seinem Herrn entfernt. Hätte der brutale Adus den regennassen Platz überquert, bestünde kein Zweifel, daß Martel sich in der Stadt aufhielt. Aus zwingendem Grund mußte Adus fest an der Leine gehalten werden.
    Es würde nicht schwierig sein, Krager zu finden. Er war ein schwacher Mann mit den üblichen Lastern und der üblichen Berechenbarkeit schwacher Männer. Krager würde leicht aufzuspüren sein, und Krager würde wissen, wo Martel zu finden war. Diese Information ließ sich leicht aus ihm herausholen.
    Sperber bewegte sich ganz leise, um seinen Getreuen nicht aufzuwecken, als er die Beine aus dem Bett schwang, ans Fenster trat und in den Regen starrte, der schräg auf den von Laternen beleuchteten Hof fiel. Abwesend legte Sperber die Hand um den silberumwickelten Griff des Breitschwerts, das neben seinem Paradepanzer stand. Er fühlte sich gut an – wie der Händedruck eines guten alten Freundes.
    Vage, wie immer, ging ihm die Erinnerung an den Klang von Glocken durch den Kopf. Den Glocken war er in jener Nacht in Cippria gefolgt. Erschöpft, verwundet und allein war er in der nach Mist stinkenden Nacht im Viehhof dem Klang der Glokken gefolgt und schließlich beinahe darauf zugekrochen. Dann endlich hatte er die Mauer erreicht und sich an den alten Steinen entlang getastet, bis er zum Tor gelangte. Dort war er zusammengebrochen.
    Sperber schüttelte den Kopf. Das lag lange zurück. Merkwürdig, daß er sich noch so deutlich an die Glocken zu erinnern vermochte. Mit der Hand um den Schwertgriff starrte er hinaus in die letzten Nachtstunden, beobachtete den Regen und entsann sich des Glockenklangs.
     
    2
     
    Sperber hatte seine Paraderüstung angelegt und schritt rasselnd im Kerzenschein der Stube hin und her, um sich wieder daran zu gewöhnen. »Ich hatte völlig vergessen, wie schwer sie ist«, gestand er.
    »Du bist verweichlicht«, rügte Kurik. »Du brauchst mindestens einen Monat auf dem Übungsfeld, um wieder in Form zu kommen! Bist du sicher, daß du sie heute tragen willst?«
    »Es ist ein formeller Besuch, Kurik, und formelle Anlässe erfordern formelle Kleidung. Außerdem möchte ich keinen falschen Eindruck erwecken. Ich bin der Streiter der Königin, und die Etikette verlangt, daß ich Paradepanzer trage, wenn ich ihr meine Aufwartung mache.«
    »Sie werden dich nicht zu ihr vorlassen«, prophezeite Kurik und reichte seinem Schutzherrn den Helm.
    »Nicht lassen?«
    »Tu nichts Törichtes, Sperber. Du bist ganz auf dich gestellt!«
    »Gehört Graf von Lenda noch dem Rat an?«
    Kurik nickte. »Er ist alt und hat nicht viel zu sagen, doch bringt man ihm immer noch zu große Hochachtung entgegen, als daß Annias es wagte, ihn abzusetzen.«
    »Dann habe ich zumindest einen Freund dort.« Sperber nahm Kurik den Helm ab und stülpte ihn über den Kopf. Das Visier schob er hoch.
    Kurik ging zur Fensterwand, um Sperbers Schwert und Schild zu holen. »Der Regen läßt nach«, stellte er fest, »und es wird hell.« Er kam zurück, legte Schwert und Schild auf den Tisch und langte nach dem silberfarbenen Wappenrock. »Streck die Arme aus«, wies er Sperber an.
    Sperber spreizte die Arme, und Kurik drapierte den Wappenrock über Sperbers Schultern, dann schnürte er die Seiten. Alsdann wickelte er den langen Schwertgürtel zweimal um seines Schutzherrn Hüfte.
    Sperber langte nach dem Schwert in der Scheide. »Hast du es geschärft?« fragte er.
    Kurik antwortete mit einem finsteren Blick.
    »Entschuldige.« Sperber befestigte die Scheide an den schweren Stahlknöpfen des Gürtels und schob sie auf die linke Seite.
    Kurik hängte das lange schwarze Cape an die Schulterplatten der Rüstung, dann machte er ein paar Schritte zurück und musterte Sperber von oben bis unten. »Na ja, es geht«, brummte er. »Ich bringe dir den Schild. Beeil dich lieber. Im Schloß steht man früh auf. Dadurch gewinnt man Zeit, Komplotte zu schmieden.«
    Sie verließen die Stube und stiegen die Treppe zum Herbergshof hinunter. Der Regen hatte nachgelassen, nur der böige Morgenwind peitschte vereinzelte Schauer aufs Pflaster. Noch zogen Wolkenfetzen über den grauen Himmel, aber im Osten breitete sich bereits ein Streifen bleiches Gelb aus.
    Der Pförtnerritter holte Faran aus dem Stall und half Sperber mit Kuriks Unterstützung in den
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