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Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser
Autoren: Regina Wall
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Wochenende habe er nämlich die Augen nach einer anderen Stelle offen gehalten. Nachdem er seinem Chef seine verzweifelte Lage und die dadurch resultierende, absolute Notwendigkeit erklärt hatte, hatte dieser sich für ihn eingesetzt und ihn einer Firma empfohlen, die ihren Sitz in Hamburg hatte. Zwei Wochen nach einem sehr fruchtbaren Vorstellungsgespräch hatte er die positive Antwort erhalten, auf die er gehofft hatte. Mit einem einzigen Anruf könne er Nägel mit Köpfen machen. Nun liege es an ihr. Könne sie sich vorstellen, ihn bei sich aufzunehmen wie einen streunenden Hund?
    „Ich kann überall arbeiten. Aber ein quantenphysikalisches Institut gibt es nun mal nicht an jeder Ecke – vor allem nicht in meiner Nähe“, war seine schlichte Antwort zu seinen Beweggründen gewesen.
    Auch Betty und Simon trafen sich regelmäßig, wobei sie sich den Spaß von den Nachteilen einer Wochenendbeziehung nicht nehmen ließen. Dennoch konnte es nur noch eine Frage von Monaten sein, bis Simon einen Umzugslaster bestellte, um seine wenigen Möbel zu Bettys großzügiger Wohnung karren zu lassen.
    Anna hingegen war schon seit einem halben Jahr glücklich mit Michael verheiratet und schob ein rundes Bäuchlein durch die Gegend. Dass sie im fünften Monat schwanger war, hielt sie dennoch nicht davon ab, sich mit ihren Freundinnen regelmäßig zu treffen und über die alten Zeiten zu klönen. Nicht nur einmal hatten sie der glorreichen Idee gedankt, die Betty und Anna für Lindas Überraschungsurlaub eine Kreuzfahrt buchen ließ. Diese Reise hatte das Leben von zwei Mitgliedern ihres Kleeblatts entscheidend zum Positiven verändert.
    I'm Walking , das in der Drittelpause lief und die Zuschauer bei Laune hielt, ging dem Ende zu. Linda nahm noch einen Schluck von ihrer Cola und wunderte sich, dass die Lichter in der Halle gedämmt und einige bunte Strahler angeschaltet wurden, die sich in einer großen Discokugel brachen. Alle reckten die Köpfe, sobald das Maskottchen der Freezers über das Eis glitt.
    Als die Klänge des nächsten Liedes ertönten, tat es Linda im Herzen weh, dass Philipp sich gerade jetzt in der Herrentoilette befand. Roger Cicero begann davon zu singen, wie wichtig Kompromisse in einer Beziehung seien, um wirklich glücklich zu sein. Sie liebte dieses Lied, seit sie es das erste Mal gehört hatte, und sang leise den Text mit.
    Doch dann stockte Lindas Atem. Das war nicht Roger, der da sang. Überrascht stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um gut auf das Eis sehen zu können. Und plötzlich entdeckte sie Philipp, der sich vorsichtig mit einem Mikrofon der Eismitte näherte und nun gerade beim Refrain angelangt war:

    Und das Geheimnis unseres Glücks
    sind keine Kniffe keine Tricks.
    Man muss halt nur zu leben wissen
    mit Kompromissen.
    Vollkommnes Glück hält ewig an,
    nur wenn man drauf verzichten kann.
    Man muss halt nur zu leben wissen
    mit Kompromissen. 1/3

    Dann wurde die Musik leiser gedreht und Philipp sprach ins Mikrofon: „Auf einer Reise in ein fernes Land habe ich eine ganz besondere Frau kennengelernt. Sie steht hier mitten unter uns und ist der größte Eishockey-Fan, den ich persönlich kenne.“ Das Publikum johlte vor Begeisterung. „Schon bei unserer ersten Begegnung wusste ich, dass ich sie näher kennenlernen musste. Dank eines vertauschten Koffers bekam ich dann auch die Gelegenheit dazu und habe mich damals Hals über Kopf in sie verliebt. Nun möchte ich dir, liebe Linda, eine Frage stellen, auf die du hoffentlich mit 'Ja' antwortest und mich damit zum glücklichsten Mann auf Erden machst:“ Er zog eine dunkelrote, langstielige Baccararose hinter seinem Rücken hervor. „Möchtest du mich heiraten und mit mir bis zum Ende unserer Tage auf dem Weg ins vollkommene Glück durch die Kompromisse des Lebens gehen?“
    Ein Sturm von begeisterten Rufen brach los. Knapp zwölftausend Fans grölten, tobten und pfiffen, was das Zeug hielt – und Linda stand mitten unter ihnen und war wie betäubt. Er fragte sie, ob sie ihn heiraten wolle!
    Als eine Frau neben ihr, die Philipp wohl vorher nicht bemerkt hatte, sie lachend anstieß und meinte: „Das ist ja so was von romantisch!! Da könnte sich mein Freund noch 'ne dicke Scheibe abschneiden. Ich beneide die Glückliche“, kam Leben in sie. Sie drängte sich unter überraschten Blicken an den Zuschauern in ihrer Sitzreihe vorbei und rannte die Treppen hinunter aufs Eis. Philipp kam ihr schon freudestrahlend entgegen, schloss sie in seine
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