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Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Titel: Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1
Autoren: Frank Rehfeld
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Felsquader schwärzlich verfärbt und wie mit einer Schicht aus Glas überzogen, als wären sie unter ungeheuren Temperaturen geschmolzen und wieder erstarrt. Etwas rechts von ihnen befand sich eine der Öffnungen. Sie war mit Astwerk und kleineren Felsen versperrt, doch ein kleines Tor schien hindurchzuführen. Eine Gestalt in einer dunklen Kutte mit hochgeschlagener Kapuze stand dort und bedeutete ihnen mit Gesten, näherzukommen.
    Lhiuvan änderte seine Richtung ein wenig und hastete als Erster an der Gestalt vorbei durch das Tor.
    Er hatte Tal’Orin erreicht!

21
VERBANNUNG
    Thalinuels Geschichte, September 11657
alter Zeitrechnung der Elben
    Nach der Verkündung des Urteilsspruches senkte sich ungläubige, lähmende Totenstille über den Platz. Niemand sprach oder rührte sich.
    Auch Thalinuel saß regungslos und stocksteif da, fühlte sich wie gelähmt. Die Gedanken rasten durch ihren Kopf, aber sie waren wirr und ungeordnet, und es gelang ihr nicht, einen davon klar zu fassen zu bekommen.
    Verbannung war das einzige Wort, das wieder und wieder in ihrem Kopf hämmerte.
    Verbannung …
    Das härteste Urteil, das es überhaupt in ihrem Volk gab. Da Elben niemals andere Elben töteten, existierte auch keine Todesstrafe, aber der Ausschluss aus der elbischen Gemeinschaft kam dem schon nahe, ganz besonders in der gegenwärtigen Situation. Sie würden allein oder unter den anderen Völkern leben müssen, die angesichts des aufgestauten Hasses vermutlich nichts lieber tun würden, als sie zu jagen, bis sie sie getötet hatten. Es war ihnen verboten, jemals wieder eine elbische Siedlung zu betreten, um dort Schutz zu finden, kein Elb würde ihnen beistehen, wenn sie in eine Notlage gerieten, oder auch nur mit ihnen sprechen.
    Hätte dieses Urteil nur Thalinuel getroffen, dann wäre es wohl tatsächlich nicht viel besser als ein Todesurteil gewesen, aber wenigstens war sie nicht allein. Innerhalb einer Gruppe von rund zweihundert anderen Elben waren ihre Überlebenschancen wesentlich größer, und sie würde auch nicht einsam sein. Vor allem, da Verilon derselbe Richterspruch getroffen hatte.
    Nach einigen Sekunden brach auf dem Platz erschrockenes Gemurmel aus. Schmährufe wurden laut. Molakan und seine Ideen hatten nach wie vor eine große Anhängerschaft, die wie vor den Kopf gestoßen war. Niemand hatte ein so hartes Urteil erwartet, vor allem nicht, nachdem sie miterlebt hatten, wie das Tribunal verlaufen war und der frühere Hüter der Türme alle gegen ihn vorgebrachten Anklagen hatte entkräften können.
    Vereinzelt wurden sogar Drohrufe gegen den König ausgestoßen. Die Garde hatte Probleme, die Menge noch im Zaum zu halten. Stellenweise kam es zu Rangeleien.
    »Ich glaube, Lotharon hat gerade den größten Fehler begangen, den er überhaupt machen konnte, und ich bin sicher, er wird ihn noch bitter bereuen«, stieß Verilon hervor.
    Thalinuel schreckte wie aus einem tiefen Schlaf auf. Einem von Albträumen gequälten Schlaf.
    »Was?«
    »Ich sagte, dass Lotharon gerade einen massiven Fehler begangen hat. Wenn er glaubt, unsere Ansichten auslöschen und die Spaltung unseres Volkes verhindern zu können, indem er uns verbannt, dann wird ihn die weitere Entwicklung bald eines Besseren belehren. Auch das Verhängen des Kriegsrechts gibt ihm keinen Freibrief, sich wie ein Despot aufzuführen.«
    Thalinuel blickte ihn verwirrt an. Wie konnte er in so einem Moment an Politik denken? War sein eigenes Schicksal ihm denn völlig gleichgültig?
    Mit sichtlicher Bestürzung ließ der König seinen Blick über die Menge schweifen. Er wirkte besorgt, hatte offenbar bei weitem keine so heftige Reaktion erwartet. Weitere Krieger kamen herangeeilt, um die Absperrungen zu verstärken und seine Sicherheit zu gewährleisten. Selbst tätliche Übergriffe schienen nicht mehr völlig ausgeschlossen.
    Molakan stand auf und stieg auf den Stuhl, auf dem er bislang gesessen hatte. Mit ausgebreiteten Armen signalisierte er seinen Anhängern, sich zu beruhigen.
    »Heute ist ein historischer Tag, der in die Geschichtsschreibung unseres Volkes eingehen wird!«, rief er so laut, dass er sogar den Lärm der Menge übertönte. Rasch nahm dieser ab – man wollte hören, was er zu sagen hatte. »Der König hat sich als ein Herrscher entlarvt, der Recht und Unrecht so hinbiegt, wie es in seine Pläne passt, und der härter gegen sein eigenes Volk als gegen dessen Feinde vorgeht.«
    »Bringt ihn zum Schweigen! Führt die Verurteilten ab!«,
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