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Eine Chance für die Zukunft (German Edition)

Eine Chance für die Zukunft (German Edition)

Titel: Eine Chance für die Zukunft (German Edition)
Autoren: Kerry Greine
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damit ich nicht schreien konnte. Ich bekam kaum noch Luft. Dann zog er mich
hinter die Büsche und warf mich bäuchlings auf den Boden. Ich versuchte mich zu
wehren, wollte nach ihm treten, irgendetwas, aber er schlug immer wieder zu,
überall hin, während er mein Kleid hochriss. Er flüsterte mir ins Ohr, ob ich
das Partyflittchen wäre, und dass ich ja anscheinend jeden ranlassen würde.
Also sollte ich mich jetzt nicht so zieren.“
    Meine Stimme ist kaum mehr
als ein Flüstern, ich schlucke immer wieder gegen die Tränen an, die mir bei
der Erinnerung in die Augen steigen, als ich weiter spreche.
     „Er schob mir ein Stück
Stoff, seine Krawatte oder so, in dem Mund und drückte meine Beine auseinander
und... und vergewaltigte mich. Es tat so weh. Ich hatte noch nie solche
Schmerzen. Und ich konnte nichts tun. Egal, wie sehr ich mich gewehrt habe und
versucht habe mich unter ihm heraus zu schieben, er hielt mich immer fester,
wie ein Schraubstock und schlug dabei immer wieder auf mich ein. Nachdem er
fertig war stand er auf und trat nach mir. In den Bauch und die Rippen und ich
konnte nicht einmal mehr schreien, weil ich solche Schmerzen hatte und dann hatte
er auf ein Mal einen Stein in der Hand und schlug mich damit bewusstlos.“
    Ich schluchze leise auf,
kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Colin rutscht zu mir herüber und zieht
mich auf seinen Schoß. Ich lege mein Gesicht in seine Halsbeuge und er hält
mich ganz fest und murmelt mir beruhigende Worte ins Ohr, während ich weine.
Vorsichtig streichelt er immer wieder über den Rücken, bis ich mich langsam
beruhige.
    Irgendwann zittere ich nur
noch, meine Tränen sind versiegt. Colin reicht mir ein Taschentuch und fragt
mich leise: „Geht’s wieder?“
    Als ich nur nicke sagt er:
„Du musst nicht weiter erzählen. Es tut mir leid, dass ich so darauf gedrängt
habe, dass du mit mir sprichst.“
    „Nein, es ist okay. Ich
bringe es zu Ende. Du sollst alles wissen.“
    Ich bleibe in seinen Armen,
auf seinem Schoß sitzen und erzähle langsam weiter.
    „Als ich wieder zu mir kam,
war er weg. Ich versuchte mich aufzurappeln, aber mir tat alles weh. Irgendwann
kam ich auf die Füße. Mein Kleid hing in Fetzen und ich konnte überall Blut an
mir sehen. Dann schleppte ich mich durch die Dunkelheit zurück zum Parkplatz.
Ich wich allen Lichtern aus, damit mich keiner der anderen Gäste bemerkt. Dann
versteckte ich mich hinter dem Auto meines Bruders und rief ihn an. Das Handy
hatte ich zum Glück in meiner Tasche. Er kam sofort heraus und brachte mich ins
Krankenhaus. Auf dem Weg dahin wurde ich wieder ohnmächtig. Als ich aufwachte,
lag ich in einem Krankenbett, angeschlossen an Maschinen. Fast zwei Tage waren
seit der Vergewaltigung vergangen. Ich hatte einen Schädelbruch und innere
Blutungen gehabt. Und natürlich jede Menge Prellungen. Nach gut zwei Wochen
durfte ich das Krankenhaus verlassen. Ich zog zu meinen Eltern und lag
eigentlich nur noch im Bett. Ich wollte nichts mehr hören und sehen von der
Welt. So ging das ein paar Wochen. Dann musste ich zur Nachkontrolle beim
Gynäkologen und der hat festgestellt, dass ich schwanger bin. Ich bin an jenem
Abend schwanger geworden, aber ich weiß nicht, ob von dir oder…
    Naja, jedenfalls entschied
ich mich, dieses Baby zu behalten. Egal was passiert war, das Kind konnte
nichts dafür. Ich kündigte meinen Job und zog aus meiner WG hierher, in das
Haus meiner Patentante. Meine Eltern waren nicht gerade begeistert, aber ich
wollte mein Leben wieder selbst in die Hand nehmen. Für das Baby und mich. Ich
machte eine Therapie und fing an, Krimis zu schreiben. Meine Therapeutin meinte
irgendwann einmal, meine Bücher wären meine Art, den Überfall zu verarbeiten.
Vielleicht hat sie Recht. Auf jeden Fall habe ich diesen Abend trotz allem nie
bereut. Wenn dieser Abend nicht gewesen wäre, hätte ich Lilly nicht. Und sie
ist das Beste, was mir je passiert ist.“
    Nach ein paar Minuten
Schweigen schaue ich auf, sehe in Colins wunderschöne Augen und versuche zu
scherzen: „Hey, es besteht immer noch die Chance, dass ihr Vater ein
gutaussehender Traumtyp ist.“
    Colin geht darauf ein und
sagt lächelnd: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Lilly von mir ist. Ich hatte
als Kind genauso viel dummes Zeug im Kopf, wie sie.“
    Wieder ernst flüstere ich:
„Aber Lilly ist blond und wir sind beide dunkelhaarig.“
    Ich lege den Kopf wieder
an seine Schulter und schließe die Augen. Ich bin total erschöpft.
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