Eine Braut muss her!
formell vorgestellt worden.”
Russell entging nicht, dass Mrs Wardour durch die Anspielung auf eine längere Bekanntschaft mit ihm in Verlegenheit geraten war. Um sie der Peinlichkeit einer Erklärung zu entheben und sie nicht noch mehr in Bedrängnis zu bringen, auch wenn sie ihn vor Jahren schlecht behandelt hatte, stand er auf, verneigte sich und sagte: “Mrs Wardour und ich haben uns als Kinder gekannt, uns aber leider aus den Augen verloren. Wir sind uns erst hier wieder begegnet.”
Für sein galantes Verhalten war Mary ihm dankbar. Sie lächelte ihn an und erwiderte: “Mylord, das ist Miss Elizabeth Truman, meine Gesellschafterin. Elizabeth, Sie haben die Ehre mit Seiner Lordschaft, Viscount Hadleigh.”
“Es ist mir ein Vergnügen, Mylord”, sagte Elizabeth höflich. “Es dürfte Ihnen nicht geläufig sein, dass ich vor einigen Jahren bei Ihrer heutigen Schwägerin in Stellung war. Ich hoffe, es geht ihr gut.”
“Danke der gütigen Nachfrage”, äußerte Russell freundlich und nahm wieder Platz. “Mittlerweile ist sie Mutter eines quirligen und sehr hübschen Jungen.”
“Es überrascht mich nicht zu hören, dass sie einen gut aussehenden und temperamentvollen Sohn bekommen hat, denn auch sie ist sehr attraktiv und lebhaft.”
“Ich danke Ihnen in ihrem Namen für das Kompliment”, erwiderte Russell lächelnd.
Jäh empfand Mary einen Stich der Eifersucht auf seine Schwägerin und schüttelte im Stillen über sich selbst den Kopf. Es war lächerlich, so übertrieben zu reagieren, denn schließlich handelte es sich um die Frau seines Bruders. Zudem konnte es ihr gleich sein, wen er bewunderte und wen nicht. Widerwillig gestand sie sich indes ein, dass sein Eintreten für seine Schwägerin sie nicht unbeteiligt ließ, denn in seiner Gegenwart fühlte sie sich um Jahre zurückversetzt und von ihm wieder so beeindruckt wie als siebzehnjähriges Mädchen.
Elizabeth war zu der Einsicht gelangt, dass Mr Markham keineswegs der richtige Gatte für Mrs Wardour war. Beim Betreten des Gesellschaftszimmers hatte er verkündet, die Herren würden bis auf Lord Hadleigh am nächsten Tag zu einer Hinrichtung fahren, ein Vorhaben, das Elizabeth aufs Höchste missbilligte. Es nahm sie für Lord Hadleigh ein, dass er nicht gewillt war, sich dieses scheußliche Spektakel anzuschauen. Er war ihr entschieden sympathischer als Mr Markham, und es wäre ganz in ihrem Sinn gewesen, wenn er die alte Bekanntschaft mit Mrs Wardour auffrischte.
“Mit Verlaub, Madam”, wandte sie sich an sie. “Da Sie in künstlerischen Dingen sehr bewandert sind, wären Sie beim Betrachten der Gemäldesammlung Sir Godfreys gewiss die sachkundigste Begleitung für Seine Lordschaft.”
Mary fühlte sich in die Enge getrieben. Einerseits hatte sie sich vorgenommen, sich ihm fern zu halten, andererseits fühlte sie sich stark zu ihm hingezogen. Unschlüssig erhob sie sich und sagte: “Nun, wenn Sie unbedingt auf meiner Begleitung bestehen, Sir, werde ich mich Ihrer Bitte fügen.”
“Sie machen mir eine große Freude”, erwiderte er, erhob sich rasch und reichte ihr den Arm.
Ihr fiel auf, dass man sie mit Blicken verfolgte, als sie mit ihm den Raum verließ.
Sir Godfrey wartete, bis die Tür sich hinter dem Viscount und Mrs Wardour geschlossen hatte, schlenderte dann zum Sohn und raunte ihm streng zu: “Willst du, dass Hadleigh dir bei Mrs Wardour zuvorkommt? Du weißt, ich will, dass er deine Schwester heiratet. Ich hoffe, du begreifst endlich, dass du nicht zögern darfst, Mrs Wardour um ihre Hand zu bitten. Ist dir immer noch nicht bewusst, dass unsere finanziellen Sorgen durch diese Ehe behoben würden? Ich verstehe nicht, wieso du deine Zeit mit deinen gegen meinen Willen hergebrachten Freunden vertrödeln kannst!”
“Ich muss dich wohl nicht daran erinnern, Vater, dass nicht ich die Familie durch hohe Verluste beim Glücksspiel in Nöte gebracht habe!”, erwiderte Peregrine verärgert. “Wieso soll ich dir aus der Bredouille helfen, indem ich einen Blaustrumpf heirate, der obendrein älter ist als ich und sich für nichts interessiert, das mir gefällt?”
“Wenn du noch länger zögerst, dich Mrs Wardour zu erklären, wird bald alle Welt wissen, dass wir wirtschaftlich ruiniert sind!”, antwortete Sir Godfrey erzürnt. “Bislang ist es mir gelungen, den schönen Schein zu wahren, doch meine Gläubiger wollen nicht länger auf ihr Geld warten. Und welche Rolle spielt es, dass Mrs Wardour keinen Gefallen an deinen
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