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Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Titel: Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Autoren: Roxann Hill
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Ich verfehlte ihn. Einmal, zweimal.
    Mein dritter Schuss traf, aber da war der Rabe bereits so nahe, dass ich ihn mit ausgestrecktem Arm hätte berühren können. Meine Kugel schlug eine klaffende Wunde in seinen Flügel.
    Sein Schnabel hakte mit rasender Geschwindigkeit in meine Schulter. Immer wieder bohrte er sich in mein Fleisch und riss Gewebeteile heraus.
    Ich schrie vor Schmerzen, griff blind zu und bekam Federn zu fassen. Ich krallte mich hinein, so fest ich konnte.
    Der Rabe krächzte, das Krächzen wurde lauter, menschlicher und verschmolz zu einem quälenden Schrei.
    Ich hielt kein Tier mehr. Ich hatte meine Hände um den Hals einer Frau gelegt. Die Frau war nackt. Ihr Haar war schwarz und ihr Gesicht war hassverzerrt.
    Mit übermenschlicher Kraft klammerte sie sich an mich. Ihre rotlackierten Nägel kratzten nach meinen Augen. Und sie schrie, sie schrie noch immer.
    „Stirb endlich. Stirb!“
    Ich zog meinen Kopf zurück, um ihrem Angriff auszuweichen und ihre Finger, die nach meinem Gesicht gezielt hatten, rissen mir die Reste meiner Jacke vom Leib und bohrten sich in meine Oberarme.
    „Du hast es wieder getan! Du hast mir meine Familie genommen! Aber das eine sag ich dir. Ich lass dich nicht davonkommen!“
    Ich versuchte, mich aus ihrem Griff zu lösen, versuchte, sie abzuschütteln, doch es gelang mir nicht.
    Da merkte ich, was sie vorhatte.
    Sie wollte nicht mit mir kämpfen.
    Sie wollte mich zerstören und ihr eigenes Leben war ihr dabei gleichgültig.
    Ich hatte keine Chance, von ihr loszukommen. Sie zog mich weiter an sich. Zusammen taumelten wir bis zur Brüstung.
    Ich stieß mit meinem Kopf zu, traf hart ihre Nase. Sie fing an zu bluten, aber ich konnte sie nicht bremsen.
    Sie drückte mich mit dem Rücken ans Geländer, hielt mich fest. Ihre Augen waren nur Zentimeter von meinen entfernt.
    „Eines verspreche ich dir, Lilith. Ich werde dich und alle die du kennst und liebst, verfolgen, mit all meiner Kraft, mit all meinem Hass! Ich werde euch quälen, bis ihr um Gnade winselt und darum bittet, dass ich euch von euren Schmerzen erlöse! Die Rache an dir wird von nun an der einzige Sinn meiner Existenz sein! Schreiend sollst du zugrunde gehen!“
    Ihr Griff wurde noch fester. Er drohte, mich zu ersticken.
    Meine Hände rutschten von ihrer Kehle. Ich bekam eine Kette zu fassen, die sie um den Hals trug und fetzte sie ab.
    In diesem Moment sprang sie hoch und riss mich mit sich über die Brüstung.
    In einer engen Umarmung des Todes stürzten wir in die Tiefe.
    Dumpf schlugen wir auf dem Asphalt auf.
     
    27
     
    Die Schmerzen waren verschwunden. Aber ich konnte mich nicht rühren. Jeder Knochen meines Körpers schien gebrochen.
    Aus einem hellen Licht schälte sich meine Umgebung heraus. Zuerst stückweise, dann ergab es ein ganzes Bild. Vor mir lag eine unirdisch schöne Frau. Dichtes schwarzes Haar umrahmte ihr perfektes Gesicht. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Sie verloren gerade ihren Glanz. Die Frau starb.
    Nicht nur mein Körper war zerborsten. Auch mein Leben war zerschmettert. Mein falsches Leben. Meine Fassade.
    Ich kannte die Frau, die vor mir lag. Die Frau, die versucht hatte, mich zu töten. Ich wusste genau, warum sie mich abgrundtief hasste.
    Meine Augen wanderten zu meinem Arm. Er war unnatürlich nach oben abgewinkelt. Zwischen meinen Fingern baumelte eine goldene Kette herab, an deren Ende ein mit Diamanten besetztes Medaillon hing.
    Es war fast, als würden meine Blicke über eine eigene Kraft verfügen. Mein Arm zitterte und fiel zu Boden. Das Medaillon entglitt meiner Hand. Klappernd fiel es auf den Asphalt. Ein Mechanismus wurde ausgelöst und der Deckel sprang auf.
    Im Inneren konnte ich zwei kleine, gemalte Portraits erkennen.
    Eine Melodie ertönte.
    Die Töne kamen abgehackt, ohne Beziehung schwebten sie zu mir heran. Langsam, ganz langsam verstand ich ihren Klang. Ein Klang aus einer anderen Zeit. Ein Klang aus einem anderen Leben.
    Mein Blick trübte sich.
    Ich erinnerte mich.
     
    Vor mir eine reich verzierte Tür, offenstehend, von den Strahlen der Sonne beschienen. Dahinter ein Gang, lang und ins Dunkle führend.
    „Komm endlich!“, ruft jemand und mir wird klar, dass ich das bin.
    Die Stille dehnt sich aus und dann höre ich Schritte. Sie werden schneller, sie pochen trommelnd, und endlich kann ich ihn sehen. Ein kleiner Junge, vielleicht acht Jahre alt, rotblonde Haare, Sommersprossen. Wunderbare grüne Augen.
    Er trägt einen Anzug aus Samt, darunter ein
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