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Ein wunderbarer Liebhaber

Ein wunderbarer Liebhaber

Titel: Ein wunderbarer Liebhaber
Autoren: Nora Roberts
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sie in das kleine Badezimmer. „Ich warte vor der Tür“, warnte er. „Wenn Sie vernünftig sind, wird Ihnen nichts passieren.“
    Im Bad suchte sie sofort nach einer Fluchtmöglichkeit, aber es gab nicht einmal ein Fenster. Keine Waffe. Nichts. Nur eine Handtuchstange, die sich nicht lockern ließ. Sie musste einen anderen Weg finden. Sie würde einen anderen Weg finden.
    Serena ließ kaltes Wasser ins Waschbecken laufen und bespritzte sich das Gesicht. Sie durfte den Mann nicht unterschätzen. Er war gefährlich, weil er ebenso verängstigt war wie sie. Also musste sie sich noch ängstlicher geben. Sie würde sich zusammenkauern und weinen. Er durfte nicht merken, dass sie bei der erstbesten Gelegenheit fliehen wollte. Aber zunächst musste sie herausbekommen, was er vorhatte.
    Sie öffnete die Tür und ließ sich an den Handgelenken packen. „Bitte, was wollen Sie tun?“
    „Ich werde Ihnen nicht wehtun“, wiederholte Terry und zerrte sie zum Bett. „Er wird bezahlen.“
    „Wer?“
    Sie sah die Wut in seinen Augen, als er die Handschelle wieder zuschnappen ließ. „Blade.“
    „Mein Vater hat mehr“, begann sie hastig. „Er…“
    „Blade wird zahlen“, unterbrach er sie scharf.
    „Haben Sie… haben Sie die Bombe in Vegas gelegt?“
    Terry reichte ihr den Tee. „Ja.“
    Sein Blick war so hasserfüllt, dass sich ihr der Magen umdrehte. „Warum?“ fragte sie leise.
    „Er hat meinen Vater getötet“, erwiderte Terry und verließ den Raum.
    Als das Telefon läutete, zuckten alle zusammen. Justin eilte an den Apparat. „Halten Sie ihn so lange wie möglich hin“, befahl einer der Detectives. „Und Sie müssen mit ihr reden, bevor Sie verhandeln.“
    Wortlos griff Justin nach den Hörer. Das Tonband lief unhörbar mit. „Blade.“
    „Wollen Sie Ihre Squaw zurück, Blade?“
    Eine junge Stimme. Verängstigt. Dieselbe Stimme, die er auf den Polizeibändern in Las Vegas gehört hatte. „Wie viel?“
    „Zwei Millionen, in bar. Kleine Scheine. Ich lasse Sie wissen, wann und wo.“
    „Lassen Sie mich mit Serena reden.“
    „Vergessen Sie’s.“
    „Woher weiß ich, dass Sie sie wirklich haben?“ fragte Justin. „Woher weiß ich, dass sie… „ Er musste die Worte herauszwingen, „… noch am Leben ist.“
    „Ich denke darüber nach.“
    Die Leitung wurde unterbrochen.
    Serena kauerte sich unter der Decke zusammen. Ihr war kalt, aber die Kälte hatte nichts mit der Temperatur zu tun. Er hat meinen Vater getötet. Konnte es der Sohn des Mannes sein, der Justin vor all den Jahren angegriffen hatte? Der Hass musste sich in ihm aufgestaut haben, seit er ein kleiner Junge war. Serena fröstelte und zog sich die Decke fester um die Schultern.
    Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Es war fast still, kein Verkehrslärm. Leises Rauschen. War das der Ozean? Oder der Wind? Wie weit außerhalb der Stadt waren sie? Würde man sie hören, wenn sie die Tasse durchs Fenster warf und schrie? Noch während sie ihre Chancen abwog, kehrte Terry zurück.
    „Ich habe Ihnen ein Sandwich mitgebracht.“
    Er wirkte noch nervöser als zuvor. Sie musste ihn zum Reden bringen. „Bitte lassen Sie mich nicht allein.“ Sie packte seinen freien Arm und sah ihn flehentlich an.
    „Sie werden sich besser fühlen, wenn Sie gegessen haben“, murmelte er und hielt ihr das Sandwich unter die Nase. „Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich tue Ihnen nichts, wenn Sie keine Tricks versuchen.“
    „Ich habe Sie gesehen“, sagte sie und ging das Risiko bewusst ein. „Wie können Sie mich gehen lassen?“
    „Ich habe Pläne.“ Rastlos ging er auf und ab. Er ist nicht groß, dachte sie, ich könnte es schaffen. „Wenn ich denen sage, wo Sie sind, bin ich längst weg. Mit zwei Millionen Dollar werde ich mir ein bequemes Versteck suchen können.“
    „Zwei Millionen“, flüsterte sie entsetzt.
    „Keine Sorge, er wird bezahlen.“ Terry lachte.
    „Sie sagten, er hätte Ihren Vater getötet.“
    „Er hat ihn ermordet.“
    „Aber er wurde freigesprochen“, protestierte sie.
    „Alles nur Politik, hat meine Mutter mir erzählt. Sie haben ihn freigelassen, weil er ein armer Indianerjunge war. Sein Anwalt hat die Zeugen bestochen.“
    Seine Mutter musste ihn jahrelang zur Rache getrieben haben. Mit ein paar Worten von ihr war das nicht zu ändern. Hatte seine Mutter ihm auch von Justins Narbe erzählt? Oder davon, dass sein Vater betrunken gewesen und von seinem eigenen Messer getötet worden war? „Es tut mir
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