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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
Autoren: Ian Rankin
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genommen. »Sieht schlecht für die Hearts aus«, sagte der Sektionsgehilfe zu ihm. »Pressley ist nicht mehr Kapitän, und die haben bloß einen Ersatzcoach.«
    »Musik in DC Clarkes Ohren«, erklärte Rebus dem Mann. Er hielt die Zeitung hoch, so dass sie die Titelseite sehen konnte. Ein halbwüchsiger Sikh war im Pilrig Park überfallen und um den Haarknoten kürzer gemacht worden.
    »Gott sei Dank nicht unser Revier«, sagte sie. Als sie Schritte hörten, drehten sie sich alle drei um, aber es war bloß Chris Simpson, der mit einem schmalen Buch zurückkam. Rebus nahm es ihm ab und sah sich den Rückendeckel an. Das Gesicht des Dichters starrte ihm ernst entgegen. Rebus zeigte es Clarke, die mit den Schultern zuckte.
    »Sieht schon wie dieselbe Lederjacke aus«, kommentierte Rebus. »Aber er hat hier so was wie eine Kette um den Hals.«
    »Die hatte er auch bei der Lesung getragen«, bestätigte Simpson.
    »Und der Typ, den Sie heute Nacht reingekriegt haben?«
    »Keine Kette – ich hab nachgesehen. Vielleicht hat er sie ihm abgenommen … ich meine der, der ihn überfallen hat.«
    »Oder vielleicht ist er es auch gar nicht. Wie lange sollte Todorow in der Stadt bleiben?«
    »Er ist mit so einer Art Stipendium hier. Lebt schon seit längerem nicht mehr in Russland – bezeichnet sich als Exilanten.«
    Rebus blätterte währenddessen im Buch. Es hieß Astapowo Blues. Die Gedichte waren auf Englisch und trugen Titel wie »Raskolnikow«, »Leonid« und »Geistiger Gulag«. »Was bedeutet der Buchtitel?«, fragte er Simpson.
    »Das ist der Ort, wo Tolstoi gestorben ist.«
    Der andere Gehilfe schmunzelte. »Ich hab’s Ihnen ja gesagt, dass der was auf dem Kasten hat.«
    Rebus reichte das Buch an Clarke weiter, die es aufklappte und sich die Titelseite ansah. Todorow hatte eine Widmung geschrieben, in der er den »Lieben Chris« ermahnte, »die Treue« zu halten, »wie ich’s getan und nicht getan habe«. »Was meinte er damit?«, fragte sie.
    »Ich hatte ihm gesagt, dass ich versucht habe, Dichter zu werden. Er sagte mir, das bedeutete, dass ich schon einer war. Ich glaube, er meint, dass er der Poesie die Treue gehalten hat, aber nicht Russland.« Der junge Mann errötete.
    »Wo fand die Lesung statt?«, fragte Rebus.
    »In der Scottish Poetry Library – grad um die Ecke von der Canongate.«
    »War jemand bei ihm? Eine Ehefrau vielleicht, oder jemand vom Verlag?«
    Simpson meinte, das könne er nicht mit Sicherheit sagen. »Er ist berühmt, wissen Sie. Es war schon im Gespräch für den Nobelpreis.«
    Clarke hatte das Buch wieder zugeklappt. »Es gibt ja immer noch das russische Konsulat«, sagte sie. Rebus nickte. Sie hörten, wie draußen ein Auto vorfuhr.
    »Das wird wenigstens einer von den beiden sein«, sagte der andere Gehilfe. »Wir sollten den Sektionssaal fertig machen, Lord Byron.«
    Simpson hatte die Hand nach seinem Buch ausgestreckt, aber Clarke wedelte damit in der Luft herum.
    »Was dagegen, wenn ich’s noch ein bisschen behalte, Mr. Simpson? Ich versprech, dass ich’s nicht in eBay anbiete.«
    Der junge Mann wirkte wenig begeistert, aber sein Kollege drängte zum Aufbruch. Clarke besiegelte die Abmachung, indem sie sich das Buch in die Manteltasche steckte. Rebus hatte sich zur Eingangstür gewandt, die gerade von einem verschlafen aussehenden Professor Gates aufgedrückt wurde. Nur ein paar Schritte hinter ihm tauchte Dr. Curt auf – die zwei Pathologen hatten schon so oft zusammengearbeitet, dass sie Rebus fast wie eine Einheit vorkamen. Schwer, sich vorzustellen, dass sie neben der Arbeit ein eigenständiges, separates Privatleben führten.
    »Ah, John«, sagte Gates und reichte Rebus eine Hand, die so eisig war wie die Luft im Raum. »Die Nacht ist bitterkalt geworden. Und da hätten wir DS Clarke – die es zweifelsohne nicht erwarten kann, aus dem Schatten des Mentors zu treten.«
    Clarke war sauer, aber sie hielt den Mund – kein Grund, deswegen eine Diskussion anzufangen, wie sie die Sache sah, stand sie längst nicht mehr in Rebus’ Schatten. Rebus lächelte dem bleichen Curt aufmunternd zu, bevor er ihm die Hand gab. Elf Monate zuvor hatte es einen Krebsalarm gegeben, und obwohl er das Rauchen endgültig aufgegeben hatte, war er nicht mehr ganz der Alte.
    »Wie geht’s Ihnen, John?«, fragte Curt. Rebus hatte das dumpfe Gefühl, dass vielleicht er diese Frage hätte stellen müssen, aber er antwortete mit einem beruhigenden Nicken.
    »Ich tippe auf Türchen Nummer zwei«, sagte
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