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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum
Autoren: Neil Young
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rauchen, weil er in meinem Gehirn erste Anzeichen irgendeiner Veränderung sieht, und ich höre auf ihn. Mein Dad war ein toller Schriftsteller und wurde mit fünfundsiebzig wegen Demenz unzurechnungsfähig, deshalb bin ich auf der Hut. Als ich mit dem Grasrauchen aufhörte, ließ ich auch gleich das Trinken sein, denn ich hatte noch nie auf beides gleichzeitig verzichtet und dachte mir, es wäre sicher nett, mich mal wieder selbst kennenzulernen. Als meine Tochter vorein paar Jahren mit dem Trinken aufhörte, gab sie unserer Familie ein eindrucksvolles Beispiel. Ich genieße das Leben mit meiner Frau Pegi und den Kindern, und ich will noch so viel wie möglich davon haben, aber ohne jemandem zur Last zu fallen.
    Auch wenn ich schon eine Weile keine Songs mehr geschrieben habe, zähle ich hier einige auf, die mir viel bedeuten und mein Songwriting vielleicht geprägt haben: »Crazy Mama« von J.   J. Cale, eine wunderbare Aufnahme. Der Song ist schlicht, wahr und direkt, und J.J. trägt ihn sehr natürlich vor. Er hat mich unheimlich beeinflusst mit seiner Art zu spielen. Sein Anschlag ist unbeschreiblich. Er macht mich sprachlos. »Like a Rolling Stone« von Bob Dylan ist noch genauso taufrisch wie an dem Tag, als ich es zum ersten Mal hörte – an jenen Nachmittag in Toronto erinnere ich mich wie gestern. Dieser Song hat mein Leben verändert. Die Poesie, die Haltung und die Stimmung sind in mich eingegangen. Ich habe sie absorbiert. »Be My Baby« von den Ronettes, diesen Klang werde ich immer lieben. Er wohnt in meiner Seele. Ronnie singt es so wunderbar. Der Groove, die wunderbar vollen Background-Vocals, das Stück selbst: alles aus einem Guss. Phil Spector ist genial. Jack Nitzsche ist genial. »Evergreen« von Roy Orbison, eine der schönsten Stimmungen, die je aufgenommen wurden. Ich habe immer noch Roys Stimme im Ohr und spüre die Liebe meiner Freundin. »Four Strong Winds« von Ian & Sylvia berührt mich jedes Mal. Ich trage es in meinem Herzen. Es enthält ein besonderes Gefühl. Ich liebe die Prärien, Kanada, mein Leben als Kanadier. Und natürlich liebe ich das Songschreiben, deshalb weiß ich, ich werde es eines Tages wieder tun.
    Auch über Crazy Horse habe ich nachgedacht. Diese Band führt mich in kosmische Bereiche, zu denen ich mit anderen keinen Zugang habe. »Was willst du eigentlich bei Crazy Horse?«, wurde ich immer mal wieder gefragt. »Die können doch gar nicht spielen.« Die Antwort kennt nur der Wind. Sie bringen mich an andere Orte. Pegi hat gerade »I Don’t Want to Talk About It« von Danny Whitten eingespielt, dem ursprünglichen Crazy-Horse-Gitarristen und-Sänger, der auf »Early Daze« zu hören ist, ein Album mit Songs aus den Anfängen von Crazy Horse, die ich seit einiger Zeit zusammentrage. Danny stand mir künstlerisch in nichts nach, aber er starb Anfang der Siebziger an einer Überdosis Heroin. Immer wenn Pegi dieses Lied singt, werde ich wahnsinnig traurig. Sie singt es so wunderschön, mit einer Phrasierung, die mir das Herz bricht. Sie wird dem Song gerecht. Ihr seht, ich habe noch eine Rechnung mit Danny offen.
    Ich arbeite seit ein paar Monaten an Crazy Horse: The Early Daze und sammle unveröffentlichte Aufnahmen, die eine Bandgeschichte erzählen, wie sie niemand sonst erzählen kann. Crazy Horse, Anfang 1969 von Danny Whitten, Ralph Molina, Billy Talbot und mir gegründet, spielt heute, im Jahr 2011, immer noch zusammen. Die Arbeit an dieser Early-Daze -Platte ist wunderbar. Ich fühle mich gut dabei. Ich habe Ralphie davon vorgeschwärmt, unserem Drummer, und auch er erinnerte sich an viele Aufnahmen, die nie jemand zu hören bekommen hatte. Das wird sich bald ändern. Er war sehr aufgeregt. Ich muss es einfach vollenden. Oder zumindest auf den Weg bringen. Ich werde es in die Hand nehmen.
    Danny ist auf diesen frühen Stücken dauernd zu hören. Er fehlt mir immer noch. Er wäre einer der ganz Großen geworden, mit ihm hätten wir wirklich Geschichte geschrieben. Ich hätte es ihm sehr gewünscht, aber diese Platte wird einiges wiedergutmachen. Nach Dannys Tod war ich am Boden zerstört, aber ich wurde für eine laufende Tour gebucht, die 1973er »Time-Fades-Away«-Tournee mit Jack Nitzsche, Kenny Buttrey, Tim Drummond und Ben Keith. Sie ging weiter, jetzt mit mir. Eigentlich hatte Danny die Tour zu Ende spielen sollen. Jetzt sind nur noch Tim und ich übrig.
    Zurück zu Crazy Horse. 1974, nach Dannys Tod, stellte mir unser Bassist Billy Talbot Poncho
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