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Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Titel: Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
Autoren: Helen Douglas
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bekommst auch eine«, versicherte Ryan. »Aber im Moment haben wir keine Zeit. Los, komm!«
    Er nahm mich an der Hand und führte mich in die Küche. Die sah schon wieder bewohnt aus. Ein kleiner Haufen schmutzigen Geschirrs stand neben dem Spülbecken und ein angeschnittener Laib Brot lag griffbereit auf einem Schneidebrett. Ryan ging zum Kühlschrank und öffnete ihn. Er war voll bis oben hin. Ryan ging in die Hocke und begann, die Köstlichkeiten, die er eingekauft hatte, hin und her zu schieben. Endlich fand er, was er gesucht hatte: eine Flasche Champagner.
    »Ich dachte, du trinkst keinen Tropfen Alkohol?«, sagte ich skeptisch, als Ryan zwei Champagnerflöten zu der Flasche auf den Esstisch stellte.
    »Das habe ich nie gesagt.«
    »Ich habe dich aber nie etwas trinken gesehen. Du hast irgendwelche Bierflaschen angenommen, die man dir reichte, hast aber nie auch nur einen Schluck daraus getrunken. Das habe ich genau gesehen.«
    »Ich trinke nicht bei der Arbeit. Und schon gar nicht, wenn die Existenz eines ganzen Planeten auf dem Spiel steht.«
    »Heißt das, du bist jetzt rein privat hier?«
    »Genau das heißt es.«
    »Und du musst nicht mehr arbeiten?«
    »Definitiv nicht!«
    Ich sah Ryan tief in die Augen. »Und du bist nicht auf einer neuen Mission hier?«
    Er grinste. »Doch, eine Mission habe ich schon. Aber die ist rein privat.«
    Ryan reichte mir die beiden Gläser. »Kannst du die hier tragen?«, fragte er geschäftig, griff nach der Flasche Champagner und einem Körbchen Erdbeeren und deutete mit dem Kopf nach draußen. Obwohl die Sonne vor gut einer Stunde untergegangen war, leuchtete der Abendhimmel noch immer rot – die Wölkchen sahen ein bisschen aus wie verschütteter Wein. Er ging mir voraus über die Wiese und folgte meinem Blick nach oben.
    »Ich habe unseren Baum neu eingepflanzt«, sagte Ryan leise. »Und die Zeitkapsel wieder dazugelegt.« Jetzt blieb er stehen und sah mich an. »Der Baum hat mir übrigens auch verraten, dass bei dir etwas furchtbar schiefgelaufen sein musste.«
    »Wie das?«
    »Wir haben den Baum gepflanzt, weil er über hundert Jahre alt werden soll. Als ich nach meiner Rückkehr zum Haus ging, war da aber kein Baum. Natürlich konnte er genauso gut abgestorben oder gefällt worden sein, aber meine inneren Alarmglocken gingen trotzdem los. Außerdem deutete nichts darauf hin, dass an dieser Stelle jemals ein Baum gestanden hatte. Als ich dann nach der Zeitkapsel zu graben begann und entdeckte, dass sie auch weg war, habe ich sofort nach deiner Biographie gesucht.«
    »Und?«
    Ryan nahm meine Hand, und wir gingen stumm den Kiesweg zur Straße hinunter.
    »Du warst nicht auf den Volkszählungsmeldeblättern gelistet. Keine Heiratsurkunde. Keine Kinder. Nichts. Du warst einfach von der Erde verschwunden. Ohne jede Spur. Genau das ist aber die Aufgabe von Aufräumungsagenten: einen Zeugen zu vernichten, sodass nichts mehr von ihm bleibt. Seine Existenz aus der Geschichte zu tilgen.«
    »Willst du mir gerade sagen, dass Travis mich getötet hat?«
    »Ja.«
    »Er hat mich umgebracht«, flüsterte ich ungläubig.
    Ryan drückte meine Hand. »In der ursprünglichen Version der Geschichte«, tröstete er mich. »In dieser hier aber nicht. In dieser stirbt er selbst.«
    Wir waren an der Straße angekommen.
    »Wohin gehen wir?«
    »Runter zur Bucht.«
    »Warum? Hier in deinem Haus kann uns doch niemand stören? Keine Erwachsenen. Keine Cassie. Niemand!«
    »Wir haben alle Zeit der Welt. Weshalb die ganze Hektik, Eden?« Ryan lächelte mich an. »Komm schon, lass uns gehen!«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Und wie hast du dann herausgefunden, dass es Travis war?«
    »Ich bin die Akten meines Vaters durchgegangen. Wir haben zwar die Zukunft geändert, aber mein Vater betreibt immer noch Westland Reisen , das einzige vierdimensional operierende Reisebüro auf der Erde. Und weil er Seniormitglied bei den Wächtern der Zeiten ist, hat er immer Zugang zu sämtlichen vertraulichen Akten über Zeitreisemissionen. Ich habe mich in die Dokumentation zu meiner Mission gehackt, und dort stand sein Name. Travis kam schon zwei Tage nach mir zurück ins Jahr 2122. In seinem Bericht stand, dass die Aufräumaktion ohne Komplikationen stattgefunden habe; eine weibliche Zeitzeugin sei ausgelöscht. Das musstest du sein, so viel war klar. Um sicherzugehen, habe ich dann die Zeitungsausschnitte von damals durchgesehen. Du warst als vermisst gemeldet …«
    Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter.
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