Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duo Infernale

Duo Infernale

Titel: Duo Infernale
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
überdrüssig, dann lagen die Vorzeichen schon ganz anders, und dann war er es, der zuschlug.
    Aus dem rechten Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Jane strich mit einer müden Bewegung über ihr Haar und sagte mit leiser Stimme: »Ich konnte nichts tun, John, beim besten Willen nicht. Ich weiß auch nicht, ob ich etwas hätte tun können, doch wenn ich mir das alles durch den Kopf gehen lasse, glaube ich nicht daran. Hier haben unsere Erzfeinde einen Sieg errungen.«
    Sie hatte ein wahres Wort gesprochen. Aber sollten wir wirklich aufgeben?
    Jane sah am Ausdruck meiner Augen, was ich ungefähr dachte. »Du bist damit nicht einverstanden, wie?«
    »Genau, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Was gedenkst du zu tun?« Sie streckte mir den Arm entgegen. »Ich denke nicht, dass dir das Kreuz helfen wird. Wenn du es gegen Marcia einsetzt, wirst du sie vernichten.«
    »Sie stirbt so oder so.«
    Jane hob die Schultern. »Bitte, dann versuch es, John. Du bist ein freier Mensch, ich kann dich nicht daran hindern.«
    Es war ein Problem. Es war wirklich ein Problem. Was machte man hier richtig?
    Ich schaute die Frau wieder an. Marcia hielt die Augen offen. Die Lippen zeigten sogar ein spöttisches Lächeln. Wahrscheinlich hatte sie die Unterhaltung mitbekommen und amüsierte sich jetzt darüber. Aber mir war es ernst, verdammt ernst.
    »Nicht doch, John«, hörte ich Marcia flüstern. »Es hat keinen Sinn, wenn du etwas versuchst. Nicht mehr. Jeder muss sein Schicksal tragen, und das bis zum bitteren Ende. Ich bin dem Tod geweiht. Er hat sich für mich etwas Besonderes ausgesucht. Er lässt mich verfaulen. Er lässt mich spüren, wie wenig ich als Mensch wert bin. Er steht bereits auf meiner Brust und hält mit der Knochenklaue meine Kehle umklammert.« Sie begann zu lachen, doch es war nur ein Krächzen, das aus ihrem Mund drang. Es hörte sich an, als würde trockenes Laub gegeneinander rascheln.
    Marcia hatte von dem Knochenmann erzählt. Es war nur ein Sinnbild, doch es passte. Ihr Ende war nah.
    Jane stieß mich an. »Ich weiß auch nicht, wer ihr diesen verdammten Bazillus eingepflanzt hat, aber retten können wir sie nicht. Das Wichtigste ist wohl gesagt worden und...« Sie verzog ihr Gesicht und schüttelte sich.
    Auch sie bekam die unsichtbare Wolke zu spüren, die plötzlich durch die Kabine wehte. Der Geruch war so widerlich, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurücktrat, aber auch an dem neuen Platz konnte ich ihm nicht entwischen.
    Jane hatte ihre Hand vor den Mund gepresst. Auch sie war zur Seite gegangen, aber frische und normale Luft konnte auch sie nicht mehr einatmen. Sie schüttelte den Kopf und schaute dabei wie unter Zwang auf die Liege, auf der Marcia lag.
    In den folgenden Sekunden sahen wir beide, was mit dem Körper geschah. Er war bereits von anderen Lebewesen übernommen worden, denn in den feuchten Wunden bewegten sich kleine, weiße, unzählige Würmer...
    ***
    Marcia hatte sich mit dem Teufel abgegeben. Sie hatte der Welt und der Hölle zugleich zwei Töchter geschenkt, und sie hatte Jahre ihres Lebens nicht über sich selbst und über ihr Schicksal nachgedacht. Als es dann passiert war und sie sich ändern wollte, da hatte die andere Seite dies nicht akzeptiert, und nun musste sie die Rache der Hölle erleben.
    Ihr Körper war schon länger übernommen worden. Sie war bei lebendigem Leib innerlich in den Zustand der Verwesung hineingeraten. Dass sie überhaupt noch so lange gelebt hatte, kam schon einem kleinen Wunder gleich, aber auch da hatte die andere Seite ihre Hände im Spiel gehabt, und auch die beiden Töchter waren nicht erschienen, um der Mutter zu helfen.
    Jane und ich standen zusammen. Wir hielten uns gegenseitig fest. Irgendeine Kraft zwang uns, in der Kabine zu bleiben, obwohl es besser gewesen wäre, wenn wir sie verlassen hätten. Aber das war leider nicht möglich.
    Der Körper bewegte sich, obwohl er auf der gleichen Stelle liegen blieb. Die Würmer schoben sich aus den nässenden Geschwüren und Wunden hervor, aber sie hatten auch längst den Kopf der Frau in Besitz genommen. Wir sahen, dass sie ihren Weg durch die Nasenlöcher fanden, der Mund diente ihnen ebenfalls als Ausgang, und selbst die Augen wurden durch den inneren Druck nach vom geschoben. Aber noch ließen sich dort keine Würmer blicken.
    Marcia atmete nicht mehr. Ob sie schon gestorben war, stellten wir mit einem schnellen Blick nicht fest. Jedenfalls bewegte sie sich nicht. Da zuckte kein Bein, auch kein Arm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher