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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung
Autoren: V.C. Andrews
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um sich um eine Anstellung als Schreiner zu kümmern. Pa arbeitete mit einem Bauern zusammen, der Burl hieß. Er half ihm, einen neuen Stall zu bauen, um sich damit etwas Geld zu verdienen. Nach dem Frühstück setzte sich Ma hin, um zu häkeln. Ich entschloß mich, mir einen Putzlappen, einen Eimer und ein Scheuermittel zu suchen und mein Bestes zu tun, um die Hütte zu putzen. Ma schien über meine Bemühungen belustigt zu sein, aber als sie wieder in die Hütte kam und sah, daß ich die Fenster geputzt hatte und daß ihre Küchengeräte blinkten, nickte sie beifällig.
    Anschließend führt sie mich in ihren kleinen Garten, und ich half ihr beim Unkraut jäten, während sie über ihre Vergangenheit sprach und mir erzählte, wie sie aufgewachsen war. Sie sprach auch von ihren anderen Söhnen, Lukes Brüdern, und ich erkannte, wie aufgebracht sie über die beiden war, die im Gefängnis saßen.
    »Wir sind arm, und wir haben nie vornehm getan«, sagte sie,
    »aber wir sind immer ehrliche Leute gewesen. Abgesehen natürlich von dem schwarzgebrannten Whisky, aber das geht die Regierung eigentlich nichts an. Diese Steuereinzieher tun doch nichts anderes, als die großen Geschäftsleute zu beschützen, die Schnaps brennen und ihn zu unverschämten Preisen verkaufen. Das könnten sich die Leute hier oben niemals leisten, und wenn die Schwarzbrenner nicht wären, hätten sie gar keinen Schnaps. Aber glaub nicht, daß ich viel vom Trinken halte. Genau damit haben sich nämlich meine Söhne in Schwierigkeiten gebracht. Ich kann es nur einfach nicht mitansehen, wenn ein armer Kerl Ärger kriegt, weil er sich seinen Whisky selbst braut. Verstehst du, Angel?«
    »Ja, Ma.«
    »Hm«, sagte sie und sah mir bei der Arbeit zu. »Vielleicht gewöhnst du dich doch noch hier ein und wirst eine gute Ehefrau. Wenigstens macht es dir nichts aus, dir die Hände schmutzig zu machen.«
    Es war komisch, wie stolz ich mich bei diesen Worten fühlte.
    Ich stellte mir den Gesichtsausdruck meiner Mutter vor, wenn sie mich jetzt hätte sehen können. Sie wollte schon sterben, wenn sie auf Farthy mit einem staubigen Gegenstand in Berührung kam, und hier hockte ich jetzt und grub mit meinen Fingern die weiche, kühle Erde auf. Und dabei fühle ich mich gar nicht schlecht, dachte ich. Aber ich wollte mich trotzdem für Luke hübsch machen, wenn er von seinem ersten Arbeitstag in Winnerrow zurückkam.
    »Aber es ist doch auch in Ordnung, wenn ich mir hinterher die Hände wasche, mir die Nägel reinige und mir vielleicht ein paar Tropfen von der Lotion, die ich mitgebracht habe, in die Finger reibe, oder, Ma?«
    Wie sie lachte!
    »Natürlich, Kind. Verdammt, glaubst du etwa, ich würde nicht gern aussehen wie eine dieser eleganten, reichen Frauen aus Winnerrow?«
    »Vielleicht kann ich dir dabei helfen, Ma«, sagte ich. »Laß dir nachher von mir das Haar bürsten, und du kannst auch meine Handcreme benutzen.«
    Sie sah mich erstaunt an. »Hm, mal sehen.«
    Die Vorstellung schien sie zu erschrecken, aber sie ließ mich gewähren. Ich durfte ihr das Haar ausbürsten und sie frisieren.
    Dann holten wir ihr bestes Kleid und eines meiner Kleider heraus und machten uns so fein wie möglich, um Luke und seinen Vater zu empfangen, wenn sie von der Arbeit zurückkamen. Pa kam als erster nach Hause.
    »Was soll denn das heißen?« fragte er, als er uns auf der Veranda sah. »Heute ist doch nicht etwa Sonntag, oder?«
    »Jetzt hör mir mal zu, Toby Casteel, es braucht doch nicht Sonntag zu sein, damit ich anständig aussehe, oder?« polterte Ma. Er war bedrückt und verwirrt und wandte sich an mich, weil er verstehen wollte, was er falsch gemacht hatte. »Dir würde es auch nichts schaden, wenn du dich wäschst und dir ab und zu etwas Anständiges zum Abendessen anziehst.
    Schließlich bist du immer noch ein gutaussehender Mann.«
    »So, bin ich das? Wenn du das sagst, dann ist es wohl wahr«, sagte er und zwinkerte mir zu.
    »Ja, Pa, das stimmt«, bestätigte ich, und er strahlte. Er ging hinter die Hütte, badete sich in Regen wasser und zog sich dann auch seine besten Sachen an, seinen »Sonntagsstaat«. Zu dritt setzten wir uns auf die Veranda und warteten auf Lukes Heimkehr.
    Es dauerte nicht lange, bis wir seinen Lastwagen hörten, der über den Bergpfad holperte. Ab und zu hupte er.
    »Oha«, machte Ma. Sie warf mir schnell einen warnenden Blick zu. Mein Herz schlug schneller. Was war los? Was hatte das zu bedeuten?
    Luke hielt hupend vor der Hütte.
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