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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen
Autoren: Bronwyn Parry
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ihre Ortskenntnis war ebenso unschätzbar wie ihr Wissen über die Menschen dort und ihre Kultur.
    Er ging in den Schuppen und verstaute die Mistgabel zwischen unzähligen anderen Geräten. Gewissenhaft zog er die Gartentore zu und versicherte sich, dass sie auch wirklich ins Schloss gefallen waren, bevor er zur Frontseite des Hauses zurückkehrte, um auf sie zu warten.
    Als sie kurz darauf mit einer Reisetasche ins Freie trat, verschlug ihr verändertes Aussehen ihm den Atem. Die klassisch geschnittene, marineblaue Hose und die kurzärmlige, weiße Bluse betonten eine schlanke Figur, die in der Gartenkluft nicht zu erahnen gewesen war. Sie hatte Gesicht und Hände von der Erde gereinigt und das Haar zu einem lockeren Knoten gebunden. Das Fehlen von Make-up steigerte eher den Eindruck von Professionalität und Vertrauenswürdigkeit, als dass es ihn geschmälert hätte. Ihr feines, fast hageres Gesicht entbehrte jeder Künstlichkeit oder Affektiertheit, vielmehr zeigte es eine unverstellte, natürliche Schönheit.
    Und doch ließen die gewaltsam gefasste Miene und der steife Rücken unweigerlich an eine Königin auf dem Weg zum Schafott denken.

    Isabelle biss die Zähne aufeinander, als sie sich dem Auto und dem daneben wartenden Mann näherte. Von Anfang an hatte sie gefürchtet, dass dieser Tag einmal kommen
würde - wieder war ein Kind entführt worden und schwebte in Lebensgefahr, und das nur, weil sie und der Rest der Truppe im letzten Jahr Mist gebaut hatten. Ihre Eingeweide krampften sich zusammen, sodass sie kaum noch Luft bekam.
    Dan Chalmers war also doch unschuldig gewesen. Und in all den Monaten, in denen sie versucht hatte, sich das Gegenteil einzureden und an die Beweise zu glauben, von denen die anderen überzeugt waren, hatte das Böse, das sie unbehelligt gelassen hatten, sich nicht in Luft aufgelöst.
    Das Böse verflüchtigte sich nicht einfach gesättigt. Es ließ sich niemals sättigen. Das verrohte Exemplar der Gattung Mensch, das Jess ermordet hatte, hatte offensichtlich nur auf der Lauer gelegen: hatte abgewartet, beobachtet, Pläne geschmiedet, vorausgeahnt.
    Zusammenreißen . Das Mantra, das sie aufsagte, seit das Auto vorgefahren war, hallte ihr durch den Kopf. Denk nicht an irgendwelche Eventualitäten.
    Mit einer Stimme, die fast normal klang, rief sie nach Finn, der gehorsam zu ihr kam. Sie bemerkte den Blick des Mannes, der auf den Hund und das Geschirr in ihrer Hand gerichtet war, und sah, dass er protestieren wollte, als er ihre Absicht erkannte.
    »Finn kommt mit mir«, erklärte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Wenn Sie wollen, lege ich ein Handtuch auf den Sitz, damit er Ihr Auto nicht schmutzig macht, aber ohne ihn gehe ich hier nicht weg.«
    Nach einem Sekundenbruchteil des Zögerns nickte er. »Macht ihm der Flug auch nichts aus? Wir fahren nur bis Richmond - da steigen wir in den Polizeihubschrauber um. Mittags ist Einsatzbesprechung in Dungirri.«

    So bald schon. Sie war davon ausgegangen, dass sie bis Dungirri fahren und ihr so sechs bis sieben Stunden bleiben würden, um sich vorzubereiten. Stattdessen würde sie sich ihrem Albtraum in nicht einmal zwei Stunden stellen müssen.
    Wieder kämpfte sie gegen die Beklemmung in ihrer Kehle an. »Er war früher Wachhund bei der Air Force. Er ist Hubschrauber gewöhnt.«
    Ein kurzes, schiefes Lächeln hellte die strengen Züge des Mannes auf. »Hoffentlich hat er heute Morgen ordentlich zu Fressen gekriegt. Er schaut mich an, als ob er mich am liebsten zum Frühstück verspeisen würde.«
    Sie ließ sich von seinem Versuch zu scherzen nicht beeindrucken. »Er wird Sie nicht angreifen, solange ich es ihm nicht befehle.«
    Er schien die Warnung zu verstehen und nickte nur, während sich sein Lächeln verflüchtigte. Er verstaute ihre Reisetasche im Kofferraum, sah zu, wie sie den Hund festschnallte, und Augenblicke später waren sie schon unterwegs.
    Sie bemühte sich verzweifelt, jeden Gedanken von sich fernzuhalten, der ihre Gefasstheit zum Einsturz bringen konnte, und sezierte daher den Mann neben sich mit chirurgischer Kälte.
    Er konzentrierte sich ganz aufs Fahren, was kein Fehler war, da er mit wesentlich höherem Tempo über die grobe Piste bretterte, als sie es je gewagt hätte. Die starke, muskulöse Hand ruhte auf dem Schaltknüppel zwischen ihnen, und er wechselte flüssig die Gänge, je nachdem wie das Gelände es erforderte. Das zumindest musste sie ihm zugestehen, er war ein exzellenter
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