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Draussen

Draussen

Titel: Draussen
Autoren: Lachmann
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ist dein Notebook abgestürzt?!« – »Quatsch!« – »Jetzt lass dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen! Was ist los? Wieso bist du überhaupt zuhause?« – »Eigentlich wollte ich heute Abend ja ins Kino, aber das war wohl nichts …« – »Mit dieser Schnecke von neulich? Die mit den großen Möpsen und dem russischen Akzent?« – »Nein, die mit dem Mordshintern und dem österreichischen Akzent.« Ich holte tief Luft. »Und, was ist dazwischengekommen?« – »Nüggs.« – »…?« – »Ach, sie musste länger arbeiten. Hat sie mir gesimst.« – »Mhm. Und du glaubst ihr das nicht?« – »Doooch. Aber … Sie muss irgendwie immer viel arbeiten.« – »Soll’s geben.« – »Ich finde, unser Sehenbedürfnis ist nicht ausgeglichen. Ich könnte sie immerzu sehen.« – »Ach, Brüderchen, du bist ein Goldschatz! Wenn das mal ein Mann zu mir sagen würde … Ich versteh die nicht. Was findest du denn an ihr?« – »Na ja, sie ist … einfach toll. Klug. Und witzig. Und lieb …« – »Lieb? Woran machst du das fest?« presste ich hervor. Es war schwierig, den Schlauch mit diesem blöden Ventil aufzupumpen. Ich musste die Pumpe in einem ganz bestimmten Winkel halten, damit nicht mehr Luft flötenging als reinkam. Wie in der Liebe, sinnierte ich, bis Micha meine Gedanken unterbrach: »Sie sagt liebe Sachen. Manchmal.« – »Manchmal sagt sie liebe Sachen? Hast du was genommen?« – »Ja, Cookie Dough von Ben und Jerry’s. Mir ist schon ganz schlecht.« – »Wieviel denn?« – »Einen halben Liter.« – »Das nenn ich mal ’ne amtliche Ersatzbefriedigung. An dir ist ja eine Bridget Jones verlorengegangen!« – »Ihre SMS war so, so – kalt.« – »Micha, es macht mir etwas Angst, dass ich mit meinem Bruder ein Gespräch führe, das ich so eigentlich nur mit meiner besten Freundin führen würde. Ist das auch wirklich eine Frau, von der wir sprechen? Ich meine, verspürst du irgendwo in dir vielleicht den Wunsch, dir mal was zum Anziehen von mir auszuleihen? Oder Schminke? Hey – das ist ganz normal heutzutage, gottseidank!« – »Du Blödföhn! Ich weiß einfach nicht, woran ich mit ihr bin. Ich brauche deinen Rat!« Micha klang geradezu weinerlich. War das der Bauingenieur, der gerade eine der größten Baustellen der Stadt Hamburg betreute? Anscheinend ja. »Sie sagt, sie will mich treffen, und dann verschieben und verschieben wir das. Und dann schickt sie mir wieder Küsse per SMS und dann ist ihr wieder alles andere wichtiger und …« – »Und du? Was machst du?« – »Ich … schreib ihr morgens, wenn ich aufstehe, und abends, wenn ich schlafen gehe … Und … manchmal dazwischen, wenn sie geantwortet hat … was sie nicht sooo oft tut, aber manchmal.« – »Und dann antwortest du direkt?« – »Jau.« – »Treat them mean, keep them keen. Du kennst doch das Sprichwort?« – »Nö.« – »Halt dich mal ’n büschn zurück. Dann klappt’s schon mit dem Nachbarn. Das war mein Wort zum Sonntag. Ich muss jetzt hier mal weitermachen und dann zum Matratzenhorchdienst. Mach’s gut, Brüderchen!« – »Danke, Schwesterchen, du warst mir eine Riesenhilfe!« – »Immer wieder gern! Ruf mich jederzeit an!« Puh. Anscheinend war es auch für die Männer nicht so ganz einfach.

Kapitel 4 Druck
    Ich schloss die Tür auf. Fred und Liller, meine Wellensittiche, schliefen schon. Fred hatte ich nach dem Tod meiner Nachbarin, einer hochbetagten Dame, zu mir genommen, weil ihn sonst niemand haben wollte. Den zweiten hatte ich dann als Spielgefährten dazugekauft. Liller war ursprünglich mal eine Lilli gewesen. Als sich aber nach einigen Wochen seine Nasenfarbe von hellbraun zu blau geändert und sich dadurch sein richtiges Geschlecht herausgestellt hatte, wollte ich ihm eine komplette Namensänderung ersparen. Inzwischen war ich froh, dass ich zwei Männchen hatte. Denn sonst hätten sie ja vögeln können, was das Zeug hielt, und ich hätte mich ständig mit dem Nachwuchs auseinandersetzen müssen. Und kleine Wellensittiche waren bestimmt genauso niedlich wie alle anderen kleinen Tiere und ich hätte sie nicht weggeben können und irgendwann hätten die Vögel meine gesamte Wohnung in Beschlag genommen und ich hätte mir nur einen kleinen Platz in einem Menschenbauer gegönnt – bis ich dann irgendwann hätte ausziehen müssen. So waren die beiden nur gute Kumpels und zwitscherten ab und zu mal einen zusammen. Jetzt hatten sie jeweils ihr Köpfchen ins Gefieder gesteckt, atmeten ruhig und
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