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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen
Autoren: Bernhard Hennen
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Drachenbrüdern.
    Gonvalon fragte sich, wo die anderen alten Drachen waren und wie der Goldene etwas vor ihnen geheim halten wollte. Beklommen blickte er zu den weiten Tunneln, die in die große Höhle mündeten. Jeder der Tunnel war einer der Regenbogenschlangen vorbehalten. War der andere schon in der Nähe? Lauschte er?
    Verwundert, doch ohne Sorge blickte der Elf zu seinem Meister auf. So grenzenlos wie die Macht des Goldenen war das Vertrauen, das er in ihn setzte.
    Â»Darf ich erfahren, wer mit mir reisen wird?« Hoffentlich stellte man ihm keinen Drachenelfen, der sich dem Flammenden verschrieben hatte, an seine Seite. Sie alle waren von aufbrausendem
Temperament, genau wie ihr Meister. Keiner von ihnen diente in der Weißen Halle. Meist streiften sie allein durch die Wildnis.
    Ihr werdet eine Gefährtin bekommen, Gonvalon. Mehr dazu zu seiner Zeit.
    Feiner blaugrauer Rauch stieg von den Nüstern der Himmelsschlage auf und umfing ihn mit Wohlgeruch. Der mächtige Schweif des Drachen schrammte über den Felsboden.
    Wir haben Feinde, mein geschätzter kleiner Bruder, und ich sehe einen langen Krieg voraus. Eure Taten werden über die Zukunft Albenmarks entscheiden.
    D IE BOGENSCHÜTZIN
    Nandalees Rechte tastete nach dem Köcher an ihrer Hüfte. Vier Tage war sie dem prächtigen Sechzehnender gefolgt. Er wusste, dass sie ihm nahe war. Der große Hirsch hatte sein Rudel verlassen, als er ihre Anwesenheit bemerkt hatte. Er wollte die anderen Tiere nicht gefährden und hatte sie weit nach Westen gelockt. Zu weit. Sie war dem Königsstein nahe gekommen. Elfen sollten sich nicht hierherwagen.
    Der weiße Hirsch trat von einem Wildwechsel auf die verschneite Lichtung. Er war von der langen Flucht erschöpft und schonte nun seine Kräfte.
    Nandalees tastende Finger fanden den Pfeil mit den Eulenfedern. Er würde lautlos wie der Nachtvogel fliegen. Ohne verräterisches Sirren. Der Pfeil war noch neu; es war der vorletzte, den sie gefertigt hatte. Er war noch nicht markiert, wie es in ihrer Sippe üblich war, damit es nicht zu Streit kam, wenn man gemeinsam auf die Jagd ging und zwei den tödlichen Schuss für sich beanspruchten. Nandalee blickte zu dem prächtigen Hirsch. Sie wollte ihm durchs Auge schießen. So würde nur wenig Blut auf das makellose Fell spritzen.

    Der Sechzehnender verharrte. Es waren für ihn kaum noch zehn Schritt bis zum gegenüberliegenden Rand der Lichtung. Etwas hatte ihn innehalten lassen. Er beobachtete den Waldrand, machte einen zögerlichen Schritt und verharrte erneut. Nicht sie hatte ihn aufgeschreckt. Sie stand gegen den Wind, etwa zweihundert Schritt weit entfernt. War dort hinten im verschneiten Unterholz vielleicht ein Wildschwein?
    Sie legte den Pfeil auf die Sehne und bedachte ihre Beute mit einem letzten prüfenden Blick, als sie die Nocke einhakte. Der Eschenschaft war perfekt gearbeitet und hatte sich im Köcher nicht verzogen. Die Federn waren aus der linken Schwinge einer Schneeeule gefertigt und nicht beschädigt. Die Befiederung war leicht schräg auf den Schaft geklebt. So würde sie den Pfeil im Flug rotieren lassen, was die Treffgenauigkeit deutlich verbesserte. Die Spitze war schmal, dreikantig und würde glatt durch das Auge und den dünnen Knochen dahinter schlagen, wenn der Schuss saß. Verfehlte sie ihr Ziel, würde der Pfeil auf diese Entfernung den Schädelknochen sicherlich nicht durchdringen.
    Auf diese Distanz sein Auge zu treffen war fast unmöglich. Zum Glück war es windstill. Sollte sie es wagen? Wenn sie ihn verfehlte, mochte die Jagd noch einen weiteren Tag dauern. Der Hirsch war zwar erschöpft, aber noch lange nicht am Ende seiner Kräfte. Bleib noch einen Augenblick so stehen, dachte Nandalee und lächelte versonnen.
    Ein sanfter Windstoß fuhr durch die Wipfel. Schnee rieselte von den Ästen. Die Elfe hob den Bogen.
    Laut keckernd stieß eine Elster aus dem Geäst einer Kiefer. Ein schwarz-weißer Schemen, der schnell zwischen den Bäumen verschwand. Der plötzliche Laut hatte den Hirsch erschreckt. Er tänzelte unruhig.
    Nandalee zog die Sehne bis hinter ihr rechtes Ohr zurück. Sie zielte über den Kopf des Sechzehnenders hinweg. Auf die weite Entfernung würde der Pfeil im Flug sinken. Einen Augenblick sammelte sie sich, vertraute ganz auf ihre Instinkte. Sie konnte
den Pfeil ins Ziel denken . Wenn sie eins mit sich und der Waffe
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