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Dornroeschengift

Dornroeschengift

Titel: Dornroeschengift
Autoren: Krystyna Kuhn
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dachten wirklich, sie hätte viel zu viel Angst, in de r Dunkelheit alleine mit dem Fahrrad zu fahren. Du weißt ja, wi e ängstlich sie war. « Ich nickte. »Aber ihr wusstet doch, dass sie unbedingt zu euc h gehören wollte. « Carlotta seufzte. »Als Lisa kam, war sie total panisch. Sie keuch te richtig. « »Und dann? « »Dann erklärte Ruven ihr die Mutprobe. « »Welche Mutprobe? « »Sie sollte die ganze Nacht alleine im Wald verbringen. A m nächsten Morgen würde Ruven dann vorbeikommen, sie würd e so tun, als wasche sie ihr Kleid . . . « »Du meinst, ihr habt die Sage vom Waschstein nachgespielt?« , unterbrach ich Carlotta . Sie nickte stumm .
    »Und sie sollte dort die ganze Nacht bleiben? Seid ihr wahnsin nig? Sie muss sich ja zu Tode gefürchtet haben! « Zu Tode gefürchtet ! Ich hatte es so dahingesagt . »Warum habt ihr Lisa dieses Zeug gegeben? Diese K.-o. - Trop fen? « »Ich wusste doch nicht, was wirklich in dem Becher war. « »Welcher Becher? « »Lisa hat sich fürchterlich aufgeregt. Sie wollte nicht allein i m Wald bleiben. Sie hat gebettelt, Ruven soll sich etwas andere s ausdenken. Aber er meinte, er würde ihr einen Trank mixen , der ihr Fähigkeiten verlieh, es durchzustehen. « Ich runzelte verständnislos den Kopf. »Hat sie das geglaubt? « »Darum geht es nicht. Es gehörte einfach zum Spiel, zu den Re geln. Jedenfalls hat sie den ganzen Becher leer getrunken un d dann sind wir alle durch den Gespensterwald zum Waschstei n gelaufen. « Plötzlich erinnerte ich mich wieder. Ich hatte die leere Medika mentenpackung im alten Hotel liegen sehen. »In dem Trank wa ren K.-o.-Tropfen. « »Ehrlich, Ruven wollte nicht, dass das passiert. Sie sollte sic h doch nur beruhigen, aber dann...« Carlotta flüsterte nur noch . Ihr Entsetzen hing im Raum und übertrug sich auf mich. »Unter wegs ist Lisa zusammengebrochen. Ganz still lag sie da. Ha t sich nicht mehr bewegt. « »Und ihr seid einfach weggelaufen? « Sie gab keine Antwort . »Ihr hättet meinen Vater holen müssen. « »Ruven meinte . . . « »Ruven?«, schrie ich. »Hast du keinen eigenen Kopf, den du zu m Denken benutzt? « Wieder heulte Carlotta los. »Ruven rief: ›Nichts wie weg!‹ Ich bi n einfach hinterhergerannt. Als wir wieder im Dorf waren, meint e er, Lisa würde nur schlafen. Die Tropfen seien völlig ungefähr lich. Am nächsten Tag würde sie aufwachen und sich freuen , dass sie die Mutprobe bestanden hat. « »Das ist verrückt! Ihr habt es die ganze Zeit gewusst und ge schwiegen.« Ich konnte nicht aufhören, entsetzt den Kopf z u schütteln. »Du hast einfach die Klappe gehalten. Das ist ab scheulich und grausam! « »Aber es war ein Unfall! Und ich habe es doch geschworen! « »Ach Scheiße, wem hast du denn geschworen? Ruven! Wer is t das schon? Ein fieser Wichtigtuer, der sich permanent aufpisst ! Und einer, der gefährlich ist, noch dazu!«, zischte ich wütend . Plötzlich kam mir ein Gedanke und mir wurde eiskalt . »Was ist mit Jamaica? Sie hat euch belauscht! Was hat Ruve n mit ihr angestellt? Hat er ihr auch diese Tropfen gegeben? W o ist sie? « Carlotta schüttelte den Kopf. »Damit haben wir nichts zu tun . Ich weiß wirklich nicht, wo Jamaica ist. Ich schwöre es. « Ich starrte sie an. Ich hatte das Gefühl, dass sie die Wahrhei t sagte, aber konnte ich mich noch auf meine Gefühle verlassen ? »Und Ruven? Bist du sicher, dass er es auch nicht weiß? « Sie zögerte nicht: »Er weiß genauso wenig wie ich, wo Jamaic a ist. « Wir schwiegen einige Minuten, bis ich mich erhob . »Was soll ich denn jetzt machen?«, flüsterte Carlotta . Ich wandte mich zu ihr. »Sprich mit deinem Vater«, sagte ich . »Sofort. Ich kenne mich da nicht so aus, aber ich glaube, was ih r gemacht habt, nennt man unterlassene Hilfeleistung. Du muss t mit ihm sprechen. « »Ich kann das nicht. « Ich ging zur Tür. »Doch, Carlotta«, sagte ich mit festerer Stim me, als mir zumute war. »Er wird es verstehen. «

Adventure Level III
    E s war bereits vier Uhr am Nachmittag, als ich Carlotta verließ. Die Zeit verflog zu schnell. Ausgerechnet jetzt, wenn ich sie an halten wollte. Ich versuchte, Jamaica auf dem Handy zu erreichen. Immer wie der wählte ich vergeblich ihre Nummer. Es war sinnlos. Sie hat te ihr Telefon ausgeschaltet, der Akku war leer oder... Diesen Gedanken packte ich irgendwohin in die dunkle Kammer mei nes Kopfes, wo auch die Angst saß. Um gegen die Panik anzukämpfen, trat ich mit aller Kraft in die Pedale.
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