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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose
Autoren: Danielle Hawkins
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ich – Andy ist mein Mitbewohner – haben noch ein Zimmer frei. Möchtest du es dir ansehen?«
    »Gerne«, sagte ich. Das traf zwar nicht ganz zu, aber nach reiflicher Überlegung war ich zu dem Schluss gekommen, dass Cheryl vielleicht doch recht hatte. »Danke.«
    »Du rauchst doch nicht, oder?«
    »Nein.«
    »Hast du Haustiere?«
    »Auch nicht.«
    »Und hörst du oft laute Musik?«
    »Nein«, sagte ich. »Allerdings spiele ich Tuba und koche gern nackt.«
    Besorgte Stille trat ein; diese Informationen musste sie wohl erst mal verdauen.
    »Sorry, war nur ein Scherz«, entschuldigte ich mich hastig. »Was hältst du davon, wenn ich vorbeikomme, damit wir uns kennenlernen können?«
    »Okay.« Jetzt klang Sara etwas misstrauisch und längst nicht mehr so munter. »Wann würde es dir passen?«

    »Und?«, fragte Rose, als ich am nächsten Vormittag aus dem Auto stieg.
    Ich bückte mich und streichelte mit der einen Hand einen Hund und mit der anderen das Schwein, bevor ich über den Kiesweg zur Wäscheleine ging, wo sie gerade Laken abnahm.
    »Alles geklärt.« Ich nahm zwei Ecken des Lakens, das sie mir hinhielt, und half ihr, es zusammenzulegen. »Das Haus ist nicht schlecht, und die beiden sind anscheinend auch ganz in Ordnung. Ich ziehe irgendwann in der nächsten Woche dort ein.«
    »Wie gut, dass ich nicht schnell beleidigt bin, sonst würde ich annehmen, dass meine Kochkünste der Grund für deinen überstürzten Umzug sind.«
    »Ganz und gar nicht«, versicherte ich ihr. »Manche Leute würden Oliven und Broccoli ja als eine etwas ungewöhnliche Kombination bezeichnen, aber ich persönlich finde sie einen Beweis für kulinarische Genialität.«
    »Danke«, erwiderte sie hoheitsvoll. »Komplimente hört man immer gern. Ach ja, ich habe mit deiner Mutter telefoniert – wenn du ohne dieses Haargel absolut nicht leben kannst, sag ihr Bescheid, dann schickt sie es dir nach.«
    »Ich kann sehr gut ohne das Zeug leben, es taugt nämlich überhaupt nichts, wie ich leider feststellen musste«, sagte ich. »Was hast du heute noch vor?«
    »Ah«, machte Rose. »Ich bin froh, dass du das fragst. Was hast du denn vor, Kindchen?«
    »Deinem Ton nach zu urteilen etwas Unangenehmes.«
    »Ich weiß, dass du es nicht gern tust, aber Edwin und Mildred leiden schrecklich unter der Hitze, die Ärmsten. Und Matthew hat so viel zu tun, dass ich ihn nicht damit behelligen möchte.«
    Ich drehte mich um und spähte über den Zaun hinweg zu Edwin und Mildred hinüber, zwei fettleibigen Schafen, die faul unter einem Apfelbaum lagen. »Ich werde es versuchen«, sagte ich zweifelnd. »Aber ich fürchte, das Ergebnis wird nicht gerade berauschend ausfallen.«
    »Nach dem Lunch schärfe ich die Wollkämme für dich«, versprach Tante Rose glücklich. »Freu dich doch, eine so vielseitig begabte junge Frau zu sein.«
    »Vielseitig begabt« ist nicht unbedingt der Ausdruck, den jemand verwenden würde, der mir beim Scheren zusieht. Lange, ebenmäßige Striche mit der Handschermaschine sind nicht mein Fall; ich säbele nur aufs Geratewohl irgendwelche Wollsträhnen ab. Und Roses verwöhnte Schafe waren nicht nur extrem groß, sondern hatten überdies auch noch äußerst schlechte Manieren. Der Höhepunkt des Schauspiels war erreicht, als Edwin auf mir und der Schermaschine lag und mich wiederholt in den Bauch trat. Rose war mir auch keine Hilfe. Sie lehnte sich vor Lachen prustend gegen den Zaun und hielt sich die Seiten.
    »Ich hasse dich«, rief ich ihr entgegen, als Edwin der Schreckliche sich hochrappelte und pikiert davonstakste. Seine Fettwülste schwabbelten, und lange Wollbüschel, die ich übersehen hatte, flatterten in der leichten Brise.
    »Oh, Kindchen«, japste Rose, als sie endlich wieder einen Ton herausbrachte, und betupfte sich die Augen mit einem weißen Spitzentaschentuch. »Ich wünschte, ich hätte eine Videokamera dabeigehabt! Das war ein Bild für die Götter!«
    Ich wischte mein schweißnasses Gesicht mit dem Saum meines T-Shirts ab. »Ich hab mir schon immer gedacht, dass du eine sadistische Ader hast. Der Sonntag soll eigentlich ein Ruhetag sein, falls dir das entfallen ist.«
    »Komm, setz dich auf die Veranda und trink etwas Kaltes«, schlug sie vor.
    Nach einer Flasche Corona-Bier (perfekt serviert mit einem Zitronenschnitz, da Rose Schuldgefühle plagten) auf der von Rosenduft umwehten Veranda, über die der große Magnolienbaum seinen Schatten warf, fühlte ich mich erfrischt genug, um ins Haus zu gehen und
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