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Diese Nacht darf niemals enden

Diese Nacht darf niemals enden

Titel: Diese Nacht darf niemals enden
Autoren: Julia James
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zweihundert Jahren in der Familie ist. Zwei Jahrhunderte raffen, handeln und leihen, zwei Jahrhunderte Bankgeschäfte mit jedem und allem. Unser Name ist ein Synonym für Überleben. Wir bewahren und schützen, was uns gehört, ganz gleich, was die Geschichte für uns bereithält. Wir haben Kriege, Revolutionen, Konfiszierungen, Regierungen, Krisen und die Konkurrenz überlebt. Wir haben alles überlebt!“
    Er holte scharf Luft. „Aber so etwas hat einen Preis. Sicher, im Vergleich mit dem Rest der Menschheit ist er geradezu trivial, dennoch ist es ein Preis. Ich bezahle nämlich mit meiner Zeit, Alexa.“ Noch einmal sah er sich in der fürstlichen Umgebung um. „Du kannst mich ruhig belächeln, aber es ist dennoch wahr. Für mich ist Zeit der größte Luxus. Und noch etwas anderes.“
    Wieder holte er geräuschvoll Luft. „Weißt du eigentlich, wie viele Menschen es in meinem Leben gibt, Alexa? In meiner Familie?“ Er lachte trocken auf. „Viel zu viele. Und sie alle wollen etwas von mir – meine Zeit. Geschäftlich, privat. Darum war meine Zeit mit dir für mich so wertvoll.“ Er schloss für einen Moment die Augen. „Du warst ein Hafen für mich, eine Oase der Ruhe. Wenn ich mit dir zusammen war, konnte ich allem entfliehen, meiner Familie, den Forderungen, dem Rest der Welt. Es war alles, was ich wollte – du und ich zusammen, allein. Ich dachte …“ Er hielt inne, als stolpere er über die Worte. „Ich dachte, es sei auch das, was du wolltest – nur mit mir zusammen sein. Es war so leicht und unbeschwert, so natürlich, so erlesen. Ich glaubte wirklich, für dich sei es ebenso. Was du mir geschenkt hast, war so unendlich wertvoll. Ich hoffte, dass ich dir etwas ebenso Wertvolles zurückgeben würde. Dass du verstehst, warum ich dich wollte. Und dass du auch verstehst“, seine Stimme nahm eine Schärfe an, die sich jedoch gegen ihn selbst richtete, „warum ich unsere Beziehung beenden musste.“
    Bevor er weitersprach, sah er sie eindringlich an. „Ich habe es nicht sehr gut gemacht, das weiß ich selbst, und es tut mir leid. An jenem Morgen, als ich dich aus meinem Leben herausgeschnitten habe, musste ich so brutal vorgehen, weil ich mich selbst dazu zwingen musste. Es ging gegen alles, was ich mir wünschte. Alles in mir begehrte dagegen auf, dir diese Worte zu sagen. Aber es war der einzige Weg …“
    Schützend schlang Alexa die Arme um sich. Vielleicht half das, um die Schmerzen der blutenden Wunde zu ertragen. Eine Wunde, die Guy wieder aufgerissen hatte – die tiefe Wunde, die er ihr zugefügt hatte. Sie senkte den Blick zu Boden, studierte das Muster des kostbaren Teppichs. Ihr Atem ging flach und schnell.
    Welchen Sinn hatte es noch, diese Worte zu sagen? Es verursachte nur Qualen, schlimmer als alles, was sie sich hätte vorstellen können. Und gleichzeitig war es ein unermesslich wertvoller Schatz zu wissen, was sie ihm einst bedeutet hatte.
    Doch so würde es nie wieder sein.
    Sie hob den Kopf und schaute ihn an. Und für einen kurzen, wunderbaren Moment fühlte sie jene Emotion durch sich hindurchfließen, die sie sich so angestrengt ausgetrieben hatte, weil es für dieses Gefühl keinen Platz mehr gab.
    „Du hättest es dabei belassen sollen“, sagte sie belegt.
    „Ich habe es versucht, aber ich konnte es nicht. Als ich dich wiedergesehen habe, zusammen mit einem anderen Mann, da wusste ich, dass ich dich keinem anderen überlassen kann.“ Er hielt ihren Blick gefangen. „Ich kann es nicht.“
    „Und ich“, erklärte sie jetzt wieder mit fester Stimme, „kann mich auf keine Affäre mit einem verheirateten Mann einlassen. Ich habe dich nie verachtet, doch in dem Moment, in dem du mir diesen Vorschlag gemacht hast, habe ich dich gehasst. Hass war von diesem Moment an alles, was ich für dich gefühlt habe.“ Sie stellte diese Lüge in den Raum zwischen ihnen, in den Raum, der niemals mehr überbrückt werden konnte.
    Für einen langen Moment betrachtete Guy sie stumm, dann, als wäre etwas in ihm zerbrochen, ging er zu dem Fenster bei seinem Schreibtisch und schaute in die Gärten hinaus. Nach einem Moment drehte er sich abrupt wieder zu Alexa um.
    „Weißt du eigentlich, wie viele Leute für Lorenz Investment arbeiten?“, fragte er, fast im Plauderton. „Hast du überhaupt schon von Lorenz Investment gehört?“
    „Das ist wohl die Bank, die Louisas Vater gehört?“
    „Es ist die Bank, die Louisas Vater an den Rand des Bankrotts getrieben hat. Und damit stand auch
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