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Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman
Autoren: Tracy Bloom
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oder die Kirche zu schmähen. «
    Die Unfähigkeit seiner Mutter, Verständnis aufzubringen, erinnerte ihn daran, dass Matthew etwas Sympathie verdiente, selbst wenn sie von dem Mann kam, der das Werkzeug beim Schmieden seines romantischen Absturzes gewesen war.
    Daniel saß geduldig neben Matthew, klopfte ihm auf
die Schulter und wartete, dass sein Gefühsausbruch abebbte. Gelegentlich hörte er ein Füßescharren oder Husten des Paars, was ihn daran erinnerte, dass da ein gespanntes Publikum auf eine Vorstellung wartete.
    Daniel drehte sich zu den beiden um und fragte: »Taschentücher?«
    »Aber ja«, sagte die Frau mit einem energischen Nicken und offensichtlich erfreut, nun mit einer Sprechrolle bedacht zu werden, während sie ihre Handtasche durchsuchte.
    Sie zog eine halbleere Minipackung Kleenex heraus.
    »Tut mir leid, ist nicht mehr viel drin«, sagte sie.
    »Gestern habe ich ein paar bei der Totenwache von Connie Warings gebraucht. Habe mir die Bluse vorn mit Sherry-Trüffel versaut. War so ein seltsames Dessert mit Gelee innen drin, das todsicher Flecken macht.«
    »Ich esse Gelee nur, wenn ich nackt bin«, erwiderte Daniel. »Und jetzt will ich Ihnen beiden etwas sagen: Ich muss mit meinem Freund hier ein Privatgespräch führen – Sie wissen sicher, was das ist –, und deshalb benötigen wir etwas Zeit für uns alleine.«
    »Ach, wir geben keinen Laut von uns«, erwiderte die alte Dame schnell. »Wir sind geübt, leise zu sein. All diese Beerdigungen, zu denen wir gehen, verstehen Sie? Tun Sie einfach so, als wären wir nicht da. Es sei denn, Sie brauchen Hilfe, natürlich.«
    »Gehen Sie weg, oder ich werde Sie wegen Belästigung anzeigen«, schrie Daniel plötzlich, dem der Geduldsfaden riss.
    »Okay, okay«, murmelte die Dame und schlurfte davon. »Wollte ja nur freundlich sein. Das nächste Mal werden wir uns nicht mehr die Mühe machen, was Bob?«

    Matthews Schluchzer schienen abgeflaut zu sein. Es war beeindruckend, wie traurig er aussah, der Anzug verknittert, seine zuvor noch perfekte Krawatte auf Halbmast.
    Daniel blickte tief in sein Inneres, um zu innerer Kraft zu finden. Er war zum Umfallen müde und emotional ein Wrack, aber ihm war klar, dass sein Werk noch nicht vollbracht war; und er würde niemandem erlauben zu sagen, dass Daniel Laker ein Typ der halben Sachen war.
    Matthew starrte jetzt ins Leere, und so entschied er, die Sache direkt anzugehen in der Hoffnung, dass er auf diese Weise innerhalb der nächsten Stunde mit seinem strippenden Glückwunschboten im Bett liegen würde.
    »Also, Matthew«, sagte er. »Lass uns mal sehen. Also, ich schätze, dir geht gerade jede Menge Kram durch den Kopf.«
    Matthew zuckte mit keinem Muskel, also fuhr Daniel fort. »Sollen wir die Sache in überschaubare Einzelteile zerlegen? Ich finde immer, dass es dann einfacher wird, du nicht auch?«
    Matthew starrte ihn jetzt an, sagte aber immer noch nichts.
    »Okay, lass uns gleich zum Thema kommen und mit dir und Katy beginnen. Also, ich sehe das so: Du bist unglücklich. Du triffst jemanden, der dich an glückliche Tage erinnert, als die Welt dir noch schöner erschien. So viel schöner, dass du nach dem Strohhalm greifst und ihn festhalten willst, weil du etwas von diesem Glück zurückhaben willst. Aber es ist das falsche Glück, oder nicht, Matthew? Es ist das Glück vergangener Tage, an das du dich erinnerst. Das Glück der ersten Liebe, des ersten Sex – als alles erstmals anfing. Die aufregendste Zeit deines
Lebens. Du kannst das nicht zurückholen, Matthew. Nicht einmal, wenn du den Menschen wiederbekommst, mit dem du dieses Glück geteilt hast. So funktioniert das einfach nicht. Ehe du dich’s versiehst, hörst du auf, über deine Lieblingsmusik zu sprechen, darüber, warum du deine Eltern hasst und auf welchem Parkplatz ihr es treiben wollt, und ihr fangt an zu streiten, wer als Letzter die Toilette sauber gemacht hat und warum ihr keinen Sex mehr habt. Du liebst Katy nicht, weil du sie nicht kennst. Du kennst den Teenager Katy, aber nicht die Katy, die jetzt langsam auf die vierzig zugeht. Übrigens – erzähl ihr bitte nicht, dass ich gesagt habe, dass sie beinahe vierzig ist. Sie würde mich umbringen.«
    Daniel hörte ein Niesen hinter sich.
    »Wenn ich mich umdrehe und Sie beide noch immer dort vorfinde, dann hole ich die Oberschwester! «, brüllte er. Er hörte ein Murmeln und das Geräusch weicher Sohlen, die über das Linoleum schlurften.
    »Also, wo war ich? Nun, du siehst
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