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Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Titel: Die Wildkirsche. Erotischer Roman
Autoren: Kerstin Dirks
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am frühen Vormittag im Vorgarten stand und ihn dazu brachte, gemeinsam mit ihm den Markt zu besuchen. »Wann gibt es schon einmal einen Jahrmarkt bei uns kleinem Völkchen«, sagte Giffard und schob Beaumont durch das Gartentor.
    »Einmal im Jahr«, antwortete Beaumont widerwillig, der allein beim Gedanken an die Pariser Händler und ihre Sitten plötzliche Übelkeit verspürte. Er hatte eine tiefe Abneigung gegen ihre Profitgier.
    »Möchtest du immer nur Kranke und Gebrechliche um dich haben, mein lieber Beaumont?“
    »Es ist meine Berufung.«
    »Aber das Leben bietet mehr als das!«
    »Erzähl das meinen Patienten, die an der Schwindsucht leiden und früher oder später daran sterben. Wenn ich ihnen nicht helfe, wer tut es dann?«
    »Und dafür lieben dich die Leute. Trotzdem solltest du nicht immerzu trüben Gedanken nachhängen.«
    Der wohlbeleibte Weinbauer ging durch eine kleine Verkaufsgasse und streckte die Arme nach beiden Seiten aus. »Sieh dich um, mein Freund. Hier gibt es Dinge, die du nirgendwo sonst findest. Warum immer schwermütig sein? Genießen wir den Tag, gönnen wir uns etwas, was wir uns normalerweise nicht leisten würden!«
    »Kaufen Sie dieses schöne Tuch für Ihre Gemahlin oder das Fräulein Tochter«, pries ein Händler seine exotischen Stoffe mit orientalischen Mustern an.
    »Ein Kleid in solchen Farben würde Lorraine sicher gut stehen«, versuchte Giffard seinen Freund zum Kauf zu verführen. Beaumont winkte ab. »Der Kleiderschrank meiner Tochter droht schon zu bersten.«
    »Wie wäre es mit einem edlen Parfüm, der Herr«, rief ein junger Mann vom Nachbarstand und öffnete eine kleine, bauchige Phiole. Er träufelte nur einen winzigen Tropfen auf sein Handgelenk und schnupperte genießerisch daran. »Ah, welch ein Duft!«
    »Kauft Obst, frisches Obst! Früchte aus Afrika und Asien!«
    Beaumont lief unbeirrt weiter und ignorierte die ausgestreckte Hand, die ihm eine Apfelsine hinhielt. Sein Weg führte ihn an einem kleinen Stand vorbei, hinter dem eine alte Wahrsagerin saß, hin zu einem großen Zelt, das fast den gesamten hinteren Teil des Platzes einnahm.
    »Hereinspaziert! Immer hereinspaziert«, rief ihnen ein Mann mit einem riesigen Zylinder zu, der ihn um zwei Köpfe größer erscheinen ließ. »Genießen Sie das beste Schauprogramm jenseits und diesseits der Seine.«
    »Oh, bitte nicht«, sagte Beaumont mit einem schweren Seufzen, als Giffard zwei Eintrittskarten kaufte und ihm das Papierstück mit einem Grinsen reichte.
    »Geht auf mich. Ich lade dich ein, alter Freund. Lehne es nicht ab, ich habe immerhin meine letzten Centimes für dich ausgegeben.«
    Widerwillig folgte Beaumont ihm ins Innere des Zeltes. Im Zentrum machten sie eine kleine, lieblos zusammengezimmerte Bühne aus, auf der ein Mann mit weiß geschminktem Gesicht ein Gebärdenspiel vorführte. Seine Bewegungen waren fließend, beinahe schlangenhaft, und es schien, als besäße sein Körper keine Knochen. Er war zu allerlei Verbiegungen fähig, die ein normaler Mensch nicht vollführen konnte, ohne sich dabei etwas zu brechen. Nur wenige Zuschauer hatten sich vor der Bühne eingefunden, der Applaus war äußerst verhalten.
    »Ein Pantomime? Dafür verlangen die solch horrende Eintrittspreise«, schimpfte Giffard und stemmte die Hände in die fleischigen Seiten.
    »Mir gefällt seine Kunst«, überraschten Beaumonts Worte nicht nur Giffard, sondern auch ihn selbst. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihn irgendeine Attraktion mitreißen würde. Doch dem jungen Mann mit dem weißen Gesicht war es gelungen, ihn innerhalb weniger Sekunden in seinen Bann zu ziehen. Mit wellengleichen Bewegungen streckte er die Arme nach vorne aus und öffnete die Hände, als wollte er sein Publikum berühren. Federleicht sprang er dann in die Höhe und landete auf einem Bein, drehte sich um seine eigene Achse und knickste vor den Zuschauern, wie es sonst nur junge Mädchen vor hohen Herrschaften taten.
    »Du nennst dieses Gehopse Kunst?«
    »Ach, Giffard, du verstehst nicht, was er mit seinem Tanz ausdrücken möchte. Es ist die Freiheit, die Loslösung von höfischen Sitten. Ich finde ihn inspirierend. Er bringt mich auf eine Idee für ein neues Spiel, das meinen Kindern sicherlich gefallen wird.«
    »Deinen Kindern?«
    Ein Lächeln huschte über Beaumonts Lippen. »Ich spreche von meinen Schülern, die ich im Lesen und Schreiben unterrichte.«
    »Und demnächst wohl auch in der Kunst des Gebärdenspiels«, sagte Giffard und
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