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Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)

Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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Vormittag über mussten sie noch in ihrer Kammer bleiben. Dann brachte Grete ihre getrockneten Sachen, und sie konnten sich wieder anziehen. Als Martha zur Tür ging, drehte sie sich mit leuchtenden Augen zu Klara um.
    »Ob uns Herr Tobias auch heute wieder so ein gutes Essen bezahlt?«
    »Ich würde nicht darauf wetten. Also mache dich auf Eintopf gefasst. Braten und Wein kann ich mir nicht leisten.«
    Martha ließ sich ihre gute Laune jedoch nicht von Klaras Grummeln verderben, sondern trat wenig später munter in die Gaststube ein. An diesem Tag war es dort voller, denn in Kitzingen stand der Markt an, und so blieben einige Fuhrleute länger, um sich mit frischer Fracht auf den Weg machen zu können. Trotzdem hatte Tobias einen Tisch für sich allein bekommen, so dass Martha und Klara sich zu ihm setzen konnten.
    »Guten Morgen oder, besser gesagt, guten Mittag! Habt ihr gut geschlafen?«, fragte Tobias lächelnd.
    »Ausgezeichnet«, gab Martha Antwort.
    »Es geht«, murmelte Klara, um sofort auf das Thema zurückzukommen, das ihr am wichtigsten war. »Wann erhalte ich meine neuen Arzneien, damit ich endlich weiterziehen kann?«
    »Du hörst dich an, als müsstest du schon tagelang darauf warten«, sagte Tobias kopfschüttelnd. »Dabei hätte ich gedacht, du wärest dankbar für ein paar Tage Ruhe. Dein weiterer Weg ist anstrengend, auch wenn Martha dir dabei hilft. Außerdem kannst du noch nicht weiterziehen. Da du Kitzingen vor deinem Oheim erreicht hast, ist es dein Anrecht, deine Arzneien hier auf dem Markt zu verkaufen!«
    Als Klara das hörte, verzog sie das Gesicht. »Damit es mir wieder so ergeht wie am ersten Tag meiner Wanderung? Ich habe kaum etwas verkauft und wurde von diesem frechen Theriak-Händler auch noch verspottet, ohne dass Ihr mich im Geringsten unterstützt hättet! Stattdessen habt Ihr Euch ebenfalls über mich lustig gemacht.«
    Der Vorwurf traf. Tatsächlich hatte Tobias sich damals nur über Klaras Situation amüsiert, ohne zu ihren Gunsten einzugreifen. Nun wurde ihm bewusst, dass er mit dieser Haltung einiges an Vertrauen bei ihr verloren hatte, und das tat ihm leid.
    »Sollte der Bursche morgen ebenfalls hier sein und dich beschimpfen, werde ich ihm ein paar um die Löffel geben«, versprach er und winkte Grete, das Essen aufzutragen. Tobias hatte sich überlegt, ob er die beiden Mädchen auch an diesem Mittag freihalten sollte, sich aber dagegen entschieden. Da Klara wusste, dass ihr Vater sein Essen stets selbst bezahlt hatte, würde sie sich fragen, welche Absichten er damit verfolgte.
    Es ist nicht einfach, mit jungen Frauen auszukommen, dachte er mit einem leisen Seufzer. Mit Klaras Vater und ihrem Onkel war es leichter gewesen. Die hatten ein ehrliches Wort verstanden, Frauen hingegen nahmen viele Dinge übel, die gar nicht so gemeint waren. Fast bedauerte er es, Klara angeboten zu haben, dass sie wegen des Marktes einen Tag länger bleiben sollte. Es wird gut sein, wenn sie wieder unterwegs ist und ich im Auftrag meines Vaters die Apotheker besuchen werde, fuhr es ihm durch den Kopf. Allerdings hatte sein Vater ihm den Auftrag erteilt, Klara zu überwachen und sofort einzugreifen, wenn sie nicht mehr weitergehen wollte. Das durfte er nicht vergessen.
    »Du kennst deine Strecke bis zum nächsten Treffpunkt?«, fragte er.
    Klara nickte. »Mein Vater hat seine Strecken aufgeschrieben, und ich habe seine Notizen mehrfach durchgelesen. Beim nächsten Teil brauche ich mehr Zeit, weil die Dörfer in diesem Waldgebirge kleiner sind und weiter voneinander entfernt liegen.«
    Unwillkürlich bewunderte Tobias sie. Klara hatte sich ausgezeichnet auf ihre Aufgabe als Wanderapothekerin vorbereitet. Von ihrem Onkel wusste er, dass sie im Winter immer wieder ihr Reff mit Steinen beschwert herumgetragen hatte, um sich an das Gewicht zu gewöhnen. Der Erfolg gab ihr recht, und er hoffte, dass sie die Strecke in diesem Jahr gut bewältigen würde. Doch er wusste nicht, ob man sie im nächsten Jahr wirklich erneut auf die Wanderung gehen lassen sollte. Auf junge Frauen warteten mehr Gefahren als auf einen männlichen Wanderapotheker. Bis jetzt hatte sie Glück gehabt, doch das konnte sich von einem Augenblick zum anderen ändern.
    »Gib gut auf dich acht!«, bat er sie.
    »Das tu ich!«, versicherte Klara ihm.
    Sie war zu gekränkt, um den besorgten Tonfall in seiner Stimme wahrzunehmen, und achtete auch nicht auf seinen Gesichtsausdruck, sondern widmete sich mit verbissener Miene dem Eintopf, den
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