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Die Vollstrecker

Die Vollstrecker

Titel: Die Vollstrecker
Autoren: Jason Dark
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ich tat, wäre es möglicherweise zu einer Panik gekommen.
    Ich hatte das ehrwürdige Gebäude über die große Freitreppe betreten und mich den prüfenden Blicken zweier Beamter gestellt, die den Eingang von innen flankierten und meinen Ausweis sehen wollten.
    Das konnten sie gern, und auf ihren Gesichtern erschien so etwas wie ein karges Lächeln.
    Ich durfte gehen, doch ich blieb und erkundigte mich nach meinem Ziel.
    »Wo finde ich denn hier die Kantine?«
    »Ähm – bitte…?«
    »Ja, ich möchte in die Gerichtskantine. Man hat mir gesagt, daß es hier so etwas gibt.«
    »Ja, natürlich. Sie müssen rechts gehen und dann die drei Stufen einer Treppe hinab. Am Ende finden Sie dann die Tür mit der Aufschrift Kantine.«
    »Danke, die Herren.«
    Ich tigerte los und freute mich über die exakte Beschreibung. Das Innere des alten Gebäudes atmete etwas Stilvolles und zugleich Archaisches aus. Hohe Decken, breite Treppenaufgänge, Säulen, die die Decken stützten, der blanke Steinboden, die kahlen Wände und ein leichter Geruch nach Bohnerwachs.
    Ich ging die drei Stufen hinab. Rechts von mir befand sich ein großes Fenster. Von hier aus fiel mein Blick auf die Freitreppe, die ich zuvor hochgekommen war. Ich sah zwei junge Frauen zusammenstehen und in Büchern blättern. Der Wind spielte mit ihren bunten Schals, die sie sich um den Hals gebunden hatten.
    Ein dunkler Vogel flatterte neugierig am Fenster vorbei und schaute mich an. Die kleinen Augen wirkten wie in den Kopf hineingedruckte Murmeln.
    Ich ging weiter und blieb vor einer braun gestrichenen Tür mit der Aufschrift Kantine stehen. Um diese Zeit wurde noch nicht warm gegessen, und deshalb schlug mir auch kein Essengeruch entgegen, als ich den Raum betrat.
    Worum es ging, wußte ich im Prinzip nicht. Sir James hatte mir nur erzählt, daß Purdy Prentiss Probleme hatte und einen Fachmann suchte, der ihr helfen konnte. Es waren keine psychischen Probleme, wie ich schon erfahren hatte, sondern Dinge, die in keine Schublade hineinpaßten, hatte mir Sir James versichert. Und er hatte noch etwas gesagt. »Wenn eine Frau wie diese Person bei anderen um Hilfe bittet, dann muß es schon brennen, John. Da sind Sie gewissermaßen der Löscher.«
    Gespannt war ich schon. Nicht auf das Löschen, sondern darauf, wie die Staatsanwältin aussah. Wer verbarg sich hinter dem Namen Purdy Prentiss? Eine frustrierte Tante, eine verbissene Jungfrau oder vielleicht doch eine lockere Person?
    Ich würde es sehr bald sehen.
    Die Kantine war ein recht großer, rechteckiger Raum mit Tischen und Stühlen. Es gab nichts Gemütliches. Ein mit Laminat bedeckter Boden, eine hellgraue Decke, eine Theke, die der Tür gegenüberlag, Fenster an der rechten Seite, durch die die Gäste auf die Straße und den Platz vor dem Gebäude schauen konnten. Kugelleuchten an der Decke und an der anderen Querseite des Raumes eine breite Theke, hinter der auch eine einsehbare Küche lag, in der noch nicht gekocht wurde. In einem Glaskasten lagen Sandwiches, die stets frisch zubereitet wurden.
    Nur wenige Tische waren besetzt. Und auch nicht nur von Mitarbeitern des Gerichts. Ich konnte mir vorstellen, daß sich unter den Gästen auch zahlreiche Zeugen befanden, die an diesem Vormittag ihre Termine hatten. Zumindest hing an den Haken die entsprechende Winterkleidung.
    Ich schaute mich nach Purdy Prentiss um.
    Es gab Frauen, die allein an einem der Tische saßen. Eine ältere trank Kaffee und rauchte eine Zigarette. Sie starrte versunken dem Qualm nach, den sie produzierte. Auf einem Nebenstuhl hatte sie eine gelbe Winterjacke deponiert.
    Das war meine Zielperson bestimmt nicht.
    Ich hielt weiter Ausschau.
    Eine junge Frau blätterte in einer Tageszeitung und schaute dazwischen immer wieder auf die Uhr. Sie wirkte nervös, aber sah sie wie eine Staatsanwältin aus?
    Ich ging noch zwei weitere Schritte in den Raum hinein und fiel bereits einem Trio von Männern auf, die mich mißtrauisch anblickten, als ich hinter mir eine Stimme hörte.
    »Mr. Sinclair?« Ich drehte mich um.
    In einer Ecke stand ebenfalls ein Tisch. Und zwar im toten Winkel der Tür. So hatte ich die Frau beim Eintreten nicht sehen können. Es war der letzte Tisch an der Fensterreihe.
    »Das bin ich.«
    »Ich glaube, wir sind verabredet.«
    »Ja… ähm… das… das ist möglich«, stotterte ich und war tatsächlich so verlegen, daß ich einen roten Kopf bekam. Ich dachte daran, daß mich Sir James reingelegt hatte. Er hätte sich bestimmt
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