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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung
Autoren: David Baldacci
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daß das Haus verkabelt war; deshalb war er entsprechend vorbereitet gewesen. Er war vor den beiden hier eingetroffen und hatte gewartet, während das Paar im Innern der Bruchbude irgend etwas getrieben hatte. Nach Verlassen des Hauses hatte die Frau den Zugangscode eingegeben, um die Alarmanlage zu aktivieren. Lee hatte im gleichen Gebüsch gehockt wie jetzt. Er hatte zufällig ein elektronisches Gerät bei sich gehabt, das die Zahlenfolge des Codes sozusagen aus der Luft geschnappt hatte - wie einen Baseball, der präzise im Handschuh eines Fängers landet. Sämtliche elektrischen Strömungen erzeugten Magnetfelder, die wie kleine Sender wirken. Als die hochgewachsene Frau die Zahlenfolge eingab, hatte die Alarmanlage für jede Zahl ein eigenständiges Signal abgestrahlt - genau in Lees elektronischen Fanghandschuh hinein.
    Noch einmal ließ er den Blick über die Wolkendecke schweifen; dann zog er Latexhandschuhe mit verstärkten Fingerspitzen und Handflächenpolstern an, zückte eine Taschenlampe und holte erneut tief Luft. Augenblicke später trat er aus der Deckung der Büsche hervor und schlich leise zur Hintertür. Dort zog er die verschlammten Stiefel aus und stellte sie neben den Eingang. Bei seinem Besuch wollte er keine Spuren hinterlassen. Gute Privatschnüffler blieben unsichtbar. Er klemmte sich die Lampe unter den Arm, schob den Dietrich ins Schloß und aktivierte die Apparatur.
    Lee benützte den elektronischen Türschloßknacker zum Teil aus Gründen der Schnelligkeit und Zeitersparnis, zum Teil aber auch deshalb, weil er noch nicht genug Schlösser von Hand geknackt hatte, um auf diesem Gebiet ein wahrer Könner zu sein. Man mußte Dietriche und Spannwerkzeuge ständig einsetzen, wollte man seinen Fingern das nötige Feingefühl verleihen. Solche Instrumente waren sehr empfindlich, besonders dann, wenn die Zuhaltungen des Schlosses ihr Tänzchen begannen. Mit einem Dietrich und einem Spannwerkzeug konnte ein erfahrener Schlosser jedes Schloß schneller knacken als Lee mit seinem elektronischen Gerät. Aber das Schlösserknacken von Hand war eine wahre Kunst, und Lee kannte seine Grenzen. Kurz darauf spürte er, daß der Riegel zurückglitt.
    Als er die Tür nach innen schob, erklang mit einem Mal das leise Piepen der Alarmanlage in der tiefen Stille. Augenblicke später hatte Lee die Steuertafel entdeckt und tippte rasch die sechsstellige Zahlenfolge ein. Das Piepsen erstarb augenblicklich. Als Lee leise die Tür hinter sich zuzog, wußte er, daß er nun als Schwerverbrecher galt.
    Der Mann ließ das Gewehr sinken, und der rote Leuchtpunkt der Laserzieleinrichtung verschwand vom breiten Rücken des ahnungslosen Lee. Der Mann, der die Waffe hielt, hieß Leonid Serow und war ehemaliger KGB-Offizier - und ein Mann, der auf Mord spezialisiert war. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hatte Serow plötzlich ohne einträgliche Beschäftigung dagestanden. Doch sein Talent, Menschen auf wirkungsvolle Weise umzubringen, war auch in der »zivilisierten« Welt sehr gesucht. Als Kommunist, den man jahrelang ziemlich verhätschelt und mit eigener Wohnung und eigenem Wagen ausgestattet hatte, war Serow im Kapitalismus buchstäblich über Nacht reich geworden. Wenn er das vorher geahnt hätte!
    Serow kannte Lee Adams nicht. Er hatte auch keine Ahnung, was er hier wollte. Er hatte Lee erst bemerkt, als dieser aus dem Gebüsch neben dem Haus getreten war, genau gegenüber von Serow. Die wenigen Geräusche, die Lee gemacht hatte, waren vom Wind überdeckt worden.
    Serow schaute auf die Armbanduhr. Sie mußten bald hier sein. Er betrachtete den langen Schalldämpfer, der an seinem Gewehr befestigt war, und rieb sanft über den langen Lauf, als wollte er sein Lieblingskuscheltier streicheln oder als wollte er dem brünierten Metall zu verstehen geben, daß er uneingeschränktes Vertrauen in dessen absolute Treffsicherheit hatte. Der Schaft des Gewehrs bestand aus einem Spezialgemisch aus Kevlar, Fiberglas und Graphit, das für außergewöhnliche Festigkeit sorgte. Der Lauf der Waffe war nicht auf herkömmliche Weise gezogen, sondern besaß ein gerundetes Rechteckprofil, eine sogenannte Polygonbohrung, mit einer Rechtsdrehung. Solche Läufe erzielten angeblich eine um bis zu acht Prozent höhere Mündungsgeschwindigkeit. Und was noch wichtiger war: Ballistische Untersuchungen der Kugeln, die aus dieser Waffe abgefeuert wurden, waren praktisch unmöglich, da sich im Lauf keine Felder oder Züge befanden, die nach dem
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