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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen
Autoren: Christian Jacq
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dar.
    Nachdem der Pharao die Pflanzung geweiht hatte, stattete er seiner neuen Stadt, dem »Ort der Ausdauer«, in dem die Bauleute für seinen Tempel und sein Grab lebten, einen Besuch ab. Die Stimmung war gedrückt, aber nicht ein einziger wollte aufgeben. Der Herrscher duldete keine Nachlässigkeit im Reich von Osiris, wurde doch hier Ägyptens Schicksal entschieden.
    Als Sesostris seine Überprüfung abgeschlossen hatte, zog er sich in eine Kapelle zurück und ließ die junge Priesterin zu sich kommen.
    »Dank der Hinweise, die du aus den alten Schriften zusammengesucht hast, habe ich so viele Schutzmaßnahmen wie möglich unternommen, um das Leben der Akazie zu verlängern«, sagte er ihr. »Doch das alles ist weiter nichts als eine Notlösung.«
    »Ich werde weitersuchen.«
    »Lasse vor allem nicht nach in deinen Anstrengungen. Das Unglück, das Abydos trifft, ist wohl kaum zufällig, vermutlich hat es zahlreiche Ursachen. Möglicherweise verbirgt sich eine davon sogar hier an diesem Ort.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Die Ritualisten von Abydos müssen sich tadellos verhalten. Ist das nicht der Fall, öffnet sich ein Spalt in der magischen Mauer, die dazu errichtet wurde, Osiris vor jedem Angriff zu bewahren. Deshalb erwarte ich von dir, dass du wachsam bist und auf jeden noch so kleinen Zwischenfall achtest.«
    »Dein Wille geschehe, gegebenenfalls unterrichte ich unverzüglich den Kahlen.«
    »Du unterrichtest ausschließlich mich und sonst niemanden. Über dein Kommen und Gehen kannst du selbst bestimmen –
    vermutlich wirst du Abydos mehr als einmal verlassen müssen.«
    Obwohl ihr diese Verpflichtung nicht leicht fiel, verneigte sich die Priesterin gehorsam. Nur hier und nirgendwo sonst bekam ihr Leben einen Sinn. Sie liebte diesen zeitlosen Raum, die Andacht, von der jeder Stein des großen Tempels zeugte, und die tägliche Feier der Rituale. Sie war eins mit den Gedanken der Initiierten, die seit dem Ursprung der Stadt Osiris’ an seinen Mysterien teilnahmen. Abydos war ihre Heimat, ihre Welt.
    Und die Befehle des Pharaos, der schließlich
    höchstpersönlich dafür einstand, dass dieser Ort überlebte, wurden nicht in Frage gestellt.

    2

    Sekari hatte ein kantiges Gesicht, buschige Augenbrauen und einen runden Bauch, und er ging gemächlich seiner Gartenarbeit nach. Aus Angst vor Rückenschmerzen und einem Abszess am Hals, den er sich beim Hochheben des Tragejochs, an dessen Enden zwei schwere, mit Wasser gefüllte Eimer hingen, sehr leicht zuziehen konnte, sah er zu, dass er sich nicht übernahm. Im Übrigen war er der Meinung, dass der Lauch auch nicht schneller wuchs, wenn er sich mehr beeilte.
    Sekari erntete die längsten Lauchstangen und steckte sie in einen der Packsäcke, die Nordwind trug. Nordwind war der ungewöhnlich große Esel mit den kastanienbraunen Augen, der seinem Freund, dem Schreiber Iker, gehörte. Dieser ausdauernde Vierbeiner gehorchte niemand anderem als seinem Herrn, der ihn erst aus den Händen eines Tierquälers und dann vor einem Opferpriester gerettet hatte. Da Iker Nordwind aber erlaubt hatte, Sekari zu begleiten, half der Esel dem Gärtner bei seiner mühseligen nächtlichen Arbeit. Nach altem Brauch bewässerte Sekari das Gemüse nämlich während der heißen Jahreszeit erst nach Einbruch der Dunkelheit. In der Nacht verdunstete das Wasser wesentlich langsamer, und die Pflanzen konnten die kostbare Flüssigkeit speichern und so besser die Hitze des Tages überstehen. Weil er sein Zwiebelbeet vergrößern wollte, kniete sich Sekari hin, um Unkraut zu jäten. Was er dabei aber entdeckte, nahm ihm jede Lust, mit dieser Arbeit fortzufahren. Er musste Pharao Sesostris vernichten, gleichgültig, wie –
    von diesem Gedanken war Iker wie besessen. Der junge Mann hatte bereits derart unter der Grausamkeit des Königs gelitten, dass es für ihn keine andere Lösung mehr gab.
    Seit er zu den besten Schreibern der Stadt Kahun zählte, hätte sich Iker eigentlich mit seiner beachtlichen Stellung zufrieden geben müssen. Doch er konnte einfach nicht vergessen, dass er mehr als einmal nur mit knapper Not dem Tod entkommen war. Nacht für Nacht suchten ihn die immer gleichen Bilder heim und raubten ihm den Schlaf, nachdem man ihm seinen Talisman aus Elfenbein gestohlen hatte, der die bösen Geister vertreiben sollte.
    Er sah sich wieder an den Mast eines Schiffs gefesselt und dem bedrohlichen Meer als Opfer versprochen, etwas später dann als einziger Überlebender eines
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