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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens
Autoren: Tobias O. Meißner
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Lot ist. Der Fluss wird nicht mehr austrocknen.«
    Â»Aber die Kenekenkelu sind trotzdem wahnsinnig und vergiftet«, machte Ijugis seinen Sorgen Luft. »Wer weiß, ob sie die Bago so schlagen werden, wie Delphior das von ihnen erwartet? Es gibt keine Garantien. Für nichts.«
    Â»Es ging hier um etwas ganz anderes«, formulierte Rodraeg bedächtig. »Dass ein Tier die Trommel besetzt hatte, war nichts weiter als ein Symptom. Das war nicht die Ursache. Die Ursache war der Schatzfinder. Die Gier der Weißen. Und Delphior wollte wissen, ob eine überwiegend aus Weißen bestehende Gruppe aus dem Norden wirklich diesen Wald so sehr lieben kann, dass sie in ihm ihr Leben lässt, nur um etwas so Selbstverständliches wie Regen zu finden. Wir haben einen Beweis angetreten. Dieser Kontinent wird nicht in Provinzen auseinanderdriften wie jene andere von den Göttern verlassene Welt, von der Delphior sprach.«
    Ijugis lachte. »Du hättest Priester werden sollen, Rodraeg, ehrlich. Weißt du, wie ich das alles sehe? Wir haben die Kenekenkelu niedergemacht. Genauso wie andere Weiße vor und nach uns. Und bezahlt haben wir statt mit Fairaier Glasperlen mit ebenso schön funkelnden Wassertropfen. Wir hatten unseren Spaß. Nun lasst uns noch eine Nacht hier rumlungern, und dann weg von hier.«
    Das Floß war fertig. Sie errichteten noch einen Unterstand für die Nacht und kauerten sich dort aneinander. Migals Zustand verschlimmerte sich. Seine Adern traten schwärzlich unter der Haut hervor, sein Gesicht wirkte bläulich. Onouk und Bestar taten, was sie konnten.
    In der Nacht starrte Rodraeg auf die überall vorherrschenden Pfützen, in denen immer noch Wassertropfen einschlugen, sodass der Boden zu tanzen schien.
    Bestar setzte sich neben ihn. Ein nach Nässe riechender Riese. »Ich mag Delphior nicht«, brummte er schließlich nach einer Weile. Rodraeg antwortete nicht, wandte ihm aber aufmerksam sein Gesicht zu. »Ich meine – hat er je darüber nachgedacht, was er den Tieren und Pflanzen antut, wenn er einfach so den Regen wegnimmt?«
    Â»Er hat den Regen nicht weggenommen. Das waren der Schatzfinder, die Ameisen, die Riesenspinne und die Kenekenkelu selbst.«
    Â»Hm. Aber dennoch. Er ist doch ein Gott, oder nicht? Warum lässt er es nicht einfach trotzdem regnen, auch wenn keiner diese blöde Trommel schlägt? Ich weiß, was du jetzt sagen willst: Das alles war eine Prüfung für uns und ganz besonders für dich, mit der Münze und so. Aber überleg doch mal: Was, wenn du es nicht auf diesen Berg raufgeschafft hättest? Wenn die Spinnenmenschen dir unten die Beine zerhackt hätten wie Migal? Wenn du im Wald abgestürzt wärst wie Selke Birlen? Hätte dann der ganze Wald vor Durst verrecken müssen? Was soll das denn für eine Prüfung sein? Er nimmt … einen ganzen Wald als Geisel, damit wir uns zu ihm hinschinden? Das kommt mir genauso bescheuert vor wie dieser Siusan mit seinen Foltertischen.«
    Rodraeg lächelte müde. Jetzt, wo er mehr oder weniger gezwungen war, zum ersten Mal in seinem Leben wirklich an die Existenz von Göttern zu glauben, wurden von allen Seiten Zweifel an ihn herangetragen, ob das denn überhaupt etwas Gutes wäre. »Bestar, ich bin auch nicht schlauer als du. Vielleicht gibt es keinen großen Unterschied zwischen Göttern, Magiern und wahnsinnigen Möchtegernmagiern. Vielleicht gibt es nur zwei Ebenen: die der normalen Menschen und Tiere und Pflanzen und die derjenigen, die irgendwie darüber- oder danebenstehen. Aber Delphior hat mir zu verstehen gegeben, dass es einen großen Plan gibt, an dessen Ende zwei dem Untergang geweihte Welten gerettet werden können. Und angesichts der ganzen in diesem Urwald zur Schau gestellten Machtfülle habe ich beschlossen, diesem Plan Schritt für Schritt zu folgen. Zumindest so lange, bis sich einwandfrei herausstellt, dass diese Schritte uns ins Unheil führen.«
    Bestar schwieg eine Weile mit verschlossenem Gesicht. Dann sagte er: »Du meinst, seitdem wir Delphiors Anweisungen genau befolgen … seitdem es regnet … ist immerhin nichts Schlimmes mehr passiert.«
    Â»Ja. Der Tiefpunkt war kurz vorher, die Schlacht gegen die Eingeborenen. Findest du nicht auch?«
    Bestar nickte. »Vier Männer«, knurrte er. »Vier Männer hat uns diese Schlacht gekostet. Ich denke, dass Migal bald tot sein
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