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Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)

Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
Autoren: Kyle Mills
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lange warten.«

    Als es leise klopfte, richtete sich Richard abrupt auf und wusste erst nicht, wo er war, bis er Carly im Türrahmen stehen sah. Sie trug eines seiner alten College-T-Shirts, das ihr bis auf die langen Beine reichte, wo unter dem Saum ein rosa Höschen hervorlugte.
    »Es ist fast Mitternacht«, sagte sie, ging um den Schreibtisch herum und setzte sich auf seinen Schoß. »Wann kommst du endlich ins Bett?«
    »Tut mir leid. Ich muss eingeschlafen sein. Ich bin die Daten durchgegangen, die mir Troy gegeben hat.«
    Sie drückte sich enger an ihn, legte ihren Kopf auf seine Schulter und ließ ihr langes Haar seinen Rücken hinabfallen. »Ich habe viel über Annette nachgedacht. Ich habe sie zwar nicht gerade gut gekannt, aber man fragt sich doch, was ihr durch den Kopf gegangen sein muss. Sie hatte so viel: einen gesunden Sohn, ein wunderschönes Haus, einen großartigen Ehemann.«
    Der Vergleich war offensichtlich und ein wenig deprimierend. »Du hast wenigstens das Letzte, nicht wahr?«
    Sie lächelte ihn an. »Einen wunderbaren Ehemann? Ich weiß nicht … Ich schätze, ich hätte es schlimmer treffen können.«
    »Hast du Susie gut ins Bett bekommen?«
    »Ja, aber sie war enttäuscht, dass du ihr nicht noch etwas vorgelesen hast. Dafür musst du morgen mit ihr dieses Videospiel spielen.«
    »Das habe ich ihr schon versprochen.«
    »Ja, aber du hast auch gesagt, dass du ein wenig Zeit mit ihr und
Matilda
verbringst.«
    »Du musst ein wenig nachsichtiger mit mir sein«, erwiderte er und deutete auf den Bildschirm. »Das ist etwas, das ich vielleicht verwenden kann, um ihr zu helfen. Aber wenn ich das durchgehenund all die anderen tausend Dinge machen will, die jeden Tag anstehen, dann schaffe ich das nicht in meinen normalen Bürozeiten. Das ist gerade alles ein wenig kompliziert.«
    Darauf reagierte sie nicht und er wusste, worauf sie hinauswollte. Er war schon immer ein wenig neidisch auf ihre Fähigkeit gewesen, in eine philosophische Ruhe zu versinken, während er den Wind anbrüllte oder sich hinter winzigkleinen zellularen Details versteckte.
    Doch es bereitete ihm auch leise Sorgen. War es wirklich ein angeborenes Talent für einen mönchsartigen Fatalismus oder doch nur die clever verschleierte Version des Leugnens, das er bei so vielen anderen Eltern erlebt hatte?
    »Ich weiß, dass du viel zu tun hast«, meinte sie schließlich. »Aber du darfst etwas sehr Wichtiges nicht vergessen.«
    »Und das wäre?«
    »Sie ist jetzt hier.«
    Er schloss die Augen und lehnte seinen Kopf an die Stuhllehne, während er erfolglos versuchte, seinen Geist zu leeren und daran zu hindern, die Bedeutung der Worte seiner Frau genauer zu erfassen.
    Sie hatten sich während des Studiums kennengelernt. Sie war an der Kochschule, die in derselben Straße lag wie seine Wohnung, und hielt sich häufig in dem Lebensmittelgeschäft auf, in dem er auch einkaufen ging. Als das Semester endete, hatte er ein Computerprogramm geschrieben, das die Wahrscheinlichkeit dafür berechnete, zu welcher Zeit man sie im Laden antreffen konnte, und er baute sein Leben rings um diese sorgsam ausgedruckten Zeitpläne auf und schrieb endlos erfundene Einkaufszettel.
    Obwohl er auf Frauen schon immer anziehend gewirkt hatte – auch wenn seine Beziehungen nie lange hielten –, fand er nie den Mut, sie anzusprechen. Ihr bereitete das jedoch keine Probleme. Eines Tages stellte sie sich ihm in der Nähe der Artischocken in den Weg und versperrte ihm den Zugang zu einem Regal mit Zucchini. Er wusste noch genau, was sie als Erstes zu ihm gesagt hatte: »Du gehst ziemlich oft einkaufen, was?«
    Richard ließ den Kopf sinken und legte sein Kinn auf ihren Kopf. »Sie wird morgen auch noch da sein, Carly.«
    »Aber was ist, wenn du nicht mehr hier bist?«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Du könntest in ein paar Tagen vom Labor nach Hause fahren und ein Betrunkener nimmt dir die Vorfahrt. Ich bezweifle, dass sich dein letzter Gedanke darum drehen wird, dass du zu viel Zeit mit deiner Tochter verbracht hast.«
    »Danke für die bildliche Vorschau auf meinen Tod. Normalerweise stelle ich ihn mir nicht derart detailreich vor.«
    »Gern geschehen.«
    Er zog eine Schublade auf und holte zwei Gläser heraus, in die er etwas Scotch goss, bevor er ihr eines davon reichte. Sie drehte sich um, drückte die Füße gegen den Schreibtisch und presste ihren Rücken gegen seinen Bauch.
    Sie saßen nicht mehr sehr oft zusammen und tranken etwas. Das wilde,
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