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Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown (German Edition)

Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown (German Edition)

Titel: Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown (German Edition)
Autoren: Anne Helene Bubenzer
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zusammengebrochen.«
    »Aber wenn du sie nicht auf die Leiter …«
    »Hör jetzt auf!«, zischte sie. »Hör auf, mir Vorwürfe zu machen.«
    Er senkte den Kopf.
    »Du hast nicht auf sie aufgepasst«, sagte er leise.
    Ilona sah ihn traurig an.
    »Man kann auf niemanden immer aufpassen. So ist das Leben, Maurus.«
    Sie wollte ihm eine Hand auf die Schulter legen, doch er drehte sich weg.
    Maurus, was tust du denn?
    »Lass mich«, sagte er. »Lass mich.«
    »Bitte. Versteh doch.«
    »Nein«, sagte er. »Wäre ich bei ihr gewesen, wäre das nicht passiert.«
    »Ich mache mir genauso Sorgen wie du. Nina ist …«
    Sie blickte ihn aus wütenden Augen an, als Doktor Szabó den Kopf aus der Tür des Behandlungsraumes steckte.
    »Herr Andrássy? Frau Barinkay? Sie können jetzt zu ihr.«
    Sie erhoben sich von den braunen Plastiksesseln auf dem Gang. Maurus drückte mich mit beiden Händen.
    »Ich gehe allein«, sagte er und blickte Ilona fest an.
    Nein!
    »Bist du sicher?«, fragte sie.
    Als er schwieg und starr geradeaus sah, drehte sie sich um und ging.
    Ich war fassungslos.
    Nina war vielleicht nicht Ilonas leibliches Kind, aber es bestand kein Zweifel daran, dass sie sie wie eine Mutter liebte. Das wusste ich genau. War Maurus denn völlig von Sinnen?
    Ich spürte, wie sein Herz klopfte, als wir das Krankenzimmer betraten. Wie vor wenigen Monaten lag Nina bleich und unendlich klein in diesem riesigen weißen Bett. Maurus schluckte, und ich unterdrückte die Angst.
    »Nina«, flüsterte Maurus. »Nina, Csillagom!«
    Sie rührte sich nicht. Doktor Szabó legte ihm von hinten die Hand auf die Schulter.
    »Ihr Immunsystem ist nicht stabil genug. Da reicht dann schon eine kleine Erkältung. Machen Sie sich keine Vorwürfe, Sie haben alles richtig gemacht. Ich werde Nina für ein paar Tage hierbehalten. Ihre Lymphknoten sind stark geschwollen, das möchte ich mir gerne genauer ansehen.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Maurus.
    »Nun, es ist wohl besser, wenn sie über die Feiertage hierbleibt. Hier haben wir die besten Möglichkeiten, sie zu überwachen. Bleiben Sie ruhig noch bei ihr. Ich schaue später noch einmal rein.«
    »Danke, Doktor, vielen Dank.«
    Maurus sank auf den kleinen gelben Hocker neben Ninas Bett und drückte mich in ihren Arm.
    »So, Mici«, sagte er. »Jetzt bist du dran.«
    Ich weiß.
    Dann stützte er den Kopf in die Hände und weinte.
    Ich spürte genau, dass Ninas Herz noch schlug, und war unsagbar erleichtert. Sie musste gemerkt haben, dass ich zu ihr gekommen war, denn sie regte sich vorsichtig.
    »Papa«, flüsterte sie.
    Maurus hob den Kopf.
    »Nina, mein Stern, du bist ja wach.«
    »Papa«, sagte sie und öffnete mühsam die Augen. »Wo ist Ilona?«
    »Sie ist … sie musste …«, stammelte er und sah verlegen zum Fenster hinaus. »Es war nicht …«
    »Ich bin hier, mein Schatz«, hörten wir plötzlich Ilonas Stimme. Maurus’ Kopf fuhr herum.
    »Immer zur Stelle«, sagte sie leise und kam hinter dem Wandschirm zum Vorschein.
    Nina schloss die Augen und sah nicht, wie Maurus seinen Blick auf seine Lebensgefährtin richtete, sie sah nicht die stumme Entschuldigung und die stille Dankbarkeit, die darin lagen. Doch ich sah es, und auch Ilona verstand es.
    »Es ist nur …«, begann Maurus. »Es war einfach der Schock …«
    »Ich weiß«, sagte Ilona. »Ist schon gut.«
    Nina drückte mich und sagte: »Und Mici ist auch da.«
    Das Osterfest verlief völlig anders als geplant. Genau genommen fiel es einfach aus. Maurus und Ilona waren die meiste Zeit bei uns und wachten über Nina.
    Die Infusionen und Mittel, die sie bekam, stabilisierten sie so weit, dass sie wieder sitzen konnte, doch sie wurde immer blasser, das Fieber kam in Schüben und sie klagte über schmerzende Knochen.
    Was war denn mit ihr los? Wieso erholte sie sich nicht? Ich hatte gedacht, Bernard hätte sie gesund gemacht, doch das schien ein Irrtum zu sein. Was hatte er übersehen? Und was übersah Doktor Szabó?
    »Du solltest Bernard anrufen«, flüsterte Ilona Maurus zu, als Nina während des Mensch ärgere Dich nicht-Spiels eingeschlafen war.
    »Er konnte ja auch nicht helfen«, wandte Maurus ein.
    »Er hat dir gesagt, dass er nicht mehr tun konnte, vielleicht sieht die Situation jetzt anders aus.«
    »Wieso sollte er es jetzt können?«
    »Maurus. Sei doch nicht so stur.«
    »Ich habe solche Angst«, flüsterte er. »Wenn Nina nicht gesund wird …«
    »Wir werden sicher einen Weg finden, ihr zu helfen. Bitte, ruf
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