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Die Todesgöttin

Die Todesgöttin

Titel: Die Todesgöttin
Autoren: Jason Dark
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über den Kopf, sondern fühlte nach dem Material, aus dem die Kette hergestellt war. Sie fühlte sich seltsam weich an. Jemand hatte mal von Menschenhaut gesprochen, die durch die Schädel gezogen war. Jeder Kopf besaß rechts und links zwei Löcher, so dass die Haut genau hindurchpasste.
    Damit die Köpfe bei einer Unterbrechung der Kette nicht herausrutschten, waren dicht hinter den Löchern dicke Knoten angebracht.
    Raffiniert gemacht, dachte er.
    Fieberhaft dachte der Archäologe nach. Wer hatte den Kopf gestohlen?
    Und warum war es geschehen? Er erinnerte sich auch daran, dass die Diener der Göttin, wenn sie in den Besitz eines Kopfes gelangten, Macht erhalten würden.
    Macht über die Menschen, denn die Kraft der Göttin ging dann auf sie über.
    Ein Geräusch ließ ihn hochschrecken.
    Es war irgendwie mit einem Schaben zu vergleichen, als würde ein Tier durch die Höhle streichen.
    Es war kein Tier, sondern etwas anderes.
    Die Göttin hatte einen Arm bewegt. Es war einer der rechten, und zwar der, der sich in Höhe der Hüfte befand, also näher dem Archäologen.
    Waynright drehte noch seinen Kopf. Er sah das Phänomen, konnte es jedoch nicht begreifen, denn da hatte die Göttin schon zugepackt. Fünf Finger umklammerten die Hüfte des Mannes und drückten sie zusammen. So hart, dass Waynright unwillkürlich einen Schrei ausstieß und dann erst nach Sekunden die Tragweite begriff.
    Die Göttin hatte ihn!
    Und sie hielt fest.
    Waynrights Augen wurden groß. Plötzlich begriff er, dass er in einer Falle steckte. In der Falle, die er sich selbst gestellt hatte. Er war freiwillig in sie hineingelaufen. Für eine Umkehr war es zu spät, denn die Göttin erwachte zu einem schrecklichen Leben.
    Sie hob ihn hoch.
    Waynright verlor den Boden unter seinen Füßen, und er schlug wild auf den goldenen Arm der Göttin.
    Der zeigte keine Reaktion. Es schien, als habe der Archäologe gegen Metall gedroschen.
    Aber Metall, das lebte?
    Nein, das war auch kein Metall mehr, denn der goldene Schimmer verschwand wie das Tageslicht, wenn die Dunkelheit und die Nacht hereinbrachen.
    Immer mehr verblasste er, und immer deutlicher war die wirkliche Gestalt der Göttin zu sehen.
    Die grausame, die schreckliche!
    Das begann am Gesicht, wo die goldene Farbe zuerst verschwand und eine tiefe Schwärze hinterließ. Gleichzeitig begannen die Augen in einem düsteren Rot zu glühen, und dieses Rot fand sich auch in dem Haarwirrwarr wieder. Aber nicht direkt als Farbe, sondern als Blut.
    Ebenso blutig wie die Handflächen der Göttin, und selbst von der Kette verschwand die goldene Farbe.
    Die Menschenköpfe sahen plötzlich normal aus. Sie befanden sich dicht vor den Augen des Archäologen, so dass er die meisten von ihnen sehen konnte.
    Es war schlimm.
    Waynright wurde wirklich mit dem Grauen konfrontiert. Er sah Männer und Frauenköpfe. Hinzu kamen die von Kindern. Einheimische und fremde, die Kette der Kali war eine Sinfonie des Schreckens.
    Sein Blick glitt weiter in die Höhe. Er wollte das Gesicht sehen, die schreckliche Maske, ein Abbild der Hölle, das die Kälte und Grausamkeit des Alls ausstrahlte.
    Das Blut schimmerte in den Haaren, die einen verfilzten Garten darstellten, in dem sich die dicken, roten Tropfen verteilten und wie Schlieren an den einzelnen Strähnen entlangliefen. Die roten Augen wirkten wie Kohlestücke aus dem Höllenfeuer, das übrige Gesicht war flach, eine Nase kaum zu erkennen, der Mund nur ein Schlund. Nicht sehr groß die Öffnung, aber wenn der Archäologe in den Rachen hineinschaute, dann glaubte er, in eine schwarze unergründliche Tiefe zu sehen.
    Er schüttelte sich, während er noch immer in der Klaue der Todesgöttin hing.
    Jetzt rollte sie mit den Augen, so dass sie ihn an kleine Feuerräder erinnerten. Aus dem Maul drang ein rötlicher Brodem, der von giftgrünen Schlieren durchsetzt war, Waynright ins Gesicht fuhr und auf seiner Haut brannte wie der Dampf einer Säure.
    Er hatte Angst.
    Unwahrscheinliche Angst, die sich von Sekunde zu Sekunde steigerte und zu einer zerfressenden Todesfurcht wurde. Trotz dieser Angst funktionierte sein Gehirn klar und scharf. Er konnte denken, und er dachte daran, dass in der Kette ein Kopf fehlte.
    Ein Kopf, der ersetzt werden musste.
    Die Folgerung war einfach. Die Totengöttin hatte einen Gefangenen, der noch lebte.
    Schritte unterbrachen seine Gedanken.
    Sie waren seitlich von ihm aufgeklungen, und es gelang ihm, den Kopf zu drehen.
    Aus dem Dunkel des
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