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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele
Autoren: Kate Dakota
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auf ihn ein, während Erin in ihrer Arzttasche nach einem Beruhigungsmittel suchte. Silvia Prescott konnte die Tränen nicht länger zurückhalten und sank schluchzend in die Arme ihres Mannes.
    In den Tumult hinein machte sich erneut ein Handy bemerkbar. Es war nicht das des Seniors, nein, es war das von James. Schlagartig war es still in der Bibliothek, als das Smartphone unverdrossen sang: »When a man loves a woman……..!«
    Niemand im Raum glaubte in diesem Augenblick, jemals etwas Schöneres gehört zu haben. Diese Melodie war wie ein warmer Regen nach einer langen Dürreperiode, wie eine Blume inmitten einer öden Wüstenlandschaft. Sie war wie ein Wink Gottes und verschaffte umgehend Linderung, war Balsam für die gequälten Seelen. Ganz besonders für eine.
    »Nun geh schon ran!«, forderte Erin ihren Bruder ungestüm auf, und ihre Stimme überschlug sich fast.
    James schloss die Augen und sammelte sich kurz. Er wusste, wie wichtig es war, dass er jetzt das Richtige sagte.
    »Amy?«, meldete er sich, und seine Familie staunte, wie ruhig er das sagte, war er eben gerade noch völlig ausgerastet.
    »Amy, Liebes? Bitte sag doch etwas. Geht es Dir gut?«
    Angestrengt lauschte er, vernahm aber nichts als eine unruhige Atmung und ein und undefinierbares Rascheln. Nein, da war noch etwas. Er hörte einen Zug, der sich zu nähern schien. James biss sich entsetzt auf die Lippe, und sein Herz weigerte sich für Sekunden, weiterzuschlagen. Aber dann verdrängte er seine Angst. Er hatte dieser Frau geschworen, dass er ihr beistehen würde, und genau das würde er jetzt auch machen.
    »Amelie Johannson, hör mir bitte zu!«, sagte er mit felsenfester Stimme. »Wenn Du über diesem Abgrund baumelst, dann bin ich es, der Dich hält. Und selbst wenn Du fallen solltest, dann wird Dir nichts geschehen, wird Dich das schwarze Loch nicht verschlucken können. Denn ich bin das Netz, das Dich auffängt, ich bin der Boden, auf dem Deine Füße sicher wieder aufsetzen werden. Ich bin Deine Schutzmauer, an der alles abprallen wird, was Dich bedroht. Meine Arme werden es sein, die Dich umfangen, und es verhindern werden, dass Du von irgendetwas zerrissen wirst. Das ist jetzt so, und das wird immer so sein. Ich liebe Dich, Amy. Auf mich wirst Du stets zählen können. Hörst Du?«
    Er hatte fortwährend lauter sprechen müssen, weil das Geräusch des Zuges stetig dominanter geworden war. Bis er da war. Sein Donnern war so laut, dass das Gehör von James schmerzte. Und dieser Schmerz zog sich quer durch seinen Körper, ließ ihn erzittern.
    Als es wieder leiser wurde, horchte er in die Leitung hinein und stieß einen erleichterten Seufzer aus, als er erneut das Rascheln vernahm, das wohl von einem Taschentuch kam. Das nahm er jedenfalls an, und diese Annahme wurde durch ein lautes Schnäuzen noch mal erhärtet.
    »Amy? Sweety, Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin…..«
    »Das weiß ich doch, James Prescott«, schluchzte ein dünnes Stimmchen am anderen Ende der Leitung. »Kannst Du dann jetzt bitte mal aufhören zu quasseln und mich abholen kommen?«
    James strahlte wie die aufgehende Sonne, und dieses Strahlen erfasste im Nu auch die Gesichter der restlichen Prescotts. Alles würde gut werden.
    »Natürlich hole ich Dich ab, mein Schatz. Du musst mir nur sagen, wo Du bist!«
     

Kapitel 47
     
    11. Juni 2013 – Washington D.C.
     
    Ein paar Stunden später war Amy zwar wieder zuhause, doch die Welt noch längst nicht in Ordnung. Es war gar nicht so einfach gewesen, sie zu finden, denn natürlich fiel es ihr schwer, genaue Angaben zu ihrem Aufenthaltsort zu machen, ortsunkundig, wie sie war. Dass sie in der Nähe des Hauptbahnhofs war und an irgendwelchen Gleisen stand, war alles andere als eine detaillierte Beschreibung. James hätte zur Not aber auch jeden einzelnen Meter des Washingtoner Schienennetzes abgelaufen, um sein Mädchen in die Arme schließen zu können. Zum Glück war das nicht nötig gewesen, denn Amy hatte plötzlich von einer riesigen McDonald’s-Werbung gesprochen, die an dem Giebel eines Hauses angebracht war, da wusste James, wo sie war.
    In Windeseile war er mit seinen Brüdern aufgebrochen, um Amy heimzuholen. Als er sie endlich vor sich sah, waren seine Gefühle ein weiteres Mal gespalten an diesem Tag. Zum einen hätte er vor Freude jubeln können, weil er sie wiederhatte, zum anderen war er entsetzt gewesen über ihren Zustand. Die Haare standen ihr wild vom Kopf ab, das Kleid war an mehreren
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