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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition)
Autoren: Terry Pratchett
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Es war Nacht und dunkel, aber trotzdem sah er gut. Über grasende Herden schwebte er hinweg, über Fremde, die Kapuzen trugen und einen Karren schoben – Schlaue? –, über ein schlafendes Dorf … Dann änderte sich sein Kurs, und er glitt zu einer einzelnen Gestalt zwischen den Haaren. Als er sich ihr näherte, wurde sie zu einer ganz in Weiß gekleideten Person. Alles an ihr glänzte weiß. Sie drehte sich um und sah zu ihm her, schien sich seiner Gegenwart durchaus bewußt zu sein. Und er sank den hellen, aufmerksam blickenden Augen entgegen …
    Plötzlich erwachte Snibril, und das Bild verblaßte, während er sich aufsetzte und mit beiden Händen nach dem Gürtel aus sieben Quadraten griff.
    Kurze Zeit später brachen die Munrungs auf, und Pismire steuerte den ersten Wagen.
    Glurk lag darin, bleich und geschwächt, aber immer noch stark genug, um bei jeder Erschütterung hingebungsvoll zu fluchen. Manchmal grollte der Schrecklicher Scheuerer in der Ferne.
    Bane und Snibril, der sich den Gürtel um die Taille geschlungen hatten, ritten voraus.
    Der Teppich wechselte die Farbe. Das allein war nicht außergewöhnlich. Im Bereich von Holzwand zeigten die Haare eine dunkelgrüne und graue Tönung, doch westlich von Tregon Marus präsentierten sie sich in einem staubigen hellen Blau. Jetzt ging das Grün allmählich in Gelb über, und die Haare wirkten dicker, knotiger. Einige von ihnen trugen Früchte: große stachelige Kugeln, die direkt aus dem Haarstamm wuchsen.
    Bane schnitt eine mit dem Messer auf und zeigte Snibril, daß sie mit dickflüssigem süßen Sirup gefüllt waren.
    Nach einer Weile passierten sie eine Art Konstruktion hoch oben in den Haaren. Gestreifte Geschöpfe blickten von ihrer hohen Festung herab und summten verärgert, während sie die dahinrollenden Wagen beobachteten.
    »Hymetors!« rief Pismire, während das Brummen immer lauter wurde. »Beachtet sie nicht! Sie sind friedlich, wenn man sie in Ruhe läßt. Doch wenn sie glauben, daß man es auf ihren Honig abgesehen hat … Dann stechen sie.«
    »Sind sie intelligent?« fragte Snibril.
    »Nur ihre Gemeinschaft. Das jeweilige Individuum ist dumm. Ha! Damit stellen sie das Gegenteil von uns dar. Übrigens: Die Stiche wirken tödlich.«
    Nach dieser Bemerkung wagte es niemand mehr, auch nur in Richtung einer Sirupkugel zu blicken. Bane starrte immer wieder nach oben, und die rechte Hand ruhte auf dem Knauf des Schwerts.
    Schließlich erreichten sie eine Stelle, an der sich zwei Wege kreuzten. Eine Schotterpyramide erhob sich dort, und darauf saßen ein Mann und eine Frau mit Bündeln zu ihren Füßen. Im Vergleich mit ihrer zerlumpten Kleidung schien Banes Mantel Teil eines prächtigen Festgewands zu sein.
    Die beiden Fremden aßen Käse. Als sich Bane und Snibril näherten, wichen sie zunächst ein wenig zurück, doch dann entspannten sie sich.
    Der Mann freute sich offenbar über die Gelegenheit, mit jemandem zu reden. Als er den Mund öffnete, kam ein wahrer Wortschwall heraus.
    »Ich bin Camus Cadmes«, stellte er sich vor. »Habe als Haarschneider für die Sägemühle von Marus gearbeitet. Vermutlich bin ich noch immer Haarschneider – falls jemand an meinen Diensten interessiert ist. Hmm? Oh. Ich war unterwegs, um Haare fürs Schneiden zu markieren, und Lydia hier brachte mir das Mittagessen, und plötzlich fühlte sich alles schwer an, und dann …«
    Und dann genügten Worte nicht mehr, um einen Eindruck von den Geschehnissen zu vermitteln. Camus ruderte mit den Armen, und sein Gesicht brachte Entsetzen zum Ausdruck.
    »Als wir zurückkehrten, existierte nur noch ein kleiner Teil des Walls. Alle Häuser waren eingestürzt. Wir versuchten zu helfen, aber … Nun, wer fortziehen konnte, nahm diese Möglichkeit wahr. Nach einer solchen Verheerung ist praktisch kein Wiederaufbau möglich. Kurz darauf hörten wir das Heulen der wolfartigen Wesen, und daraufhin … flohen wir.«
    Der Haarschneider nahm ein Stück Fleisch von Snibril entgegen und biß hungrig hinein.
    »Ist sonst noch jemand entkommen?« fragte Glurks Bruder.
    »Entkommen? Aus einem solchen Chaos? Nun, vielleicht haben noch einige andere Leute überlebt, die sich zum Zeitpunkt der Katastrophe außerhalb des Walls aufhielten. Bis gestern hat uns Barlen Corronson begleitet, aber er hatte es auf den Sirup der Summbiester abgesehen, und sie erwischten ihn. Jetzt ziehen wir nach Osten. Ich hoffe, dort einige Verwandte zu finden.«
    Snibril und seine Gefährten schenkten den
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