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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen
Autoren: Jon Land
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bei der CIA. Ich vertraue darauf, dass diese bedauerlichen Neuigkeiten über Pakad Barnea Sie dazu bringen, ein wenig länger bei uns zu bleiben«, meinte al-Asi, nachdem Ben den zweiten Dübel eingeschlagen hatte.
    Ben griff nach dem dritten Teil des Grundgerüstes, um die ersten beiden miteinander zu verbinden. »Ich muss Danielle sehen.«
    »Da sind die Chancen größer, dass ich dieses Ding hier allein zusammensetze. Ich bekomme Sie höchstens als Gefangenen in ein israelisches Gefängnis.«
    »Bitte, Colonel.«
    Al-Asi schüttelte den Kopf. »Ich tue mein Bestes.« Sein Gesichtsausdruck wurde angespannt. Er schien nach Worten zu suchen, was untypisch für ihn war. »Ich dachte, Sie wären soweit, Pakad Barnea vergessen zu können.«
    »Könnten Sie das unter den gegebenen Umständen, Colonel?«
    Al-Asi runzelte die Stirn. »Vermutlich nicht.«
    »Ich auch nicht.«

 
ZWEITER TAG
8.
    KATANI, SIERRA LEONE
    Die Lastwagen fuhren über die Hügelkuppe und donnerten wie eine Büffelherde ins Dorf. Hühner flatterten zur Seite, Frauen nahmen hastig kleine Kinder auf den Arm, drückten sie an ihre Brust und rannten zu ihren Lehmhütten. Ein Jeep führte den Konvoi an, gefolgt von zwei offenen Truppentransportern, voll bis obenhin mit Männern in Militärkleidung, deren Uniformen eine unbestimmbare Kombination aus Arbeitskleidung und Tarnanzug war. Ein paar hatten die Ärmel von ihren Hemden abgetrennt, andere trugen nur durchgeschwitzte T-Shirts. Der zweite Transporter hatte einen abgedeckten Wagen im Schlepp; es war ein Wagen, wie er normalerweise benutzt wurde, um Gemüse zu den Märkten zu transportieren.
    Die Fahrzeuge, alt und mit lauten, dröhnenden Motoren, kamen in der Mitte des Dorfes zum Stehen. Sofort sprang die bewaffnete Besatzung der Lastwagens zu Boden, fächerte aus, durchsuchte das Dorf und trieb die Bewohner zur Mitte der Straße. Die Leute gehorchten ohne Protest, doch ihre Augen waren vor Furcht geweitet.
    Das Dorf Katani lag südwestlich von Masiaka, einer größeren Stadt am Fuße der Occraberge von Sierra Leone. Die Temperaturen stiegen zu dieser Jahreszeit oft bis knapp vierzig Grad Celsius. Schwärme von Fliegen schwirrten in der Luft. Die ständige Anstrengung, die Quälgeister zu verscheuchen, war ermüdend. Fliegen schienen in der drückenden Hitze Westafrikas gut zu gedeihen – einer Hitze, die sich über ihr vorhergesagtes Ende hinaus hielt, die Luft tagsüber in Dampf verwandelte und nachts dicht und feucht am Boden lag, ohne Abkühlung zu bringen.
    Noch immer trieben die Soldaten die Dorfbewohner in der Mitte der Ansiedlung zusammen. Ein paar – blind, ohne Beine oder mit anderen schweren Behinderungen – blieben hinter den anderen zurück. Gedämpfte Schluchzer waren zu hören. Frauen drückten ihre Babys fester an ihre Brust. Die Soldaten stießen sie grob mit den Läufen ihrer Gewehre. Andere machten sich daran, die Gebäude des Dorfes methodisch zu durchkämmen. Dabei zerstören sie alles, was ihnen in die Hände fiel.
    Schließlich stieg eine hoch gewachsene Person vom Rücksitz des führenden Jeeps. Ihre Kampfstiefel kickten Steine und Müll aus dem Weg, als sie die Straße hinunterschritt, flankiert von Soldaten mit Kalaschnikows. Eine Pistole steckte in einem Halfter an ihrer Hüfte. Sie ging mit schnellen Schritten, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Ihre steife Haltung betonte ihre mehr als zwei Meter große Gestalt. Ihr Gang glich eher einem Schleichen als einem Gehen; ihre Bewegungen waren geschmeidig und leichtfüßig. Ihre Haut war von einem satten Braun und noch nicht von Narben gezeichnet. Ihr Haar, streng auf dem Kopf zusammengebunden, besaß die gleiche schwarze Schattierung wie ihre stechenden Augen, die beinahe vollkommen schwarz wirkten.
    Die Frau, deren Uniform keinerlei Rangabzeichen schmückte, ging mit einem Ausdruck von Abscheu an den verfallenden und heruntergekommenen Gebäuden vorbei. Sie ignorierte die Fliegen und rümpfte die Nase bei dem Gestank, der von den erbärmlichen sanitären Anlagen aufstieg. Sie schüttelte den Kopf, das Gesicht vor Schmerz verzogen. Sie beobachtete die letzten Bewohner des Dorfes, die sich auf dem schotterartigen, lehmfarbenen Staub aneinander drängten, der von Reifenspuren durchzogen war. In den Vertiefungen dampfte übel riechendes Wasser in der Sonne. Einigen Leuten fehlte eine Hand, vielen der ganze Arm.
    Die Frau bewegte sich in die Mitte der Menschenmenge, hielt kurz inne, um den Kopf eines Babys zu streicheln,
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