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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse
Autoren: Ken Follett
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erweisen. Ich brauche eine Million Pfund, für vierundzwanzig Stunden, und da habe ich mir gedacht, ich wende mich vertrauensvoll an dich.« Laski hielt den Atem an.
    Für kurze Zeit herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann: »Eine Million. Seit wann betätigt Felix Laski sich im Geldgeschäft?«
    »Seit er herausgefunden hat, wie er über Nacht einen dicken, fetten Gewinn machen kann.«
    »Weih mich in dieses Geheimnis ein, Felix, ja?«
    »Versprochen. Sobald du mir das Geld geliehen hast. Kannst du mir diesen Gefallen tun, George?«
    »Na ja, das läßt sich wohl machen. Was hast du denn an Sicherheiten zu bieten?«
    »Äh … Ich gehe mal davon aus, daß du normalerweise keine Sicherheiten verlangst, wenn eine Summe für nur vierundzwanzig Stunden ausgeliehen wird, oder?« Laskis Hand krampfte sich so fest um den Telefonhörer, daß die Knöchel weiß hervortraten.
    »Das stimmt. Aber eine Summe in dieser Höhe verleihen wir normalerweise auch nicht an Banken wie deine.«
    »Also gut. Ich kann dir fünfhundertzehntausend Aktien der Hamilton Holdings als Sicherheit bieten.«
    »Kleinen Moment.«
    Laski hörte, wie der Hörer neben den Apparat gelegt wurde. Er rief sich das Bild George Bernsteins ins Gedächtnis: ein gedrungener Mann mit riesigem Kopf, großer Nase und einem permanenten breiten Grinsen, der an einem alten Schreibtisch in einem winzigen Büro mit Blick auf die St. Paul’s Cathedral saß und die Aktiennotierungen in der Financial Times studierte, wobei seine Finger über die Tastatur eines Personal-Computers tanzten wie die Finger eines Konzertpianisten über die Tasten seines Flügels.
    Bernstein meldete sich wieder. »Bei ihrem heutigen Kurs reichen mir die Aktien nicht als Sicherheit, Felix.«
    »Ach, komm, nun stell dich nicht so an. Das ist doch bloß eine Formsache. Du weißt doch, daß ich dich niemals übervorteilen würde. Ich bin’s – Felix, dein alter Freund.« Er wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn.
    »Ich würde dir ja gern helfen, Felix. Aber vergiß nicht, daß ich einen Partner habe.«
    »Einen stillen Teilhaber, der so still ist, daß viele Leute ihn für tot halten.«
    »Aber ein Geschäft, wie du es mit mir machen willst, würde ihn sogar im Grabe aufwecken. Versuch es mal bei Larry Wakely, Felix. Er könnte vielleicht etwas für dich tun.«
    Bei Larry Wakely hatte Laski es bereits versucht und war abgeblitzt, was er Bernstein jedoch verschwiegen hatte. »Gute Idee. Mach’ ich. Wie wäre es mit einem Spielchen am Wochenende?«
    »Ja, sicher, gern!« Die Erleichterung in Bernsteins Stimme war unüberhörbar. »Samstagmorgen im Club?«
    »Zehn Pfund Einsatz das Spiel?«
    »Es wird mir das Herz brechen, dir deine letzten Kröten wegzunehmen.«
    »Wart’s ab. Auf Wiedersehen, George.«
    »Bis Samstag.«
    Laski schloß für einen Moment die Augen und ließ den Hörer an der Schnur baumeln. Er hatte geahnt, daß Bernstein ihm die Million nicht leihen würde. Er hatte auch nur angerufen, um sich hinterher nicht den Vorwurf machen zu müssen, es nicht wenigstens versucht zu haben.
    Laski rieb sich mit den Fingern durchs Gesicht. Noch gab er sich nicht geschlagen.
    Er drückte auf die Gabel, und das Freizeichen ertönte. Dann wählte er mit einem abgekauten Bleistift eine Nummer.
    Es klingelte viele Male, ohne daß jemand den Hörer abnahm. Er wollte schon auflegen und die Nummer noch einmal wählen, als sich eine Frauenstimme meldete: »Energieministerium.«
    »Die Pressestelle, bitte«, sagte Laski.
    »Kleinen Moment, ich verbinde.«
    Eine andere Frauenstimme sagte: »Pressestelle.«
    »Guten Tag. Könnten Sie mir vielleicht sagen, wann der Minister die Entscheidung über die Vergabe der Bohrrechte für das Shield-Ölfeld …«
    »Der Herr Minister ist aufgehalten worden«, wurde Laski von der Frau unterbrochen, »wie Ihrer Nachrichtenredaktion bereits mitgeteilt wurde. Sie sind doch Journalist? Genauere Auskünfte erhalten Sie unter der Nummer des Presseverbandes.« Damit legte sie auf.
    Laski ließ sich im Stuhl zurücksinken. Er bekam es mit der Angst zu tun, und das behagte ihm ganz und gar nicht. Er war es gewöhnt, jede Situation stets zu beherrschen. Und das war am einfachsten, wenn man als einziger über einen bestimmten Sachverhalt Bescheid wußte. Dann konnte man im Hintergrund die Fäden ziehen und die anderen dabei beobachten, wie sie verzweifelt versuchten, an Informationen heranzukommen, um herauszufinden, was eigentlich vor sich ging. Doch mit dem
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