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Die Spitze des Eichbergs

Die Spitze des Eichbergs

Titel: Die Spitze des Eichbergs
Autoren: Schalker Fan-Initiative
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ließen. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass nach den gemachten Feststellungen die schuldigen Mitglieder des Vorstandes und der Finanzkommission persönliche Vorteile nicht gehabt haben.«
SELBSTMORD WEGEN SCHALKE
    Nun aber zur eigentlichen Tragik dieses Skandals: Im Verlauf der Affäre, die in der deutschen Sportöffentlichkeit und weit darüber hinaus ein enormes Aufsehen erreg te, beging der Schalker Schatzmeister Willi Nier Selbstmord.

    Einer der ersten Schalker "Berufsspieler": Willi Nier
    Der als »peinlich korrekt« geltende Bankbeamte glaubte diese Schande nicht ertragen zu können. Am Morgen nach der Urteilsverkündung barg man den Leichnam des ausgeschlossenen Vorstandsmitglied aus dem Rhein-Herne-Kanal. Auf dem Spielfeld der Glückauf-Kampfbahn bahrten ihn seine Kameraden auf. Die Spieler der nun verbannten Meisterelf trugen ihn zur letzten Ruhestätte, Tausende gaben ihm das Geleit. Mit einer solchen Reaktion, dass ein untadeliger Mann sein Leben wegen eines Fußballvereins opfern konnte, hatte man beim WSV nicht gerechnet. Man war zwar betreten und fühlte sich auch nicht ganz frei von Schuld, aber man musste eben das Gesicht wahren. Der WSV tat nichts.

    Trauerzug durch die Glückauf-Kampfbahn: Willi Nier wird zu Grabe getragen
WIR SIND DAS VOLK!
    Der »Fall Schalke« zog Kreise. In flammenden Protesten forderte die Heimatpresse die Aufhebung des Urteils. Übereinstimmend war man der Meinung, dass nicht eine Mannschaft allein an den Pranger gestellt werden durfte.
    Die Spruchkammer des WSV sprach folgendes Urteil:
\\ Die Regelmäßigkeit und die Höhe der // Zuwendungen an die einzelnen Spieler, die nach eigenem Geständnis mit diesen Forderungen an die Leitung des Vereins herangetreten sind, lassen nur folgende Bestrafung zu: Es werden zu Berufsspielern erklärt: Rothardt, Badorek, Sobotka, Zajons, Boeke, Jaszek, Valentin, Tibulsky,  Kuzorra, Szepan, Simon, W. Kampmann, Neumann und Rodner. Die Mitglieder des Vorstands Fr. Schulte, Fr. Krause, W. Nier, Joh. Ehrenberg, 0. Köttgen, Hendriks, Lütterforst, Hch. Pienek, die ihre Abmeldung aus dem Verein bereits vollzogen haben, werden aus dem Westdeutschen Spielverband ausgeschlossen ... Wir haben aus besonderen Erwägungen von dem Ausschluss des gesamten Vereins abgesehen, bestrafen ihn aber mit einer Geldstrafe von 1.000 RM, zahlbar bis zum 1. Oktober. Die Kosten des Verfahrens mit 200 RM trägt ebenfalls der FC Schalke 04. Die Spruchkammer geht von der Voraussetzung aus, dass der FC Schalke 04 einen neuen Vorstand wählt, der die Gewähr bietet, dass weitere Verstöße gegen die Amateurbestimmungen unterbleiben.«

    SZEPAN UND  KUZORRA AUF DEM SPRUNG
    Hier hatte es inzwischen neue Aufregung gegeben. Ein gewisser Herr Friedmann aus Wien erschien eines Tages bei Fritz Szepan, als dieser gerade die Schuhe seiner Geschwister putzte, und machte ihm und seinem Schwager Ernst Kuzorra das Angebot, für Admira Wien zu spielen: tausend Mark im Monat. Das war viel Holz und zum Beweis, wie wichtig Friedmann dieses Angebot nahm, drückte er Fritz Szepan 250 Mark in die Hand.
    Für Kuzorra und Szepan wären damit alle Sorgen vorbei gewesen. Sie passten mit ihrer Spielweise ausgezeichnet in das Wiener »Scheiberl-Spiel«, und kein Mensch hätte ihnen Vorwürfe machen können. Es kam weiter hinzu, dass die beiden Angebote aus Lille hatten, die sogar noch besser waren. Fritz Szepan hatte also das Angebot aus Wien und seine 250 Mark-wofür er sich sofort einen neuen Anzug kaufte - in der Tasche. Abends rief er den Notar Jersch in Bochum, den Vorsitzenden des WSV, an, und fragte ihn, ob Schalke in absehbarer Zeit damit rechnen könnte, begnadigt zu werden. Als Jersch diese Frage ohne alle Vorbehalte bejahte, stand für Szepan und Kuzorra fest: Wir bleiben in Schalke!

    Kuzorra und Szepan
LICHT AM ENDE DES TUNNELS
    Aber erst im Februar 1931 gab es den ersten Lichtblick: Simon und Hennes Tibulsky wurden als erste begnadigt. Sie durften wieder mitspielen, so dass die Schalker diese Saison noch mit einem guten Mittelfeldplatz in der Tabelle überstanden. Im Mai tagte der DFB im »Russischen Hof« in Berlin. Dort erhielt der WSV auf das Urteil eine Erwiderung, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Ende Mai sind alle Schalker Spieler begnadigt. Am 1. Juni 1931 (einem Montag!) will sich der FC Schalke 04 wieder seinen Anhängern stellen. Die Düsseldorfer Fortuna findet sich bereit, in einem Freundschaftsspiel die Schalker wieder auf dem Weg in den normalen
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