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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman
Autoren: Barbara Wood
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Zeit seiner Forschungsreisen vorüber sei, daß er nun zur Ruhe kommen und bei ihr bleiben wolle. Und bis gestern, bis zu Grimms Anruf, hatte Mark sich an sein Versprechen gehalten. Aber dann war Halstead erschienen und hatte ihm diese im Leben eines Ägyptologen einmalige Chance offeriert. Nur ein Narr, ganz gleich, wie sehr er auch in eine Frau wie Nancy verliebt sein mochte, würde sich diese Gelegenheit entgehen lassen. Rons Stimme schien aus weiter Entfernung zu ihm herüberzudringen. »Die sieben Dämonen und die sieben Flüche auf der Tür zur Grabkammer, Mark. Ich habe so etwas noch nie gehört, nicht in all den Jahren, die ich mich schon mit Ägypten befasse. Nun hör dir das an:
    Hüte dich vor den Wächtern des Ketzers, die da wachen bis in alle Ewigkeit. Dergestalt ist die Rache der Schrecklichen:
    Einer wird Euch in eine Feuersäule verwandeln und Euch vernichten.
    Einer wird Euch Euer eigenes Exkrement essen lassen.
    Einer wird Euch das Haar vom Kopf reißen und Euch skalpieren.
    Einer wird kommen und Euch zerstückeln.
    Einer wird als hundert Skorpione kommen.
    Einer wird den Stechmücken gebieten, Euch zu verzehren.
    Einer wird Euch eine schreckliche Blutung verursachen und Euren Körper austrocknen lassen, bis Ihr sterbet.«
    Ron lehnte sich zurück und klappte das Tagebuch vorsichtig zu.
    »Das kann doch wohl nicht stimmen. Ramsgate muß falsch übersetzt haben. Die Ägypter schrieben niemals dergleichen auf ihre Gräber …«
    Ron schwieg wieder, während Mark weiter mit sich haderte. Er wußte, daß er kein Recht hatte, sein Versprechen Nancy gegenüber zu brechen; aber er mußte auch ehrlich zu sich selbst sein.
    Mark faßte sein Glas so fest, daß seine Finger ganz weiß wurden. Er zitterte vor Unentschlossenheit.
    Soweit er zurückdenken konnte, hatte ihm die Ägyptologie alles bedeutet.
    Mark Davison entstammte einer Farmarbeiterfamilie und war in Bakersfield zur Welt gekommen. Sein Vater, ein grobschlächtiger, riesenhafter Mann, hatte seine Familie mit den vier Söhnen von dort bis ins San-Joaquin-Tal in Kalifornien geschleppt, wobei sie von einer Ernte zur nächsten gezogen waren. Mark hatte als Jugendlicher keine Auflehnung gekannt, sondern nur eine tiefsitzende Mischung aus Ehrfurcht und Haß für seinen Vater. Schon im Alter von fünf Jahren, als er sich auf den Feldern von Salinas mit seinem Vater und seinen drei Brüdern unter der heißen Sonne niederbeugte und in der Erde nach Artischocken grub, begriff Mark, daß er zu etwas Besserem bestimmt war. Er wußte nicht, wann seine Liebe zu den Altertümern begonnen hatte, aber er konnte sich an keinen Tag erinnern, an dem er keinen Schmutz unter den Fingernägeln gehabt hatte. Anfangs war es für den jungen Mark schwer gewesen, da sein Vater Bildung verachtete und die Familie nie lange genug an einem Ort blieb, als daß er ein ganzes Schuljahr dort hätte absolvieren können. Doch die Zeit verging, und George Davison wurde das Opfer seiner jahrzehntelangen Trinkerei. Und als die älteren Brüder einer nach dem anderen fortgingen und Mark mit seinem betrunkenen Vater und der ausgezehrten Mutter alleine ließen, packte ihn das verzweifelte Verlangen, etwas aus sich zu machen. Er jobbte an Tankstellen und besuchte die Abendschule. Er bewarb sich um ein Stipendium für die Universität von Chicago und erhielt es prompt. Ein Professor mit einem feinen Gespür und der Fähigkeit, andere zu begeistern, hatte in ihm eine fast zwanghafte Leidenschaft für das alte Ägypten entzündet. Mark mußte für die Verwirklichung seines Traums schwer arbeiten und viele Opfer bringen, hatte zwei Jobs und verwandte jede freie Minute darauf, zu studieren und seine Doktorarbeit zu schreiben, mit der er im Alter von fünfundzwanzig Jahren promoviert wurde. Vom lockeren Leben seiner Generationsgenossen hatte
    Mark kaum etwas mitbekommen, hatte sich mit Leib und Seele der Ägyptologie verschrieben und sich ganz auf sich gestellt auf der akademischen Karriereleiter nach oben gekämpft. Die Selbstgenügsamkeit, die er in den entbehrungsreichen Jahren seiner Kindheit gelernt hatte, hatte ihn dabei in gewisser Weise geschützt. All die lehr-und opferreichen Jahre hindurch hatte er nur auf diesen Moment hingearbeitet … Plötzlich drehte Mark sich um und erklärte: »Ron, ich werde es tun.«
    »Was ist mit Nancy?«
    Mark drehte nervös das Glas in seinen Händen. Es konnte bedeuten, sie zu verlieren, das wußte er. »Ich weiß nicht. Ich kann nur hoffen, daß sie es
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