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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Finsternis tauchen oder diesen Globus in eine Eiskugel verwandeln oder ihn einer Wärmebehandlung unterziehen und Ihre Ozeane verdampfen.
    Doch lassen Sie uns nicht mehr von solchen schlimmen Dingen sprechen. Wir Phelaner sind keine Ungeheuer, nur verzweifelt. Arbeitet mit uns zusammen, ihr Menschen! Helft uns! Wir verlangen nicht mehr als das, was ihr für euch selbst in Anspruch nehmt: einen Platz zum Leben, genügend zu essen und ein Mindestmaß an Sicherheit. Ich flehe euch an, ihr Menschen! Gewährt uns einen Platz am wärmenden Feuer eures Sterns, sodass auch wir von seinen goldenen Strahlen gewärmt werden.«
    Faslorn legte eine Pause ein, damit die Wirkung seiner Worte sich entfalten konnte. Es war aber schwer zu sagen, welche Wirkung sein Appell hatte. Tory hörte jedenfalls eine unterschwellige Wut im Stimmengewirr heraus. Außerdem würde das Ergebnis maßgeblich davon abhängen, wie die Nachrichtenmedien die Geschichte im Lauf der nächsten Tage zu handhaben gedachten. Das Entsetzen, das die Menschen verspürt hatten, würde in der Erinnerung verblassen; dafür würde sich eine tiefe Wut in ihnen festfressen. Wie die Phelaner ihr schon gesagt hatten, ein verängstigter Mensch ist ein gefährlicher Mensch. Sie hoffte nur, dass sie den Leuten eine solche Angst eingejagt hatten, dass sie die Folgen ihrer Handlungen bedenken würden. Es war lebenswichtig, dass sie wieder den Verstand einschalteten und aufhörten, sich so zu verhalten, als ob sie auf Autopilot laufen würden.
    Die Lichtverhältnisse hatten sich fast wieder normalisiert. »Meine Damen und Herren von Sol«, schloss Faslorn. »Wir vom Sternenschiff Far Horizons legen unser Schicksal in Ihre Hände. Wir liefern uns Ihnen auf Gedeih und Verderb aus. Wofür werden Sie sich entscheiden? Leben für alle oder Krieg bis zum Tod?«
    Faslorn trat von der Bühne ab und ging zur Treppe, die ihn zum Hauptparkett fuhren würde. Maratel, Raalwin und Neirton erhoben sich und folgten ihm. Tory schloss sich ihnen an. Die Phelaner verzichteten diesmal auf den Knöchelgang und befleißigten sich des aufrechten Gangs wie ein Mensch. Tory ging erhobenen Hauptes neben Maratel die Treppe hinunter. Unten angekommen, verstellte ein Offizier der Marines ihnen den Weg.
    »Faslorn, Maratel, Neirton und Raalwin. Ich verhafte Sie im Namen des Rats und der ganzen Menschheit unter dem Vorwurf der Kriegsandrohung gegen die menschliche Rasse. Victoria Bronson, ich verhafte Sie unter dem gleichen Vorwurf und unter dem Vorwurf des Hochverrats. Werden Sie friedlich mitkommen oder muss ich meinen Männern befehlen, Gewalt anzuwenden?«

28
    Torys Zelle hätte ohne Weiteres als eine Hotelsuite durchgehen können. Außer einem Schlafzimmer und Badezimmer gab es noch ein kleines Wohnzimmer mit einem Unterhaltungsbildschirm. Nur das fehlende Telefon offenbarte die wahre Natur der Einrichtung - und natürlich der Umstand, dass ihr Implantat sich beharrlich dem Befehl widersetzte, sich mit dem Stadtcomputer zu synchronisieren. Zweifellos waren Kameras in der Decke versteckt, die - um einen Selbstmord zu verhindern - jede ihrer Bewegungen verfolgte. Zweimal hatten biologische Zwänge sie bereits ins Badezimmer getrieben, und beide Male war sie dem Ruf der Natur mit zusammengebissenen Zähnen und einer Schamhaftigkeit gefolgt, die sie seit dem zweiten Schuljahr nicht mehr empfunden hatte.
    Die Plüschmöbel waren eher ein Hindernis denn eine Annehmlichkeit, als sie in einem schiefen Dreieck durchs Wohnzimmer stapfte. Sie wurde schon seit Stunden hier festgehalten - Stunden, in denen sie von den Phelanern abgeschnitten war. Sie befanden sich vielleicht in den angrenzenden Zellen, irgendwo in der Stadt oder auch auf der anderen Seite des Planeten. Es war die Ungewissheit, die an ihren Nerven zerrte.
    Sie hatte anfangs den Fehler gemacht, den Bildschirm einzuschalten. Der Äther war mit Nachrichten über die Sonnenfinsternis und seine Nachwirkungen überfüllt. Sie hatte wieder ausgeschaltet, nachdem sie sich zum dritten Mal angeschaut hatte, wie sie und die Phelaner von dem großen Marine-Offizier verhaftet worden waren. Ihr wurde ganz elend beim Gedanken, dass diese Bilder auch zur außerirdischen Flotte gelangten. Sie konnte sich die Reaktion ein paar Monate später vorstellen, wenn die phelanischen Kommandanten sahen, wie man ihre Gesandten behandelt hatte. In Torys Phantasie fuhren sechsfingrige Hände bereits Neutrino-Generatoren an und richteten sie auf die Sonne aus.
    Zum tausendsten

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