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Die Schwert-Legende

Die Schwert-Legende

Titel: Die Schwert-Legende
Autoren: Jason Dark
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wartete. War diese Nacht anders? Hatte sich tatsächlich etwas verändert? Yakup besaß eine sehr sensible Ader, einen sechsten Sinn für Gefahren. Erlauschte, er horchte nach innen — und spürte plötzlich das Prickeln in seinen Adern.
    Gefahr!
    Der Türke ging schneller. Er umrundete einen Komplex, konnte einen Teil der Felder überblicken und hätte längst den Wächter erkennen müssen. Er sah ihn nicht.
    Yakup konnte sich nicht vorstellen, daß sich der Mann verborgen hielt. Es mußte etwas passiert sein. Seine Unruhe verdichtete sich. Das paßte alles zusammen. Zunächst der Traum, dann dieses Verschwinden des Freundes.
    Yakup beschleunigte seine Schritte. Er lief an der Mauer entlang, wo sich auch das Fenster zu seinem zellenartigen Zimmer befand. Über einen schmalen Weg lief er nach links, um urplötzlich abrupt stehenzubleiben.
    Vom Boden her zeichnete sich eine dunkle Gestalt ab. Sie rührte sich nicht mehr. Den Umrissen nach zu urteilen, konnte es sich nur um einen Menschen handeln.
    Der Wächter!
    Yakup hatte keinen Zweifel mehr, daß es sich bei dieser Gestalt um den Freund handelte.
    Obwohl er nachschauen wollte, ließ er sich Zeit. Sicherheit kam zuerst, und er schaute sich um, ob möglicherweise noch eine Gefahr in der Nähe lauerte.
    Das war nicht der Fall. Sosehr er sich auch bemühte, einen Feind konnte er nicht entdecken.
    Neben dem Wächter blieb er stehen. Der Mann lag nicht ausgestreckt. Er hatte die Beine etwas angezogen, als hätte er sich noch im letzten Augenblick abstützen wollen. Auch der Kopf kam ihm vor, als hätte er ihn bewußt in seinen angewinkelten Armen vergraben, um das Gesicht zu schützen.
    Yakup, der neben dem Bewegungslosen kniete, berührte das rechte Handgelenk und drückte den Arm weg.
    Dann sah er das Gesicht.
    Nein, es war kein Gesicht mehr. Wo es sich einmal befunden hatte, schimmerte das rohe Fleisch…
    ***
    Ein anderer hätte vielleicht geschrien, geheult, getobt und noch mehr getan.
    Yakup Yalcinkaya aber blieb unbeweglich sitzen. Nur seine Gesichtszüge verhärteten sich dermaßen stark, als hätte jemand kleine Steine unter seine Haut geschoben.
    Das Gesicht sah furchtbar aus, er wollte nicht mehr hinschauen, nur stellte er sich die Frage, wer sich dafür verantwortlich zeigte. Wer hatte das Gesicht dieses Menschen dermaßen stark bearbeitet?
    Er richtete sich vorsichtig auf, den rechten Arm halb erhoben und angewinkelt, damit seine Hand blitzschnell den Griff der aus der Nackenscheide stoßenden Waffe umklammern konnte.
    Nichts tat sich.
    Nur der Wind wehte vom Meer. Dunkel wie ein gefärbtes Tuch lag über ihm der Himmel. In der Ferne grüßten die Berge. Sie sahen aus wie ein schwarzes Meer, dessen Wellen erstarrt waren.
    Und doch lauerte der Tod in der Nähe…
    Heimtückisch und grausam hatte er zugeschlagen. Unhörbar, was selbst Yakup ein unruhiges Gefühl bereitete. Sein Blick glitt an der Klostermauer hoch.
    Die dunklen Fenster sahen aus wie schmale Eingänge zu Nischen, in denen Tote lauerten.
    Die Luft war kühl. Sie schmeckte nach Staub und einer gewissen Frische, die von den Feldern herkam.
    Nein, es war keine Gefahr zu sehen. Er ging zwei Schritte zur Seite. Wieder fiel ihm sein Traum ein.
    Die Wüste aus Eis, die Pyramide, der Griff des Schwertes, das alles stand plastisch vor seinen Augen.
    Dann hörte er ein Geräusch.
    Nicht sehr laut, kaum zu identifizieren, als hätte jemand eine Decke über ihm ausgeschüttelt. Yakup blickte in die Höhe.
    Ein Schatten huschte über ihm hinweg.
    Auf einmal fiel ihm ein, was er vergessen hatte. Es waren die Vögel gewesen, die als schwarze Todesboten die Pyramide inmitten der Eisfläche umkreist hatten. Und dieser Schatten war ebenfalls ein Vogel. Schwarz, mit großen Schwingen, die sich fast träge bewegten. Das Tier glitt an der Klostermauer entlang, als hätte es sich dort ein Ziel ausgesucht.
    Tief atmete Yakup durch. Ein Verdacht war in ihm aufgekeimt. Er dachte an das Gesicht des Toten und erinnerte sich an seinen Traum, wo die Vögel mit ihren spitzen Schnäbeln etwas aus der Pyramide hervorgeholt hatten. Paßte das nicht zusammen?
    Diesmal war der Vogel verschwunden. Er schien in eines der Fenster geflogen zu sein.
    Yakup wußte auch, daß bestimmte Tierarten Vorboten des Unheils sein konnten. Aber mit einem Vogel wäre der Wächter bestimmt fertig geworden. Einer besaß längst nicht die Kraft, um ihn zu töten. Der Gedanke war kaum in ihm aufgeflammt, als er den Sturm hinter sich vernahm.
    Ein
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