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Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten

Titel: Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
Autoren: Anne Bishop
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Schlachtfeld sterben lassen, damit sie an ihrem verfluchten Ehrgefühl ersticken konnten.
    »Deine heutige Vorstellung war phänomenal, Schwester«, erklang eine schroffe, aber immer noch mädchenhafte Stimme. »Ich hätte es nicht besser hinbekommen.«
    Dorothea drehte sich nicht um. Ihr wurde jedes Mal übel, wenn sie Hekatah, die dämonentote Dunkle Priesterin und selbst ernannte Hohepriesterin der Hölle, ansah. »Es waren deine Worte, nicht meine. Von daher überrascht es mich nicht, dass du zufrieden bist.«
    »Du bist immer noch auf mich angewiesen«, knurrte Hekatah, die auf einen Sessel in der Nähe des Kaminfeuers zuschlurfte. »Vergiss das nicht.«
    »Das vergesse ich nie«, erwiderte Dorothea leise, ohne den Blick vom Garten abzuwenden.
    Hekatah hatte damals, als Dorothea noch eine junge Hexe war, die neben den Priesterinnenpflichten auch die Kunst der Schwarzen Witwen erlernte, ihr Potenzial erkannt. Daraufhin hatte Hekatah Dorotheas Ehrgeiz und ihren Träumen von der Macht Nahrung gegeben und ihr die möglichen Rivalinnen aufgezeigt, die ihr bei der Verwirklichung ihrer Ziele in die Quere kommen könnten. Schließlich hatte Hekatah ihr geholfen, jene anderen Hexen aus dem Weg zu räumen. Die Dunkle Priesterin war immer da gewesen, bei jedem Schritt, den sie getan hatte, um sie zu führen und zu beraten.
    Dorothea entsann sich nicht des genauen Zeitpunkts, als sie erkannt hatte, dass Hekatah sie umgekehrt ebenso brauchte. Die wechselseitige Abhängigkeit ließ die beiden einander verachten, doch ihr gemeinsamer Traum, eines Tages die Reiche zu beherrschen, fesselte sie aneinander.
    »Meinst du wirklich, diese Königinnen glauben nach den Dingen, die wir getan haben, um in Terreille an die Macht zu gelangen, dass der Höllenfürst an allem schuld war?«

    »Wenn du die Überredungszauber richtig eingesetzt hast, besteht kein Anlass, weshalb sie daran zweifeln sollten«, sagte Hekatah mit falscher Süße in der Stimme.
    »An meinen Fähigkeiten, was die Kunst betrifft, gibt es nichts auszusetzen, Priesterin!« Erbost wandte Dorothea sich zu der anderen Frau um.
    »Deine Fähigkeiten haben dir nicht geholfen, Sadis Zauber zu entgehen, mit dem er dich belegt hat, oder?«
    »Genauso wenig wie deine Fähigkeiten dich beschützt haben oder dir halfen, den erlittenen Schaden zu beheben.«
    Verärgert zischte Hekatah, und Dorothea drehte sich wieder zum Fenster. Die treffsichere Spitze bereitete ihr kurzzeitig Genugtuung.
    Vor sieben Jahren hatte Hekatah versucht, Jaenelle Angelline in ihre Gewalt zu bringen und Lucivar Yaslana zu eliminieren. Ihr Plan war entgegen aller Erwartungen fehlgeschlagen, und die heftige Rückkoppelung, welche die Auseinandersetzung nach sich gezogen hatte, hatte es ihr endgültig unmöglich gemacht, als Lebende durchzugehen. Seit jenem Tag sah sie wie ein vertrockneter Leichnam aus. In den ersten beiden Jahren hatte sie darauf bestanden, lediglich viel frisches Blut trinken zu müssen, damit sich ihr Körper wieder regenerieren könne. Dem war aber nicht so. In gewissem Sinne waren die Dämonentoten Geister, die noch über zu viel geistige Macht verfügten, um in die Dunkelheit einzugehen, und die deshalb weiterhin in ihrem toten Fleisch hausten. Während ihre mentalen Kräfte fortdauerten und sich erneuern ließen, musste der Körper durch das Trinken von Blut erhalten werden. Doch nichts würde Hekatah ihre Schönheit zurückgeben. Der Lebensfunke hatte ihr totes Fleisch verlassen, und die letzten sieben Jahre hatten zum langsamen Verfall eines Körpers geführt, der bereits vor 50 000 Jahren gestorben war.
    »Sie werden glauben, der Höllenfürst sei für all die Grausamkeiten in Terreille verantwortlich«, sagte Hekatah, die in Dorotheas Rücken so nahe an das Fenster trat, dass sie sich in der nächtlich dunklen Scheibe spiegelte. »Sie wollen es glauben. Er ist ein Mythos, eine furchterregende Geschichte, die
man sich seit tausenden von Jahren zuraunt. Und selbst diejenigen, die unsicher sind, was ihn betrifft, werden keinerlei Zweifel an Yaslanas und Sadis Schuld hegen. Die Vorstellung, wie die drei sich zusammentun und sich einer starken Hexe als Werkzeug bedienen, wird ausreichen, um Terreille im Kampf gegen Kaeleer zu vereinen. Letzten Endes ist es völlig egal, warum diese Toren sich dem Kampf anschließen, solange sie nur mit in die Schlacht ziehen.«
    »Heute Nachmittag haben wir eine widerwillige Verbündete gewonnen: Alexandra Angelline, die Königin von Chaillot.«
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