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Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Titel: Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
Autoren: Santiago García-Clairac
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dich noch einmal hier erwische, schlag ich dich tot!«
    Völlig außer Atem bleibt er auf dem Treppenabsatz stehen, lehnt sich gegen die Wand und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
    »Es werden immer mehr. Wir müssen was dagegen tun«, brummt er nach Atem ringend. »Diese Ratte hat sich über ein Manuskript aus dem 10. Jahrhundert hergemacht! Zum Glück bin ich gerade noch rechtzeitig gekommen.«
    »Na, so schlimm ist das doch nicht.«
    »Nicht so schlimm? Soll das ein Witz sein? Findest du es etwa in Ordnung, dass diese Biester unsere Bücher auffressen?«
    »Nein, natürlich nicht …«
    »Als ich gesehen habe, wie die Ratte das Pergament angenagt hat, bin ich so wütend geworden, dass ich …«
    »Sag mal, Sombra, hast du meinen Vater heute schon gesehen?«, unterbreche ich ihn.
    »Er sitzt in seinem Arbeitszimmer, ist früh aufgestanden …«
    »Wie geht es ihm?«
    »Genauso wie gestern. Ist nicht besser geworden, glaub ich. Aber er will partout keine Medikamente nehmen, deshalb …«
    »Ich werd gleich zu ihm gehen, vielleicht kann ich ihn ja überreden.«
    »Hast du gut geschlafen, Arturo?«, fragt Sombra mich unvermittelt.
    »Ja, sehr gut … Wie immer.«
    Ein leichtes Lächeln huscht über sein Gesicht und ich weiß, dass er meine Botschaft verstanden hat. Sombra ist wie ein zweiter Vater für mich. Manchmal habe ich das Gefühl, er versteht mich sogar besser als mein Vater.
    »Schönen Tag noch«, sagt er und eilt mit seinem Besen in der Hand davon.
    Ich gehe in die große Bibliothek im zweiten Stock. Die Regale dort sind vollgestopft mit wertvollen und unersetzlichen Büchern, die meine Familie im Laufe vieler Jahre gesammelt hat. Es ist wirklich ein außergewöhnlicher Ort, eine Bibliothek voller Werke aus dem Mittelalter. Hier habe ich den größten Teil meines Lebens verbracht. Das ist meine Welt.
    Ich stelle das Buch über König Artus an seinen Platz im Regal zurück und nehme eins über Königin Ginevra mit, das ich bereits mehrmals gelesen habe. Ich finde ihre Geschichte toll. Vielleicht werde ich eines Tages ja einen Roman mit denselben Figuren schreiben.
    Dann gehe ich zum Arbeitszimmer meines Vaters. Er sitzt in der hintersten Ecke, über den langen Holztisch gebeugt, umgeben von Büchern und Blättern, in der Hand einen Füller. Er redet mit sich selbst – oder mit den Büchern, was fast dasselbe ist – und sieht furchtbar aus. Er hat sich seit Tagen nicht rasiert und seine Haare stehen wirr vom Kopf ab. Irgendwie erinnert er mich an einen dieser Weisen aus den Fantasy-Geschichten. Er scheint ganz in seine Arbeit versunken, als gäbe es nichts anderes auf der Welt.
    »Wie geht es dir, Papa?«, frage ich und gehe zu ihm.
    Etwas überrascht, mich zu sehen, hebt er den Kopf.
    »Arturo, was machst du denn schon hier, um diese Zeit?«
    »Papa, es ist schon fast neun …«
    Wie ein Kind, das bei etwas Verbotenem erwischt wurde, steht er auf und zieht die langen Vorhänge zurück. Das grelle Licht blendet ihn und er muss die Hand schützend vor seine Augen legen.
    »Es geht mir gut, mein Sohn. Wirklich.«
    »Gestern Abend hattest du Fieber. Du musst etwas dagegen nehmen, sonst wird es schlimmer.«
    »Kein Grund zur Sorge. Ich fühle mich ausgezeichnet. Außerdem kann ich es mir nicht erlauben, krank zu werden. Ich muss die Arbeit hier zu Ende bringen … Ich bin fast fertig!«
    »Kannst du mir nicht endlich sagen, was das für eine Arbeit ist, an der du schon so lange sitzt?«, frage ich.
    »Wenn ich etwas Konkretes habe, wirst du der Erste sein, der es erfährt.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    »Papa, ich mache mir Sorgen um dich. Ich hab Angst, dass du irgendwann durchdrehst.«
    Er streicht mir über den Kopf, wie immer, wenn er mir etwas sagen will. Dann berührt er die Flecken auf meinem Gesicht, als wolle er sie wegwischen.
    »Du brauchst dich nicht zu sorgen, mein Junge, es ist alles in Ordnung. Es geht mir wunderbar. Du solltest so was nicht denken.«
    »Ich weiß …«
    »Hör zu! Wir beide wissen Dinge, von denen andere keine Ahnung haben. Wir sind keine Hexenmeister und auch keine Zauberer … Wir sind Wissenschaftler, Forscher. Wir wissen, dass es unbekannte Mächte auf dieser Welt gibt, die Einfluss auf uns haben, ohne dass wir es verhindern können. Ich spreche nicht von Hexerei und solchen Dingen, ich spreche von dem, was wir denken, was wir fühlen und was wir wissen. Und das alles steht hier drin!« Er zeigt auf die Holzregale. »All das Wissen befindet sich in diesen
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