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Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Titel: Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
Autoren: Santiago García-Clairac
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Hiobsbotschaften zu verkünden.
    Señor Miralles stellt sich vor uns hin und sagt: »Sind das nicht wunderbare Neuigkeiten für uns alle?«
    Wieder allgemeines Gemurmel. Señor Miralles wartet ein paar Sekunden, dann fährt er fort: »Und jetzt wollen wir den Stoff von gestern wiederholen. Wir waren bei den romanischen Sprachen stehen geblieben. Mal sehen … Wer möchte uns erklären, was die romanischen Sprachen sind?«
    Alle sehen ihn stumm an.
    Ich weiß die Antwort, will mich aber eigentlich nicht melden. Damit würde ich nur riskieren, von meinen Mitschülern noch mehr angefeindet zu werden als sowieso schon. Mit den Jahren habe ich gelernt, dass es besser für mich ist, den Mund zu halten. Heute aber fühle ich mich mutig … und hebe die Hand.
    »Ich weiß es!«, melde ich mich mit lauter Stimme.
    »Bist du sicher?«, fragt der Lehrer, der ahnt, welche Folgen das für mich haben wird.
    »Ja, Señor.«
    Er nickt mir aufmunternd zu. Die gesamte Klasse starrt mich ungläubig an. Aber diesmal lasse ich mich nicht einschüchtern. Im Gegenteil, ich stehe auf und gehe entschlossen an die Tafel. Ich nehme ein Stück Kreide in die Hand und zeichne die Umrisse Europas.
    »Die romanischen Sprachen stammen vom Lateinischen ab. Sie werden in einigen europäischen Ländern gesprochen, wie zum Beispiel in Spanien, Frankreich, Portugal, Italien … Genau genommen sind sie als Folge des Zerfalls des Römischen Reiches entstanden. Im Mittelalter passte das einfache Volk der jeweiligen Länder die lateinische Sprache ihrer natürlichen Umgebung an und entwickelte so seine eigene Sprache.«
    Ich zeichne ein paar Grafiken an die Tafel und füge einige zusätzliche Erklärungen hinzu.
    »Man kann also sagen, dass sich das Lateinische in mehrere Sprachen aufgespalten hat, die lateinische oder romanische Sprachen genannt werden.«
    »Richtig«, sagt der Lehrer. »Sehr gut.«
    Um seine Worte zu unterstreichen, fängt er an, mir zu applaudieren, und erwartet, dass die anderen Schüler dasselbe tun. Aber er irrt sich.
    In der Klasse herrscht eisiges Schweigen.
    Da meldet sich plötzlich Horacio.
    »Wenn Arturo uns damit beweisen will, dass wir anderen dumm sind, kann ich nur sagen: Er täuscht sich«, erklärt er und steht auf. »Jeder von uns wusste die Antwort auf Ihre Frage. Wir haben nur nicht das Bedürfnis, uns hervorzutun und die anderen bloßzustellen.«
    Ich habe die Botschaft verstanden und senke schweigend den Blick.
    »Arturo wollte niemanden bloßstellen«, entgegnet Señor Miralles. »Er hat sich gemeldet, weil er die Antwort wusste. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Da bin ich anderer Meinung«, widerspricht Horacio. »Er weiß ganz genau, warum er uns immer wieder als Blödmänner hinstellt. Er ist ein Streber, der jedem zeigen will, wie schlau er ist. Das sieht man doch schon an seinem Gesicht!«
    Bei seinem letzten Satz fängt die ganze Klasse an zu lachen.
    »Nun, lassen wir es gut sein«, bittet Señor Miralles mit einer beschwichtigenden Handbewegung. »Niemand will irgendjemanden bloßstellen. Wir sind hier, um etwas zu lernen.«
    »Und warum kommt er dann in die Schule, wenn er doch schon alles weiß?«
    Jetzt reicht’s! Ich kann mich nicht länger beherrschen und schleudere ihm wütend entgegen: »Weil ich ein Recht darauf habe, etwas zu lernen! Ich bin hier, weil mich niemand daran hindern kann, so zu sein wie alle anderen!«
    »Aber du bist nicht so wie alle anderen! Du bist anders!«, ruft Horacio.
    »Jawohl, du bist ein Monster!«, schreit jemand von hinten.
    »Schaut euch doch nur sein Gesicht an!«
    »Ruhe!«, befiehlt der Lehrer. »Ich dulde es nicht, dass in dieser Klasse irgendjemand beleidigt wird!«
    Aber meine Mitschüler lassen sich nicht einschüchtern. Im Gegenteil, sie werden mutiger und schreien noch lauter. Einige pfeifen, andere lachen, bis sie es geschafft haben, mich völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen …
    Ich merke, dass mein Gesicht anfängt zu brennen.
    Und plötzlich starren mich alle mit weit aufgerissenen Augen an.
    Borja zeigt mit dem Finger auf mich und ruft: »Seht mal, sie bewegen sich! Die schwarzen Punkte bewegen sich!«
    »Stark!«, ruft jemand.
    Auch ich spüre es jetzt ganz deutlich.
    »Cool!«, sagt Marisa fasziniert. »Wie machst du das?«
    Ich weiß, dass die schwarzen Flecken über mein Gesicht wandern. Ich weiß, dass sie sich ganz langsam bewegen, wie eine Schlange, die über einen Felsen kriecht.
    »Er ist tatsächlich ein Monster!«, schreit Horacio.
    »Wir
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