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Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)

Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)

Titel: Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)
Autoren: Eva Wodarz-Eichner , Karsten Eichner
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wichtigen Arbeit ist immer mehr traurig als erfreulich. Das angespannte Gemüt sinkt schnell zusammen und die Kraft kann sich nicht sogleich zu einem neuen Gegenstand wenden.“ So schreibt es Schiller am 27. Juni 1796 in einem Brief an Goethe, anlässlich der Vollendung von dessen „Wilhelm Meister“.
    Zum Glück hielt die Phase der Kraftlosigkeit bei beiden nie lange an. Und auch uns ist die immer neue (Selbst-) Motivation Vorbild. Schiller und Goethe zeigen uns hier, wie man sich gegenseitig motiviert, sich – modern gesprochen – gegenseitig „hochzieht“ (siehe Kapitel: „Bilde ‚Dream Teams‘“), zu immer neuen Höchstleistungen anspornt und zu neuen Ideen inspiriert. Möge uns dies auch vergönnt sein – nach Möglichkeit sogar ohne faule Äpfel.
„Nachzuahmen erniedrigt einen Mann von Kopf.“
Don Carlos

29  SEI GEWISSENHAFT – AUCH IN KLEINEN DINGEN
    „Groß ist’s, der Tugend nachzustreben.“
    Sprüche
Es ist eine Plackerei. Vielleicht ist es sogar Wahnsinn, aber der Stoff fasziniert ihn, lässt ihn nicht mehr los. Goethe hatte ihn bearbeiten wollen, aber dann gemerkt, dass es eigentlich nicht sein Thema ist: Freiheit einem Land, Freiheit vom Joch eines Tyrannen …
Goethe hatte den Tell-Stoff aus der Schweiz mitgebracht und ihm, Schiller, davon vorgeschwärmt – bis er selbst völlig entbrannt war. Und das hat er jetzt davon. Sitzt tagelang in der Herzoglichen Bibliothek, wälzt alles an Literatur, was nur entfernt mit der Schweiz, ihrer Landschaft und ihrer Geschichte zu tun hat. Denn er will ein perfektes Stück schreiben. Ein Stück, das aufrüttelt, das aber auch in allen Details korrekt ist – das ist er schon seinem wissenschaftlichen Ruf schuldig …
Seufzend beugt sich Schiller erneut über den dicken Folianten. Er liest von den Schweizer Gebräuchen, den geografischen Besonderheiten und notiert sich alles Wichtige – vom Almauftrieb der Kühe bis hin zum Aussehen des firnigen Schnees. Historische Einzelheiten der Eidgenossenschaft, Ortsbeschreibungen und selbst die Schweizer Formen von geläufigen Vornamen, die er seinen Figuren geben will, werden niedergeschrieben.
Die Arbeit ist mühsam, aber am Ende steht der Erfolg: Ein Jahr hat ihn der „Wilhelm Tell“ gekostet, aber als er das Stück zum letzten Mal durchsieht, bevor es in den Druck geht, lächelt er zufrieden. Die erste Szene beginnt mit einer detaillierten Ortsbeschreibung: „Hohes Felsenufer des Vierwaldstättersees, Schwyz gegenüber. Der See macht eine Bucht ins Land, eine Hütte ist unweit dem Ufer, Fischerknabe fährt sich in einem Kahn. Über den See hinweg sieht man die grünen Matten, Dörfer und Höfe von Schwyz im hellen Sonnenschein liegen. Zur Linken des Zuschauers zeigen sich die Spitzen des Haken, mit Wolken umgeben; zur Rechten im fernen Hintergrund sieht man die Eisgebirge.“
    Eine solche Szene kann doch nur ein Ortskundiger so detailliert beschreiben – sollte man meinen. Doch weit gefehlt. Der Dichter, der den „Tell“ so präzise und mit so viel Blick fürs landschaftliche Detail zu Papier bringt, ist nie in der Eidgenossenschaft gewesen. Er kennt die Szenerie nur aus alten Landkarten und zeitgenössischen Beschreibungen – nicht zuletzt von seinem vielgereisten Freund Goethe, der ihm den Tell-Stoff nebst ausführlichen Aufzeichnungen überlässt.
    Und doch: Schiller schreibt so, als sei er selbst vor Ort gewesen, als wenn er die Landschaft selbst bereist hätte. Möglich wird ihm das nur durch äußerste Akribie, durch große Gewissenhaftigkeit auch im Kleinen. Er ist ein Perfektionist. Auch wenn es der Historiker Schiller in seinen Dramenstoffen mit der historischen Wahrheit nicht immer so ganz genau nimmt – zumindest die Szenerie soll stimmen, soll keinen Anlass zur Kritik bieten …
    Im übertragenen Sinne gibt uns Schiller hier ein Exempel für unser Leben: Gewissenhaftigkeit auch und gerade in den kleinen Dingen des Lebens zu üben. Korrektheit walten zu lassen bei den vermeintlich zweitrangigen Dingen. Denn wie oft sind es die scheinbaren Nebensächlichkeiten, die vielen kleinen Unkorrektheiten, über die auch die Großen mitunter ins Stolpern geraten. Da kommt die Karriere eines Spitzenpolitikers durch ein paar privat genutzte Bonusmeilen zum Absturz, fällt ein mächtiger Manager über die Nutzung von Insiderwissen bei privaten Aktiengeschäften. Selbst einem berüchtigten Schwerverbrecher wie Al Capone wurden letztlich nicht seine Auftragsmorde, sondern ein scheinbar
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