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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«
Autoren: Jules Verne
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können, daß der Kawdjer gewillt war, bis zu seinem Tode das ungebundene Leben in diesem freien Lande weiterzuführen – als ein unvorhergesehenes Ereignis seine Pläne gewaltsam durchkreuzte.
Drittes Kapitel.
Das Ende eines freien Landes.
    Die Neue Insel bewacht das östliche Ende des Beagle-Kanales. Sie hat ungefähr die Gestalt eines unregelmäßigen Fünfeckes und ist bei vier Kilometer Breitenausdehnung acht Kilometer lang. Bäume gibt es hier im Überfluß, besonders zahlreich vertreten ist die Buche, die Esche, einige Myrtenarten und Zypressen mittlerer Größe. Auf den Prärien gedeihen die Stechpalme, Berberitzen und niedere Farrenkräuter. An besonders geschützten Stellen findet sich auch fruchtbare Erde, anbaufähiger Boden, der sich für Gemüsekulturen eignet. Und wo der Humus in ungenügender Menge vorhanden ist, wie unten am sandigen Strand, hat die Natur selbst einen Teppich von Flechten, Moosen und Bärlapp hingelegt.
    Auf dieser Insel, im Schutze eines hohen Felsblockes, mit freiem Ausblicke auf das Meer, hatte der Indianer Karroly seinen Wohnsitz aufgeschlagen. Er hätte schwerlich eine günstigere Stelle ausfindig machen können. Alle Schiffe, die die Straße Le Maire passiert haben, kommen in nächster Nähe der Insel vorüber. Wenn sie das Kap Hoorn umschiffen, um den Stillen Ozean zu durchqueren, brauchen sie niemand an Bord; werden sie aber durch Handelsinteressen veranlaßt, dem Inneren dieses entlegenen Archipels einen Besuch abzustatten, können sie beim Durchkreuzen der verschiedenen kleinen Meeresstraßen ohne die Führung eines Lotsen unmöglich weiterkommen. Aber solche Handelsschiffe verirrten sich verhältnismäßig selten in diese Inselwelt, ihre Zahl wäre ungenügend gewesen, um Karroly und seinem Sohn den Lebensunterhalt zu sichern. So beschäftigte er sich denn mit Jagd und Fischfang und setzte sich auf diese Weise in den Besitz von Tauschobjekten, für die er dann die für seine Existenz notwendigsten Dinge erhielt.
    Infolge ihrer beschränkten Ausdehnung hatte die Insel nur eine geringe Anzahl Guanakos und Vikunas aufzuweisen, deren Felle sehr geschätzt werden; aber in nächster Nähe sind ja andere, bedeutend größere Inseln: Navarin, Hoste, Wollaston, Dawson und vor allem das Feuerland mit ausgedehnten Ebenen und dichten Wäldern, wo diese Wiederkäuer und auch Raubtiere in großer Menge leben.
    Lange Zeit hatte Karroly eine natürliche Felsengrotte als Wohnstätte, die übrigens in vieler Hinsicht einer gebrechlichen Hütte vorzuziehen war. Nach dem Erscheinen des Kawdjer auf der Insel war die Höhle im Granitfelsen verlassen worden und der Indianer hatte ein Haus bezogen. Die Wälder hatten das Bauholz dazu geliefert, von den Felsen der Küste wurden die nötigen Steine gebrochen und die Myriaden kleiner Muscheln, die am Strande vorkommen, mußten zur Kalkbereitung herhalten.
    Das Haus bestand aus drei Zimmern: in der Mitte lag der gemeinsame Wohnraum mit einem großen Herd, rechts davon befand sich ein Zimmer, in dem Karroly und sein Sohn hausten und in dem links vom Mittelraum gelegenen Gemache wohnte der Kawdjer; hier lagen, in Wandregalen wohl geordnet, seine Schriften und Bücher, teils medizinische Werke, teils Abhandlungen über Nationalökonomie und Soziologie. Ein Schrank enthielt eine Auswahl von Fläschchen und chirurgischen Instrumenten.
    In dieses Haus kam der Kawdjer mit beiden Gefährten nach seinem Ausflug ins Feuerland zurück, wo sich die Ereignisse abgespielt hatten, die zu Beginn dieser Erzählung erwähnt worden sind.
    Zunächst hatten sie aber den Lauf der Wel-kiej nach der Niederlassung des verwundeten Indianers gerichtet; diese war an der Ostseite des Beagle-Kanales gelegen. Um die am Ufer eines Baches regellos daliegenden Hütten sprangen unzählige Hunde, deren lautes Gebell die Ankunft der Schaluppe verkündete. Auf der nahen Wiese weideten zwei Pferde schwächlichen Aussehens und aus dem Dache einiger Hütten stiegen dünne Rauchsäulen zum Himmel.
    Kaum war die Annäherung der Wel-kiej bekannt geworden, als ungefähr sechzig Männer und Frauen erschienen, welche in großer Hast zum Strand hinabeilten; eine Menge nackter Kinder folgte ihnen.
    Als der Kawdjer ans Land sprang, drängte sich alt und jung an ihn heran; jeder wollte ihm als erster die Hand drücken. Diese freudige Begrüßung seitens der armen Eingebornen gab Zeugnis von der lebhaften Dankbarkeit, die sie für den Mann empfanden, von welchem sie unzählige Liebesdienste, Rat und
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