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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten
Autoren: Karl May
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Wiesenbauer!«
    Er kannte den Sohn des Genannten nicht und begann den Vorgang zu erzählen. Dann entfernte er sich mit der Versicherung, daß das Verdienst Schubert’s die rechte Anerkennung finden solle.
    »Also den Offizier hatt’n sie erwischt? Ja, das war die gute Taktik! Und der Grenzmeister ist also doch – – Heiner!«
    Der Angeredete hatte starr und todtenbleich dagesessen, und kein Laut war über seine Lippen gekommen. Jetzt erhob er sich.
    »Gut’ Nacht!«
    »Was willst’, Heiner? Bleib’!« gebot Schubert.
    »Der Sohn des Grenzmeisters darf nimmer bleib’n. Er muß fortgehn in die weite Welt, wo ihn Niemand kennt!«
    »Du bleibst! Geh’ her und setz’ Dich nieder!«
    Dem Zureden der braven Leute gelang es, ihn zu beruhigen. Er begann zu erzählen von all dem Leid, was er mit der Mutter zu ertragen gehabt hatte und verschwieg auch die letztvergangenen Ereignisse nicht. Als er geendet hatte, reichte ihm der Thorbauer die Hand hinüber.
    »Siehst’, Heiner, es giebt einen Gott, der grad so straft, wie man sündigt! Er hat mich geblendet und ist durch mich wieder geblendet word’n, wie der Lieutenant mit angesehen hat; er hat Dich in den Bruch stürz’n woll’n und liegt nun selber todt darin. Sein Bau ist an einem einz’gen Tag zusammengebroch’n, wie Du ihm geweissagt hast. Nun geh’ und tröst’ die Mutter; Paulin’ mag Dich begleit’n. Dann schickst’ die Knecht’ hinaus zum Bruch und läß’st ihn holen. Du hast schwer zu trag’n; doch komm’ zu uns, wir werd’n Dir gern helf’n, es zu überstehn!«
    Heiner ging, um die Mutter auf das Geschehene, von dem sie vielleicht noch nichts wußte, vorzubereiten. Pauline schloß sich ihm an.
    »Weißt’ nun, Paulin’, warum ich heut’ geweint hab?« frug er sie unterwegs.
    »Nun weiß ich’s, Heiner.«
    »Und willst’ mich dennoch lieb behalt’n?«
    »So lieb wie erst. Nun brauchst’ auch net in den Dienst zu gehn. Die Flieg’ am Hollunder hat ihre Schuldigkeit gethan, und Du bist Wiesenbauer geword’n. Der Gram und die Sorg’ hat ein End’, und wenn das jetz’ge Leid erst überstand’n ist, so wird das Glück einkehr’n bei uns und bei der Mutter!« – – –
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