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Die Reise-Bibel

Titel: Die Reise-Bibel
Autoren: Harald Braun
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aufblasbaren Schwimmreifen gesetzt. Der Pool ist leer. Alle Liegen um den Pool herum sind jetzt besetzt. Das heißt,
     sie sind als besetzt gekennzeichnet.
    8.32   Uhr
    Eine größere Gruppe Urlauber betritt den Poolbereich. Kehliges Grollen, lautes Lachen. Englische Mitbürger, offenbar kommen
     sie gerade vom Frühstück.
    »What the hell?!«
    Einer der Engländer in einem Aston-Villa-Trikot hat mit einem Blick die Situation vor Ort erfasst. Die Gespräche ebben ab.
     Ungläubig schaut die Runde auf die besetzten Liegen.
    »Here you are   …!«, ruft eine Dame, deren Sonnenbrand vom Vortag im Nackenbereich eine ungesunde bläulich-rote Farbe hinterlassen hat, »…   these crazy Germans know how to relax!«
    Allgemeines Gelächter kommentiert die Bemerkung der Dame, die offenbar Kate heißt oder auch »Clumsy« – so jedenfalls nennt
     sie ihr Mann Sid, der Herr im Aston-Villa-Trikot. Ohne groß darüber zu lamentieren, befreien die Engländer sieben besetzte
     Liegen von ihren Handtüchern. Stattdessen breiten sie erst ihre eigenen Utensilien und dann sich selbst auf den Beutestücken
     aus.
    »Anybody suncream, fellows?«, fragt Sid, inzwischen mit nackter Wampe. Außer seiner Frau Kate zeigt niemand Interesse. Sid
     nutzt die Chance:
    |169| »I don’t brought a barrel of that shit, Clumsy!«
    Wieder brandet Gelächter durch die Reihen der Engländer.
    »Very funny, you bloody retard!«
    Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt, als um Punkt
    9.00   Uhr
    die nächste Gruppe das Poolgelände erreicht. Es sind die Glowaczkis, allen voran Vater Heiner in seinem verwaschenen HS V-Wicky -Trikot, dahinter Mutter Helga und die beiden Kinder, Kevin Miami und Natascha Brioche. Es erweist sich als Glücksfall, dass
     Vater Heiner die Zeitungen und die Boje auf die Sonnenstühle gelegt hat, denn an diese Liegen haben sich die Engländer nicht
     gewagt. Heiner blickt ein wenig stolz über seine List auf seine Frau. Doch die nimmt ihren Gatten gar nicht wahr, sondern
     hält ihrer Tochter wortlos das Sonnenöl hin. Das führt zu einem erneuten Schub Heiterkeit in den Reihen der Engländer.
    »Hey, Clumsy, ask her, she’ll give you some
Sauerkraut
for your incredible backside!«
    Kate ignoriert ihren Mann nicht mal. Genauso hält es Natascha Brioche, als der moppelige Engländer auch einen Spruch für sie
     parat hat:
    »Hey,
Eva Braun
, where’s your German shepherd? May I replace ’em for today, my pale beauty?«
    Allerdings liegt das daran, dass sie genau wie ihr Bruder die Kopfhörer ihres iPod einsetzt, um nicht allzu viel Kontakt zur
     Außenwelt zu riskieren. So entgeht ihr auch Sids anerkennend-pöbeliger Ausruf »Oh, look at the full moon!«, als sie sich ihrer
     Shorts entledigt und einen rosa String-Tanga enthüllt, der die Phantasie
aller
anwesenden Herren befeuert, die nicht zu ihrer Sippe gehören.
    »Get in the water, sicko, go wank!«, empfiehlt Kate ihrem Mann zur Abkühlung, doch der denkt nicht daran, seine Augen |170| auch nur einen Moment vom prallen Hintern der jungen Deutschen abzuwenden.
    Danach geschieht einige Minuten überhaupt nichts, bis auf den Umstand, dass Kevin Miami eine etwa 1 5-jährige hagere Engländerin namens Brittany im Pool verfolgt und sie mit großer Geste vor Haien retten will. Endlich kommt die Boje
     zum Einsatz. Die junge Britin versteht allerdings den Witz nicht.
    »I am David Hasselhoff!«, erklärt Kevin Miami. Diese Erklärung hilft allerdings nicht sehr viel weiter.
    »What? Who you are?«
    »David Hasselhoff.
Baywatch
, you know?«
    »Baywatch? Do I look like Pamela Anderson? Are you kidding me, dorky?« Kevin Miami ist bestürzt, dass seine charmante Ader
     auf englischem Hoheitsgebiet keine Punkte macht. Am Baggersee zu Hause ist er mit der Boje der Held. Ein letzter gestammelter
     Versuch, allerdings bereits irritierend bilingual:
    »Hear, kennstu nich David Hasselhoff, the singer and actor?«
    Brittany kneift die Augen zusammen. Hat der Kraut schon einen Sonnenstich?
    Mutlos ob solch unverhohlener Feindseligkeit dreht Kevin Miami ab. Sie mag hager sein, die Engländerin, und noch schulpflichtig,
     aber wie sie mit pubertierenden Krauts umgeht   … Respekt. Eine weitere Teenager-Schwangerschaft in England ist erst mal nicht zu befürchten. Kevin Miami wiederum hat etwas
     über die kulturellen Gräben zwischen Engländern und Deutschen gelernt. Ein paar Minuten später, als er längst mit ein paar
     japanischen Mangas und Sido im Ohr auf seiner Liege fläzt,
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