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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition)
Autoren: Julia Kröhn
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fühlte sich leicht, zum ersten Mal seit Stunden, nicht, weil sie dem Trugbild erlag, dass sie alles abwerfen könnte, was hinter ihr lag, und alles neu gestalten, was der frische Tag brachte, sondern einfach, weil der Entschluss, den sie gefällt hatte, ihr gehörte, nicht einem fernen Aidan noch einem nahen Ebroin.
    Der Wachmann kehrte wieder, auch er nun fröstelnd. Wiewohl sein Gesicht ausdruckslos war, schien Rigunth früher darin zu lesen als sie. Schützend stellte sie sich neben die Königin, als könnte sie sie vor schlechter Nachricht bewahren.
    Der Mann zuckte mit den Schultern.
    »Was ist?«, fragte Bathildis.
    »Der Bischof ist tot. Sein Leichnam liegt im Kerker. Er wurde schon vor Stunden enthauptet. Auf Anweisung von Ebroin.«

XXXV. Kapitel
    Fara weinte, als Bathildis ihr ihren Entschluss bekundete. Bathildis aber wollte sich jene Ruhe nicht rauben lassen, die sie nach außen hin zeigte und die sich an einer Ahnung festhielt, die noch wankelmütig war, noch nicht zur Gewissheit geklärt, noch nicht bei Tageslicht geprüft: Es ist genug. Es ist genug.
    »Weine nicht, Fara«, versuchte sie zu trösten, wiewohl der Kummer der anderen sie nicht erreichte. »Weine nicht, ich gehe nicht aus deinem Leben noch aus dem meiner Söhne. Ich bleibe bei ihnen... in gewisser Weise.«
    »Theuderich ist so klein... und auch nicht stark und roh wie seine Brüder.«
    »Und darum, liebste Fara, bleib ihm treu und sorg für ihn, solange du nur kannst. Ich tue es auch! Ich werde euer Gast sein... oft!«
    »Aber Königin...«
    Gertrude erschien schlaftrunken im Gemach der Königin. Die Nachricht von deren Entscheidung, Rigunth hatte sie ihr zugetragen, schien sie zu treffen.
    »Soll ich dich begleiten?«, fragte sie ein wenig ängstlich. Bathildis erkannte, dass Pflichtgefühl sie zu diesen Worten trieb, nicht der eigene Wille.
    »Rigunth wird es tun, bleib du bei meinen Söhnen.«
    Fara schluchzte auf, denn soeben begann Bathildis, sämt-lichenSchmuck abzulegen, den sie trug. Seit jenem Tag, da sie vor Eligius’ Sarg gestanden und ihm all ihre Juwelen geopfert hatte, schmückte sie sich spärlicher. Nun aber nahm sie selbst das schlichte Kreuz ab, das sie an einer Kette um den Hals trug, und den goldenen Ring, der Teil von Chlodwigs Brautgabe war. Sie drückte beides Fara in die Hände, obwohl sich jene dagegen wehren wollte.
    »Ich kann das nicht annehmen!«
    »Das ist für deine Dienste.«
    »Königin, warum nur...«
    Sie hielt inne, denn wieder klopfte es an die Türe, wie den ganzen Morgen schon, da alle Damen und Dienerinnen der Regentin herbeigeeilt kamen, um mehr über das Gerücht zu erfahren, das da durch den Palast summte.
    Nun jedoch war’s ein Knabe, der den Raum betrat. Er trat zu Bathildis hin, flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    Sie nickte, wandte sich zum Gehen.
    »Lass dich von Gertrude trösten, Fara«, sprach sie noch über die Schultern. »Und wecke dann meine Söhne. ... Ich will, dass sie aus meinem Mund von meinen Plänen erfahren.«
    Es waren zwei Bischöfe, die unruhig auf und ab gingen. Sie waren allein, hatten für das vertrauliche Gespräch mit der Regentin selbst ihre Diakone fortgeschickt. Bathildis versuchte, aus ihren Gesichtern zu lesen, ob sie schon von ihrem Vorhaben wussten oder ob es allein die Ermordung von Sigobrand war, die sie verstörte.
    Audoin von Rouen war der eine, noch dicker und schwerfälliger geworden in den letzten Jahren. Damals, nach der Ermordung des Metropoliten von Lyon, hatte er ihr hasserfüllt ins Gesicht geblickt. Nun seufzte er ergeben und sah verlegen an ihr vorbei.
    Der Blick des anderen hingegen war verschlagen. Leodegar von Autun war’s, von ihr stets unterstützt, weil sie Ebroin damitärgern konnte. Sie wusste nicht, was die Feindschaft zwischen den beiden Männern gezeugt hatte – nur dass von Leodegar oft berichtet wurde, wie gerne er heimlich den Major Domus nachäffte, und von Ebroin, wie er den Bischof hinter dessen Rücken als hinterlistig und ränkesüchtig beschimpfte.
    Noch ehe einer der Bischöfe das Wort ergreifen konnte, hob sie schon abwehrend die Hände.
    »Ich weiß, ich weiß, was ihr mir sagen wollt«, erklärte sie. »Dass ich nicht hätte zulassen sollen, dass Sigobrand heimlich gemeuchelt wurde. Nun, es ist nicht meine Schuld. Ich habe zwar ein Todesurteil gesprochen für den Fall, dass er nicht geständig sein sollte, es jedoch wieder aufgehoben. Leider war es zu spät. Ebroin hat ihn töten lassen, heimtückisch und hinterrücks wie eh
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