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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
Autoren: Magali Ségura
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konnte, war Ize. Ein leichtes Kneifen in der Brust rief ihm die Ereignisse in Erinnerung, die sein Geist mit diesem Ort verband. Er wandte den Kopf ab und zog den Zügel seiner Stute zur Seite. Fügsam trabte Nis auf den Wald zu, erleichtert, die schaurige Furt endlich hinter sich zu lassen.
    Andin war immer noch geistesabwesend und stumm. Die Kühle der Luft zwischen den Eichen und Weißbuchen glitt wie eine Liebkosung durch sein Haar, reichte aber nicht aus, ihn aus seiner Gedankenverlorenheit zu reißen. Selbst als Nis sich beunruhigt zeigte und so die Anwesenheit von Verfolgern verriet, vernachlässigte er die Warnung.
    » Hör mit diesem Getänzel auf! Wenn es irgendein Geschöpf in der Furt gab, ist es uns jetzt ganz bestimmt nicht mehr auf den Fersen!«
    Seine Stimme zeugte von Erregung, und als Nis ein weiteres Mal versuchte, ihn zu warnen, war sein schroffer Ton überraschend für sie. Sie machte doch keine Dummheiten! Um ihn nicht noch mehr zu reizen, hörte sie auf damit, ihre Unruhe zur Schau zu stellen, aber die Ungewissheit quälte sie weiterhin.Sie hielt ein Ohr nach vorn, das andere nach hinten gerichtet.
    Der ungepflasterte Weg wurde im Wald breiter. Andin erkannte die Stelle wieder: Sie näherten sich der Brücke-ohne-Wiederkehr. Nis machte noch einige Schritte, dann konnte er die Brücke sehen. Ein ganz kleiner Holzsteg über einen so lächerlich schmalen Graben hinweg, dass ein großer Schritt ausgereicht hätte, ihn zu übersteigen. Ein ganz kleiner Holzsteg, abgesetzt von den Bäumen und Sträuchern, der sich wie ein Tor auf eine Fläche voller Wiesen und Wald öffnete. Eine Einladung ins Verbotene.
    Der junge Mann stieg vom Pferd und betrachtete die Landschaft, versuchte, darin eine Illusion zu durchdringen. Das Herz tat ihm so weh, dass er gerne ein zweites Mal dieser Versuchung widerstanden hätte. Aber sie lebte dort. Das Mädchen-mit-den-blauen-Augen, Victoria, Elea– ganz gleich, welchen Namen er ihr gab oder für sie erhoffte, er spürte sie dort, ganz in der Nähe. Eine Kraft stieß ihn vorwärts.
    Die Feen? Wie können sie es wagen?
    Der Schmerz hielt Andin zurück. Aber er hatte Prinzessin Eline ein Versprechen gegeben, und er wollte um keinen Preis, dass sein Bruder Philip dasselbe Leid durchleben musste wie er. Er musste diese Brücke überqueren, um das junge Mädchen ein letztes Mal wiederzusehen– ganz gleich, welche Folgen das haben mochte!
    Er blickte zum Himmel empor. Das Azurblau nahm ihm die letzten Zweifel und Träume, so wie eine zarte Wolke zerfasert. Andin trat einen Schritt auf die Brücke zu und hielt dann inne. Er hatte Geräusche auf dem Pfad gehört, der von Süden her kam. Jemand näherte sich: Die Stimme entlockte ihm ein Lächeln.
    » Du musst keine Angst haben, Maja, er ist nicht so böse, wie man es sich erzählt.«
    Über das kleine, rothaarige Mädchen gebeugt, das aufmerksam lauschte, erschien Ophelia vor Andins Augen. Sie trug eines ihrer strengen Kleidchen, kupferrot und grau, wie bei ihrer Tante Askia, aber die Schürze war verschwunden, so auch das Hemd und die Haube. Ihre blonden Haare waren zwar noch zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, der in seiner Länge von zwei Kupferringen gebändigt wurde, aber es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass die junge Frau sich verändert hatte.
    Maja entdeckte Andin als Erste. Ihr sommersprossenübersätes Gesicht strahlte bei seinem Anblick: Sie erkannte ihn wieder! Abrupt ließ sie die Hand ihrer großen Schwester los und stürmte in die Arme des jungen Mannes, der sich hinhockte, um sie zu aufzufangen.
    Ophelia war angesichts von Andins Anwesenheit in diesem Teil des Waldes wie betäubt. Er war viel zu nahe an der Brücke -ohne-Wiederkehr!
    » Kommt er mit, Ophy?«, fragte das kleine Mädchen ganz begeistert. » Er beschützt uns vor…«
    » Maja!«, unterbrach sie das Mädchen mit besorgter, aber entschiedener Stimme.
    Der scharfe Blick ihrer Schwester brachte die Kleine sofort zum Schweigen. Ophelia musste kein weiteres Wort sagen.
    Andin setzte die enttäuschte Maja auf dem Boden ab. Sie blieb nahe bei ihm stehen, hoch aufgerichtet, den kleinen Bauch herausgestreckt. Ophelias Gesicht gewann seine Ruhe trotz der heiklen Situation zurück.
    » Du tauchst immer da auf, wo man nicht mit dir rechnet.«
    » Ich könnte das Gleiche über dich sagen. Ize liegt hinter dir, und das ist das letzte Dorf der Großen Ebene.«
    » Hier lässt es sich schön spazieren gehen«, antwortete sie und biss sich auf die
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