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Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Titel: Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
Autoren: Lauren Weisberger
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ihr seinen Kaschmirschal um und reichte ihr eine Thermosflasche mit heißem Kakao. Ihr Lieblingsgetränk. Dann schwang er sich behände hinter sie in den Sattel und ergriff die Zügel. Im nächsten Augenblick trabten sie auch schon die Seventh Avenue hinunter, hinter einer Polizeieskorte her, die ihnen den Weg frei machte.
    So wunderbar warm und geborgen Andy sich auch fühlte, ihre panische Angst konnte sie trotzdem nicht unterdrücken. Sie hatte ihren Auftrag nicht erfüllt, und dafür würde Miranda sie feuern, so viel stand fest. Aber womöglich war das noch lange nicht alles, was sie von ihr zu befürchten hatte. In ihrer Wut war Miranda zu allem fähig. Womöglich ließ sie ihre überaus guten Beziehungen spielen, damit Andy nie wieder eine Anstellung fand. Vielleicht wollte sie ihrer Assistentin eine Lektion erteilen und ihr ein für alle Mal zeigen, was einem Menschen blühte, der es wagte, Miranda Priestly nicht nur einmal, nein sogar zweimal im Stich zu lassen.
    »Ich muss zurück«, rief Andy, als das Pferd in Galopp fiel. »Max, du musst umdrehen und mich zurückbringen! Ich kann nicht …«
    »Andy! Hörst du mich, Liebling? Andy!«
    Sie riss die Augen auf. Laut hämmerte ihr das Herz in der Brust.
    »Alles ist gut, Schatz. Dir kann nichts passieren. Es war nur ein Traum. Ein böser Traum«, murmelte Max beruhigend auf sie ein, seine Hand kühl an ihrer Wange.
    Sie stemmte sich hoch. Die frühe Morgensonne fiel durch das Fenster herein. Kein Schnee, kein Regen, kein Pferd. Ihre nackten Füße lagen warm unter den seidenweichen Laken, und Max barg sie in seinen starken Armen. Sie holte tief Luft, und die Welt war erfüllt von seinem Duft: sein Atem, seine Haut, seine Haare.
    Es war nur ein Traum gewesen.
    Verschlafen blickte sie sich um. Es war noch viel zu früh am Morgen, um geweckt zu werden. Wo war sie? Was war geschehen? Erst beim Anblick des traumhaften Monique-Lhuillier-Kleids, das an der Tür hing, dämmerte ihr, dass das fremde Zimmer, in dem sie sich befand, eine Brautsuite war – ihre Brautsuite. Und sie selbst war die Braut! Sie bekam einen solchen Adrenalinstoß, dass sie im nächsten Augenblick senkrecht im Bett saß. Max gab einen überraschten Laut von sich. »Wovon hast du geträumt, Liebling? Doch hoffentlich nicht von unserer Hochzeit, hm?«
    »Nein, nein. Bloß von einem Geist aus meiner Vergangenheit.« Als sie sich hinüberbeugte, um ihm einen Kuss zu geben, zwängte sich Stanley, ihr Malteser-Welpe, zwischen sie. »Wie spät ist es? Aber he, Augenblick mal! Was suchst du denn eigentlich hier bei mir?«
    Max grinste sie mit dem spitzbübischen Lächeln an, das sie so liebte, und stand auf. Mit seinen breiten Schultern und dem Waschbrettbauch hatte er die Figur eines Fünfundzwanzigjährigen – nicht übertrieben muskelbepackt, aber durchtrainiert und sportlich.
    »Sechs Uhr. Ich hab mich in der Nacht zu dir reingeschlichen«, antwortete er, während er in die Hose seines Flanellpyjamas schlüpfte. »Ich war so einsam.«
    »Dann verschwinde mal lieber schnell, bevor dich noch jemand sieht. Deine Mutter kriegt Zustände, wenn sie erfährt, dass du die Braut schon vor der Trauung gesehen hast.«
    Max zog Andy aus dem Bett und schlang die Arme um sie. »Du brauchst es ihr doch nicht zu verraten. Ich hab es einfach nicht länger ohne dich ausgehalten.«
    Obwohl Andy die Entrüstete spielte, war sie insgeheim froh, dass er zum Kuscheln vorbeigekommen war – vor allem auch wegen ihres Alptraums. »Super.« Sie seufzte theatralisch. »Und jetzt schleichst du dich wieder auf dein Zimmer! Ich gehe noch kurz mit Stanley Gassi, bevor hier die Hölle losbricht.«
    Max zog sie an sich. »Es ist doch noch so früh. Wenn wir uns ein bisschen beeilen …«
    Sie lachte. »Nein!«
    Er gab ihr einen zärtlichen Abschiedskuss und schlüpfte zur Tür hinaus.
    Andy nahm Stanley auf den Arm und drückte ihm ein Küsschen auf die feuchte Nase. »Dann wollen wir mal, Stan!« Er war so überdreht, dass sie ihn sofort wieder absetzen musste, sonst hätte er ihr mit seinem Gezappel womöglich noch die Arme zerkratzt. Für ein paar kostbare Sekunden gelang es ihr tatsächlich, nicht mehr an ihren Traum zu denken, doch schon meldete er sich mit allen realistischen Einzelheiten wieder zurück. Andy riss sich zusammen: Es waren nur die Nerven. Der klassische Angsttraum. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
    Sie ließ sich das Frühstück aufs Zimmer kommen. Während sie Stanley mit Rührei und Toast fütterte,
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